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9783895006579

Herausgegeben von Ute Pietruschka und Michael P. Streck in Verbindung mit Beate Eschment

Symbolische Repräsentation und Wirklichkeit nomadischen Lebens

2010
17,0 x 24,0 cm, 216 S., 39 s/w Abb., Gebunden
68,00 €

ISBN: 9783895006579
Vorwort
Inhaltsverzeichnis

Kurze Beschreibung

Der vorliegende Band vereint Beiträge zweier Kolloquien des Sonderforschungsbereichs 586 „Differenz und Integration. Wechselwirkungen zwischen nomadischen und sesshaften Lebensformen in Zivilisationen der Alten Welt“ der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Universität Leipzig. Das Kolloquium „Symbolic Representations of Nomadic Identities“ untersuchte, inwiefern die Repräsentation nomadischen Lebens in der sesshaften „Außensicht“ wie auch der nomadischen „Innensicht“ symbolisch geprägt sein kann. Das Kolloquium „Kamel, Pferd und Rentier - Herdentiere und die Mobilität der Nomaden“ beschäftigte sich mit den nomadischen Herdentieren, die nomadisches Leben symbolisch repräsentieren und zugleich essentieller Bestandteil nomadischer Lebenswirklichkeit sind.

Ausführliche Beschreibung

Kamel, Pferd, Rentier - diese Herdentiere sind essentieller Bestandteil nomadischer Lebenswirklichkeit und gelten zugleich als sinnfällige Symbole des Nomadentums. In zwei Kolloquien des Sonderforschungsbereichs 586 „Differenz und Integration. Wechselwirkungen zwischen nomadischen und sesshaften Lebensformen in Zivilisationen der Alten Welt“, angesiedelt in Halle und Leipzig, wurde erstmals versucht, diese Symbolik als Teil der Interaktion zwischen Nomaden und Sesshaften unter verschiedenen Aspekten und in einem weit gespannten zeitlichen und geographischen Rahmen zu untersuchen. Der Tagungsband bietet Einblick in die Arbeit eines großen, international einzigartigen Forschungsverbundes zu den Beziehungen zwischen Nomaden und Sesshaften und liefert Ergebnisse zur Bedeutung von Symbolen für die nomadische Identität und zur symbolischen wie realen Funktion von Herdentieren im nomadischen Leben, wobei der „Decodierung“ von Symbolen für nomadisches Leben abhängig von kulturellen, sozialen und religiösen Kontexten besonderes Augenmerk gewidmet wurde.

Zu den Beiträgen:
Ute Pietruschka behandelt syrisch- und griechischsprachige Texte, welche die Symbolik der Wüste aufgreifen. Bertram Schmitz geht in seinem Aufsatz auf das Symbol des Zeltes aus der israelitischen Religion ein. Ines Stolpe beleuchtet in ihrem Beitrag den Import des Sowjetsterns in die Mongolei. Elif Dagyeli untersucht die Visualisierung von Symbolen auf Filzteppichen kirgisischer Nomaden. Renate Heckendorf zeigt in ihrem Aufsatz, auf welche Schwierigkeiten der Archäologe stößt, der prähistorische Felsmalereien auf ihrem symbolischen Gehalt hin untersuchen will. Uta Schillings Beitrag fragt danach, durch welche sprachlichen Normen der Begriff „Nomade“ im Kasachischen (köspendí) innerhalb der Sprachgemeinschaft der Kasachen in der Mongolei geprägt ist. Judith Rosenhouse beschäftigt sich in ihrem Aufsatz mit Beduinen-Dialekten in Israel. Der Beitrag von Michael Herles behandelt das Kamel in archäologischen und keilschriftlichen Quellen des antiken Mesopotamiens vom 3. bis zum 1. Jahrtausend v. Chr. Herbert Eisensteins Aufsatz untersucht die kulturgeschichtliche Bedeutung des Kamels in der klassisch arabisch-islamischen Periode. Akasoys Beitrag widmet sich der Kamelbeschreibung in der altarabischen Dichtung anhand des vor- und frühislamischen Dichters Ka’b ibn Zuhair.
Der Band richtet sich an Orientalisten, Ethnologen, Historiker und Archäologen, die sich mit dem Thema Nomadismus beschäftigen.

Autoreninfo

Michael P. Streck
Promotion in Altorientalistik 1992, Habilitation 1998, Heisenberg-Stipendiat der deutschen Forschungsgemeinschaft 1999 bis 2003, Träger des Jonas C. Greenfield Prize for Younger Semitists der American Oriental Society 2003, seit 2003 Lehrstuhl für Altorientalistik an der Universität Leipzig. Seit 2004 Herausgeber des „Reallexikons der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie“ und Mitglied des Sonderforschungsbereichs „Differenz und Integration. Wechselwirkungen zwischen nomadischen und sesshaften Lebensformen in Zivilisationen der Alten Welt“ an den Universitäten Halle und Leipzig.

Ute Pietruschka
Promotion in Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients 1986. Forschungsschwerpunkte: Orientalisches Christentum, Tradierung griechischen Gedankengutes im Vorderen Orient. Mitglied des SFB 586 2004 bis 2008. Seit 2009 Leiterin des Projektes „Corpus der arabischen und syrischen Gnomologien“.

Beate Eschment
Promotion in osteuropäischer Geschichte an der Universität Hannover. Forschungsschwerpunkte: Russische und sowjetische Geschichte sowie aktuelle Entwicklungen der zentralasiatischen GUS-Republiken. Mitglied des SFB 586 von 2004 bis 2008. Zur Zeit wiss. Mitarbeiterin an der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen.

Reihentext


Hg. im Auftrag des SFB von Jörg Gertel, Stefan Leder,
Jürgen Paul und Bernhard Streck

Nomadische und sesshafte Lebensformen koexistieren in weiten Teilen der Welt, insbesondere im altweltlichen Trockengürtel, seit mehreren tausend Jahren. Die Erforschung ihrer Interaktion soll in der Reihe Nomaden und Sesshafte dokumentiert werden. Erst seit vergleichsweise wenigen Jahren hat die Einsicht an Geltung gewonnen, dass Nomadismus als Teil übergreifender ökologischer, ökonomischer, politischer und kultureller Systeme in den Blick genommen zu werden verdient, weil Formen des Kontakts mit der Welt der Sesshaften historische Zivilisationen über lange Zeiträume mitgeprägt haben und noch heute, unter anderen Bedingungen, Wirkung entfalten. Austausch und Konflikt zwischen Nomaden und Sesshaften, wie auch Prozesse der Anpassung und Abgrenzung haben sich auf unterschiedliche Lebensbereiche ausgewirkt. Ökonomie und Militärwesen, politische und soziale Ordnungen, Sprache und in Kunst, Vorstellungswelten und Identitätskonstruktionen geben dies zu erkennen. Mit der Wahrnehmung der Vielfalt und Wirkmächtigkeit dieser Interaktion ist eine Forschungsperspektive angelegt, welche die Aufgaben des 2001 einrichteten Sonderforschungsbereichs "Differenz und Integration – Wechselwirkung zwischen nomadischen und sesshaften Lebensformen in Zivilisationen der Alten Welt" bestimmt.
Der interdisziplinäre Rahmen des Sonderforschungsbereichs erlaubt die Beteiligung mehrerer Disziplinen, wie Archäologie und Geschichte, Literaturwissenschaft und Ethnologie, Geographie und Agrarökonomie; ihr Zusammenwirken verspricht Erträge, die eine Vielzahl von Perspektiven und Wissensbereichen erschließen.

Schlagworte

Anthropologie (79) || Beduinen (5) || Biografien und Sachliteratur (115) || Gesellschaft und Kultur, allgemein (408) || Kultur- und Medienwissenschaften (303) || Kulturelle Identität (6) || Kulturwissenschaften (285) || Literarische Essays (62) || Mittlerer Osten (16) || Nomaden (15) || Nomadismus (4) || Sesshaftigkeit || Sozial- und Kulturanthropologie, Ethnographie (77) || Soziologie und Anthropologie (108) || Vorderer Osten