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9783954901722

Baitinger, Holger

Mitarbeit: Alvarez-Dossmann, Evelyn

Selinus V. Die Metallfunde aus Selinunt

Der Fundstoff aus den Grabungen des Deutschen Archäologischen Instituts auf der Agora

2016
24,5 x 34,0 cm, 308 S., 324 farb. Abb., 584 s/w Abb., 84 Tafeln, 1 Beilage, Leinen
78,00 €

ISBN: 9783954901722
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Probekapitel

Kurze Beschreibung

Bei den Ausgrabungen der Abteilung Rom des Deutschen Archäologischen Instituts auf der Agora der griechischen Koloniestadt Selinunt im Südwesten Siziliens sind zahlreiche metallene Kleinfunde zutage gekommen, die ein weiträumiges Beziehungsgeflecht zwischen Süd- und Zentralfrankreich im Westen sowie dem Kaukasus und Zypern im Osten belegen. Eine große Anzahl einheimisch-sizilischer und fremder Metallobjekte kontrastiert mit einer vergleichsweise geringen Menge griechischen Materials. Der fragmentarische Erhaltungszustand vieler Objekte und signifikante Zerstörungsspuren weisen darauf hin, dass es sich nicht um normalen „Siedlungsabfall“ handelt, sondern um Material mit „prämonetärem“ Charakter.

Ausführliche Beschreibung

Bei den Ausgrabungen der Abteilung Rom des Deutschen Archäologischen Instituts auf der Agora der griechischen Koloniestadt Selinunt im Südwesten Siziliens sind in großer Zahl Kleinfunde aus Bronze, Eisen, Blei und Silber zutage gekommen, die im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts zwischen 2009 und 2011 wissenschaftlich ausgewertet wurden. Der Metallfundkomplex aus Selinunt ist der bislang größte dieser Art im westgriechischen Bereich und der erste umfangreiche Fundbestand aus einer griechischen Stadt archaischer Zeit, der zusammenfassend veröffentlicht wird; die größten Komplexe an Metallobjekten aus der griechischen Welt kennt man bislang vorwiegend aus bedeutenden Heiligtümern wie Olympia oder Delphi.
Die 1137 im Katalog erfassten Objekte belegen ein riesiges Einzugsgebiet der Hafenstadt Selinunt, das von Süd- und Zentralfrankreich im Westen bis in den Kaukasus und Zypern im Osten reicht. Erstaunlich ist der hohe Anteil an einheimisch-sizilischen Metallfunden und an Fremdstücken aus teilweise weit entfernten Regionen des Mittel- und Schwarzmeerraums, während griechisches Material in vergleichsweise geringen Mengen vorkommt. Das breit gefächerte Spektrum der Funde umfasst unter anderem Waffen und Rüstungsstücke, Teile von Gefäßen, Schmuck und Trachtbestandteile sowie Werkzeuge und Geräte, aber auch Rohmetall, Halbfabrikate, Gussabfälle und Schlacken. Ein erheblicher Teil der aus Buntmetall hergestellten Objekte ist nur fragmentarisch erhalten und nicht selten erkennt man Spuren willentlicher Zerstörung. Verblüffende Übereinstimmungen mit Material aus südfranzösischen „Brucherzhorten“ legen die Vermutung nahe, dass ein nennenswerter Teil der Bronzen aus Selinunt bereits in fragmentarischem Zustand dorthin gelangte, es sich also nicht um normalen „Siedlungsabfall“ handelt, sondern vielmehr um Material, dem zumindest teilweise ein „prämonetärer“ Charakter zukam. In diese Richtung weist auch der Umstand, dass die Zahl der Metallobjekte insbesondere in den frühesten Schichten der Agora (spätes 7./erste Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr.) sehr hoch ist, während er ab der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. – also nach der Einführung der Münzprägung in Selinunt – stark rückläufig ist.
Die Publikation der Metallobjekte von der Agora in Selinunt stellt somit ein wichtiges Referenzwerk dar, dessen Bedeutung weit über Sizilien hinaus auch für die Ägäis, den westlichen Mittelmeerraum und Westeuropa große Bedeutung besitzt.

Autoreninfo

Dr. Holger Baitinger M. A. wurde 1965 in Stuttgart geboren. Er studierte im Hauptfach Vor- und Frühgeschichte an den Universitäten in Tübingen und München, wo er 1995 mit einer Arbeit über „Die Hallstattzeit im Nordosten Baden-Württembergs“ promoviert wurde. Nach dem Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts beschäftigte er sich in mehreren Forschungsprojekten mit Metallfunden aus dem Zeusheiligtum von Olympia, dem frühkeltischen Fürstensitz auf dem Glauberg in Hessen, mit Waffenweihungen in griechischen Heiligtümern sowie mit der Interaktion zwischen Griechen und Indigenen auf Sizilien im Spiegel der Metallfunde. Im Jahre 2004 wurde er zum Korrespondierenden Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts gewählt, seit 2008 gibt er regelmäßig Lehrveranstaltungen an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Seit 2012 ist er am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz tätig.

Reihentext


Seit 1973 erscheinen in der renommierten Reihe „Sonderschriften des Deutschen Archäologischen Instituts Rom“ Monographien zu bedeutenden Forschungen in Italien und Nordafrika. In Vorbereitung sind Studien zu herausragenden Bauten der griechisch-römischen Antike wie dem Poseidontempel in Paestum, den Befestigungen des antiken Syrakus oder dem Kolosseum in Rom.

Schlagworte

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