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9783895005824

Leypold, Christina

Bankettgebäude in griechischen Heiligtümern

2008
17,0 x 24,0 cm, 368 S., 138 s/w Strichzeichnungen, 69 s/w Fotos, Gebunden
82,00 €

ISBN: 9783895005824
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Probekapitel

Kurze Beschreibung

Der Verzehr des Opferfleisches war ein zentraler Bestandteil griechischer Götterfeste. Einige Heiligtümer verfügten neben den temporär aufgestellten Festzelten auch über dauerhafte Bauten, in welchen auf Klinen gelagert das Kultmahl eingenommen wurde. Diese sakralen Bankettgebäude stellten seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. bis in hellenistische Zeit vielerorts einen wichtigen Bestandteil der Heiligtumsinfrastruktur dar. Anhand ihrer architektonischen Gestalt, der Platzierung im Heiligtumsareal sowie der literarischen Überlieferung erschließt die Autorin den bislang kaum bekannten funktionalen Kontext und die potentiellen Benutzer dieser herausgehobenen Räume.

Ausführliche Beschreibung

Das Bankett im Heiligtum bildete in der griechischen Antike einen zentralen Bestandteil der Kultfeste: Der Verzehr des Opferfleisches bedeutete für die ganze Bürgerschaft einer Polis den besonderen und keineswegs alltäglichen Genuss einer reichlichen Fleischmahlzeit. In der Regel schmauste und feierte die Festgemeinschaft nach dem Opferritual unter freiem Himmel oder in temporär errichteten Zelten und Hütten. Einige Heiligtümer besaßen jedoch eine besondere Ausstattung: Gebäude, die eigens für die sakralen Bankette errichtet worden waren und in welchen eine auserwählte Personengruppe abgesondert vom turbulenten Fest tafelte.
Die Monographie erfasst das Thema sakraler Speisebauten erstmals in seiner Gesamtheit und liefert neue Grundlagenforschung zur architektonischen Ausstattung griechischer Heiligtümer und ihrem vielschichtigen funktionalen Kontext: Woran kann man einen solchen Bankettbau auch bei schlechtem Erhaltungszustand erkennen? Welche Stellung nahmen diese Speisebauten innerhalb der Sakralarchitektur ein? Welche Bedeutung kam ihnen bei den Götterfesten zu? Und welche Personen genossen das Privileg, ihr Kultmahl in diesem besonderen architektonischen Rahmen einzunehmen?
Christina Leypold geht diesen vielfältigen Fragen in einer minutiösen und dennoch anschaulichen Analyse von Grund auf nach: Bisherige Vorgehensweisen bei der Identifizierung architektonischer Reste als sakrale Banketträumlichkeiten werden auf den Prüfstand gestellt und klare Kriterien zur Funktionsbestimmung neuer archäologischer Befunde erarbeitet. Auf der Basis einer umfassenden Materialvorlage, die Speisebauten aus dem Zeitraum vom 7. Jahrhundert v. Chr. bis in hellenistische Zeit einschließt, wird die erstaunliche architektonische Vielfalt dieser Gebäudegattung präsentiert, in welcher sich gleichermaßen funktionale Ansprüche und lokalspezifische Besonderheiten niederschlagen. Dem Leser erschließt sich, inwiefern bauliche Elemente speziell für die sakralen Speiseanlagen entwickelt wurden und in welchem konkreten Zusammenhang sie mit ihrer Nutzung standen. Leypold richtet den Fokus insbesondere auch auf den bislang kaum bekannten kultischen Kontext der Bauten, wobei sie neue methodische Wege geht: Die Plazierung der Bankettgebäude im Heiligtumsareal wird als Indikator nicht nur für ihren räumlichen, sondern auch für ihren funktionalen Bezug zum Kultgeschehen ausgewertet, was ermöglicht, zwischen verschiedenartigen Speiseanlässen zu differenzieren. Indem die Autorin die Erkenntnisse aus ihrer Analyse mit den Informationen literarischer und epigraphischer Zeugnisse zusammenführt, macht sie die potentiellen Nutzer der Bankettrräume ausfindig und erhellt entscheidend die Bedeutung der Banketträume als Bestandteil der Heiligtumsinfrastruktur.

Rezensionen

„Dieses Handbuch zu den „Bankettgebäuden in griechischen Heiligtümern“ darf in keiner archäologischen Bibliothek fehlen und sollte unbedingt auch von jedem fachnahen Kollegen konsultiert werden, der sich mit der Umverteilung ökonomischen Überschusses in Gestalt von Fleisch und Wein unter dem Schutz des Altars - kurz mit der gesellschaftlichen Funktion von Religion - im antiken Griechenland beschäftigt!“

Prof. Dr. Erich Kistler

In: Göttinger Forum für Altertumswissenschaft 13 (2010) 1193-1197.
http://gfa.gbv.de/dr,gfa,013,2010,r,18.pdf
(16. Dezember 2010)

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„Eine kurze Zusammenfassung, der Abbildungsnachweis, ein nützliches Register und ein wahrlich opulenter Tafelteil (127 Tafeln), welcher die besprochenen Anlagen in Grundrissen, Steinplänen und Fotos illustriert, beschließen das durchweg sehr gut geschriebene und überaus informative Buch von Christina Leypold, das zu einem Standardwerk auf seinem Gebiet avancieren dürfte.“

Von Holger Schwarzer

In: Gnomon. 82 (2010). S. 252-257.

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„Durch die Beweisführung L.s muß man wohl in Olympia von den altbekannten Erzählungen der Touristenführer eines Gästehauses im Leonideion für die griechische Zeit Abschied nehmen, gleiches gilt für das Wächterhaus in Sounion neben dem „propylon“. Das Dionysos-Heiligtum in Yria auf Naxos fehlt in der Befunddiskussion, obwohl es auf den Tafeln 126–127 und in der Auswertung aufgeführt wird.
Die Auswertung der Befunde (142–208) ist unterteilt in die Kernfragen der Identifizierung, der architektonischen Formen, der Lokalisierung und der Nutzung der Banketträume. Hierbei werden die Gebäude unterschiedlich qualifiziert: Klinen aus Steinquadern, gebaute Klinen, Reste von Steinstützen für Klinen, Einlassungsspuren im Gemäuer als Nachweis einer Klinenausstattung, Nachweis von Estraden mit deren Problematik und dann – das wohl schwächste Kriterium – Raummaße und exzentrische Position des Einganges stellen L.s Ordnungskriterien dar. Hier wären Bezüge zu nichtsakralen Banketträumen als Vergleich und Stütze wünschenswert. Als weitere Kriterien der Identifizierung dienen Bodenbelag und Drainagen, Türen und Fenster, Wandgestaltung und figürlicher Schmuck, Herdstellen, Speise- und Trinkgeschirr sowie organische Reste der Opfermahlzeiten. L. erörtert die unterschiedlichen Formen der Architektur von Gebäuden, die jeweilige Plazierung dieser innerhalb der Heiligtümer, und versucht die Nutzer zu identifizieren (193–01).
Abgeschlossen wird die Untersuchung durch eine kurze ausgewogene Zusammenfassung (207–208). Es folgen die Abbildungsnachweise, ein Ortsregister und die Tafeln. Auf L.s Ansätzen und Kriterien wird die archäologische und sozialhistorische Forschung insbesondere für die Kaiserzeit aufbauen können.“

Von Stefan Sommer

In: Klio. 91 (2009) 2. S. 522–523.

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„Enfin, par la comparaison des plans, elle réussit à lever des indices précieux sur les utilisateurs potentiels de ces installations, faisant des résultats de cette recherche à la fois précise et pertinente, un jalon dans l’approfondissement de notre connaissance des sanctuaires grecs.“

In: Museum Helveticum. (2009). S. 178.

Autoreninfo

Christina Leypold studierte in Tübingen, Athen, Würzburg und Bamberg Klassische Archäologie, Alte Geschichte, Kunstgeschichte und Denkmalpflege. Im Jahr 2006 promovierte sie im Fach Klassische Archäologie an der Universität Würzburg. Ihre Forschungsschwerpunkte sind griechische Heiligtümer und antike Architektur. Zur Zeit führt sie im Auftrag des Deutschen Archäologischen Instituts ein Forschungsprojekt zur Statuenaufstellung im Zeusheiligtum von Olympia durch.

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