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Etruskische Heiligtümer des 8.–5. Jhs. v. Chr. als Wirtschaftsräume und Konsumptionsorte von Keramik
2022
21,0 x 29,7 cm, 380 S., 123 s/w Abb., 4 farb. Abb., 28 Tafeln, Gebunden
ISBN: 9783954905171
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21,0 x 29,7 cm, 380 S., 123 s/w Abb., 4 farb. Abb., 28 Tafeln, Gebunden
119,00 €
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Kurze Beschreibung
Während zahlreiche Aspekte der etruskischen Religion durch Tagungen, Publikationen und aktuelle Ausgrabungen intensiv erforscht und diskutiert werden, fehlen noch Überblickswerke zur sozio-politischen und ökonomischen Bedeutung der religiösen Sphäre in der etruskischen Gesellschaft. Im Band werden Heiligtümer mit ihren Keramikfunden und Gefäßinschriften im etruskischen Kernland des 8.–5. Jhs. v. Chr. als Wirtschaftsräume untersucht. Die Analyse erfolgt durch drei übergeordnete Fragestellungen: die Rekonstruktion von Konsummustern anhand von Gefäßfunden, die Identifizierung der Produktionen und Gewerbe im Sakralkontext und schließlich die Auswertung der etruskischen Sakrallandschaft als Indikator für sozio-politische Strukturen und Prozesse.Ausführliche Beschreibung
Auch wenn Religion ein aktuelles und vieldiskutiertes Themenfeld der etruskisch-italischen Forschung ist, fehlen noch intensive Studien zu ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und zur Sakralwirtschaft im ‚vorrömischen‘ Italien. In diesem Band werden etruskische Heiligtümer des 8.–5. Jhs. v. Chr. gezielt als Wirtschaftsräume analysiert. Das Untersuchungsgebiet bildet das etruskische Kernland zwischen Arno und Tiber, als Datengrundlage dienen 51 Sakralkontexte mit quantitativ auswertbaren Keramikfunden und 334 Gefäßinschriften. Die Untersuchung erfolgt über drei übergeordnete Fragestellungen.(1) Keramik als Konsumptionsgut. Anhand statistischer Auswertungen von Keramik werden Verteilungen und Funktionen von Gefäßformen und -gattungen, aber auch Aktivitäten und rituelle Praktiken in Sakralkontexten rekonstruiert. Mit diesen Analysen werden außerdem chronologische Entwicklungen und Konsummuster nachvollzogen und die grundlegenden Unterschiede im Keramikkonsum zwischen Süd- und Nordetrurien erfasst. Ebenso werden Funktionen von kultisch konnotierten Gefäßen (etwa Miniaturgefäße, Kernoi oder Thymiateria) sowie von Kultdarstellungen und Altarszenen auf etruskischer Keramik diskutiert. Schließlich geht es auch um die Rolle griechischer Importkeramik in Heiligtümern, hier werden insbesondere Gefäßformen und Bildthemen analysiert.
(2) Produktion und Gewerbe. Für diesen Aspekt der etruskischen Sakralwirtschaft werden Töpfereien, Metallverarbeitungen und Textilproduktionen untersucht. Im Fokus stehen Fragen nach den Organisationsformen der in Sakralorten eingebetteten handwerklichen Aktivitäten sowie nach der Bedeutung dieser für die Kultplätze und für die etruskische Wirtschaft. Außerdem geht es hier um die Rolle von Schrift und Literalität in etruskischen Heiligtümern, etwa in Form von Schreibstätten (scriptoria) oder bei der Erstellung von Votivtexten. Abschließend werden etruskische Sakralorte als Institutionen für Gewichtstandards und als Aufbewahrungsorte von Gewichten (ponderaria) diskutiert.
(3) Die Entwicklung und die politische Ökonomie der etruskischen Sakrallandschaft. In diesem Kapitel werden repräsentative Indikatoren der etruskischen Sakrallandschaft ausgewertet, um sozio-politische Strukturen und Prozesse zu rekonstruieren. Zu diesen Indikatoren zählen etwa Laufzeiten von Heiligtümern, Sakralarchitektur, Keramik, Gefäßinschriften und Gentilnamen in Votivinschriften. Auf dieser Grundlage wird ein überregionales Modell in fünf Phasen zur sozio-politischen Bedeutung des religiösen Feldes und von Heiligtümern in der etruskischen Gesellschaft vorgeschlagen.
Die Ergebnisse der drei übergeordneten Fragestellungen resultieren schließlich in ein Gesamtbild einer etruskischen Sakralwirtschaft des 8.–5. Jhs. v. Chr., in dem ein breites Spektrum an rituellen Handlungen, Konsummechanismen, handwerklichen Aktivitäten und sozio-politischen Prozesse sichtbar wird.
Autoreninfo
Robinson Peter Krämer, geboren 1986, Studium der Fächer Klassische Archäologie, Alte Geschichte und Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie an den Universitäten Bonn und Antalya, 2011 Magister Artium. 2013 Doktorandenstipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, 2013–2016 Promotionsstelle im DFG-Graduiertenkolleg 1878 ‚Archäologie vormoderner Wirtschaftsräume‘ in Köln und Bonn. 2016 Promotion an der Universität Bonn mit der Arbeit ‚Etruskische Heiligtümer des 8.–5. Jhs. v. Chr. als Wirtschaftsräume und Konsumptionsorte von Keramik‘; 2017/2018 Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts. Seit 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Heinrich Schliemann-Institut für Altertumswissenschaften der Universität Rostock im Fachbereich Klassische Archäologie. Forschungsschwerpunkte umfassen Etrurien und Mittelitalien im 8.–5. Jh. v. Chr., Sakralwirtschaft sowie transmediterrane Kulturkontakte des 7.–6. Jhs. v. Chr. Derzeit untersucht er in seinem Habilitationsvorhaben Kommunikationsstrategien und Repräsentationspraktiken in öffentlichen Räumen Griechenlands des 3.–1. Jhs. v. Chr.Reihentext
Herausgeber:
Nadin Burkhardt
Henner von Hesberg
Erich Kistler
Alessandro Naso
Richard Neudecker
Christina Nowak
Ellen Thiermann
Die Reihe „Italiká“ nimmt monographische Werke und thematisch einheitliche Sammelschriften aus den Gebieten der Altertumskunde auf, die sich im weitesten Sinne mit Quellen, Befunden und Funden auf dem Territorium des heutigen Italien in vorrömischer Zeit befassen. Bei der Auswahl der Manuskripte legt die Gruppe der HerausgeberInnen besonderen Wert auf methodisch und theoretisch innovative Ansätze, die das weit gefächerte Spektrum der komplexen Welt der Kulturkontakte exemplarisch beleuchten. Die Reihe soll die Forschung zu den italischen Kulturen intensivieren und ihr mehr Gewicht verleihen. Der griechische Begriff „Italiká“ betont den von außen gerichteten Blick auf Italien, steckt den geographischen Rahmen ab und unterstreicht den zeitlichen Schwerpunkt auf die vorrömische Periode. Die Redaktion der Bände wird durch die jeweiligen Autoren bzw. Herausgeber selbst getragen, und die Mittel für die Drucklegung für jeden Band neu eingeworben.