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9783954900459

Herausgeber: Gippert, Jost; Tandaschwili, Manana

Der Recke im Tigerfell

Schota Rusthaweli. Ein altgeorgisches Poem. Deutsche Nachdichtung von Hugo Huppert

2014
17,0 x 24,0 cm, 264 S., 56 farb. Abb., Leinen
29,90 €

ISBN: 9783954900459
Probekapitel

Kurze Beschreibung

Shota Rustawelis “Recke im Tigerfell” gilt als das Nationalepos der Georgier. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstanden, verbindet es in eindrucksvoller Weise christlich-orthodoxes Gedankengut mit Einflüssen der griechisch-antiken Philosophie und der persisch-islamischen Kultur, die die deutsche Nachdichtung von Hugo Huppert aus dem Jahre 1955 originalgetreu wiederzugeben versucht. Illustriert ist die vorliegende Ausgabe durch 54 Miniaturen aus der Handschrift S-5006 des Handschriftenzentrums in Tbilisi, die etwa aus dem 17.-18. Jahrhundert stammen dürften und die in ihrer filigranen Ausgestaltung klare Einflüsse persischer Vorbilder zeigen.

Ausführliche Beschreibung

Shota Rustawelis „Recke im Tigerfell“, weithin als das Nationalepos Georgiens anerkannt und seit 2013 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen, ist ein in vielerlei Hinsicht bemerkenswertes Werk. Am Übergang vom 12. zum 13. Jahrhundert und damit etwa 800 Jahre nach Beginn der georgischen Schriftlichkeit entstanden, markiert es eine scharfe Abkehr weg von dem christlich-orthodox determinierten, im Wesentlichen theologisch ausgerichteten Schrifttum, das die altgeorgische Periode bis dahin prägte. Auch Shota Rustawelis Werk kann seinen christlichen Hintergrund nicht verleugnen; es ist jedoch zugleich durch andere Strömungen gekennzeichnet, die sich im damaligen Georgien begegneten: zum einen eine lebhafte Auseinandersetzung mit der antiken griechischen Philosophie, die vielfach als die „georgische Renaissance“ bezeichnet worden ist, und zum anderen der allgegenwärtige Einfluss persisch-islamischer Kultur, einschließlich der durch Autoren wie Firdousī oder Nizamī vertretenen Dichtkunst.
Über die Person Shota Rustawelis ist, der Bedeutung seines Werkes zum Trotz, erstaunlich wenig Sicheres bekannt. Man wird jedoch nicht weit fehlgehen, wenn man seine Lebenszeit auf etwa die Jahre 1172 bis 1216 ansetzt. Die letzten Jahre seines Lebens dürfte der Dichter nicht in Georgien, sondern im Kreuzkloster in der Nähe von Jerusalem verbracht haben, das im 11. Jahrhundert von Georgiern erbaut worden war.
Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert hat es zahlreiche Versuche gegeben, Shota Rustawelis Versdichtung in andere Sprachen zu übersetzen, darunter auch ins Deutsche. Welche Schwierigkeiten dies bereiten kann, zeigt sich bereits am Titel des Epos selbst, für den Varianten wie „Der Mann im Tigerfell“, „Der Mann im Pantherfell“, „Der Held im Pantherfell“, „Der Ritter im Tigerfell“, „Der Recke im Tigerfell“ oder auch einfach „Das Pantherfell“ existieren. Problematischer als der Titel des Werks dürfte für jeden Übersetzer die metrische Gestalt von Rustawelis Versdichtung sein. Sämtliche Strophen des Epos sind in einem Vierzeiler mit identischem Reimausgang gehalten, bei dem jede Verszeile sechzehn Silben umfasst und zusätzlich durch eine Zäsur in der Mitte gekennzeichnet ist. Lediglich die hier neu herausgegebene Nachdichtung des österreichischen Autors Hugo Huppert (1902-1982) aus dem Jahre 1955 versucht, diese Versform soweit wie möglich nachzuahmen, was ihr einen besonderen Rang verleiht.
Illustriert ist die vorliegende Ausgabe durch 54 Miniaturen aus der Handschrift S-5006 des Handschriftenzentrums in Tbilisi, die etwa aus dem 17.-18. Jahrhundert stammen dürften und die in ihrer filigranen Ausgestaltung klare Einflüsse persischer Vorbilder zeigen.

Rezensionen

„Allein schon die bibliophile Ausgabe in die Hand zu nehmen, ist eine Freude – den Schuber bereits schmücken alte georgische, persisch-orientalisch anmutende Miniaturen. Das Buch selbst – ein Druck auf zart getöntem Papier – wartet mit zahlreichen weiteren filigran gestalteten Miniaturen auf, welche die im Epos geschilderten Ereignisse begleiten. (...) Es ist das Verdienst der Herausgeber und des Verlags, diesen literarischen Schatz erneut deutsch, ja endlich gesamtdeutsch zugänglich gemacht zu haben, mit bündigen Auskünften nach neuestem Wissensstand zu Schota Rusthaweli, zur Überlieferung des Poem-Textes über die Jahrhunderte – mündlich, mittels Handschriften, später in Druckform –, zu wechselnden Wertungen im Laufe der Zeit, zu den Miniaturen, zur Nachdichtung. Mit Angaben zu vielen Stellen des georgischen Originals.“

Kristiane Lichtenfeld

In: Bücherlese, Ein Magazin für Leserinnen und Leser, SR 2 KulturRadio, 20. Juli 2016, 19:15-20:00 Uhr.

Autoreninfo

Prof. Dr. Manana Tandaschwili (1960) lehrt am Institut für Empirische Sprachwissenschaft der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Sie leitet den Schwerpunkt Kaukasische Sprachwissenschaft innerhalb des Studiengangs Empirische Sprachwissenschaft und hat in jüngerer Zeit mit georgischen Partnern zahlreiche Projekte zu kaukasiologischen Fragestellungen durchgeführt. Als Gründerin des Georgischen Kulturforums und des Literatursalons Euterpe hat sie verschiedene Übersetzungen georgischer Literaturwerke ins Deutsche initiiert und Kulturveranstaltungen organisiert.

Prof. Dr. Jost Gippert (1956) ist Inhaber des Lehrstuhls für Vergleichende Sprachwissenschaft am selben Institut. Er ist Koordinator des Studiengangs Empirische Sprachwissenschaft und hat sich seit geraumer Zeit intensiv mit kaukasischen Sprachen und Quellen auseinandergesetzt. Er ist ausländisches Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Gelati in Georgien und in enger Kooperation mit verschiedenen georgischen Hochschulen verbunden. Zu seinen Langzeitprojekten gehört die Schaffung eines umfassenden digitalen Corpus der georgischen Sprache.

Schlagworte

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