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9783895006425

Bretan, Andreea

Die syrische Steppe

Mobile Viehzucht, internationale Entwicklungshilfe und globale Märkte

2010
17,0 x 24,0 cm, 208 S., 13 s/w Tabellen, 15 farb. Abb., 5 s/w Abb., 6 Schaubilder, Gebunden
68,00 €

ISBN: 9783895006425
Inhaltsverzeichnis
Probekapitel

Kurze Beschreibung

Die syrische Steppe steht seit 50 Jahren im Mittelpunkt einer Debatte um Überweidung, Umweltschutz und ländliche Entwicklung. Staatliche und internationale Institutionen erklären dabei die mobilen Viehzüchter, die in der Steppe leben und wirtschaften, zu Verursachern einer fortschreitenden Bodendegradation. In einer konzentrierten Aktion sollen 60 Prozent der Steppe durch Weideschutzreservate aufgeforstet werden. Dies hat weit reichende Folgen für die syrischen Pastoralnomaden. Große Flächen der Steppe werden für sie zu no-go-areas. Sie müssen diese Gebiete umfahren, dürfen dort nicht zelten und verlieren die Kontrolle über die Entscheidung, wann sie die nachgewachsenen Ressourcen abweiden. Der wachsende Druck auf die wenigen freibleibenden Steppengebiete führt zu Konflikten und ökonomischen Krisen.
Andreea Bretan verfolgt die Geschichte der Projekte und geht den Diskursen nach, die die Steppe als „Interventionsraum“ legitimieren. Welche Auswirkungen haben die teilweise widersprüchlichen Eingriffe auf den Alltag und das Lebensumfeld syrischer Pastoralnomaden? Die Studie stellt die Bandbreite, aber auch Beschränkungen der flexiblen Anpassung mobiler Viehzüchter dar. Abgerundet wird der Band durch eine Erörterung der ökonomischen und politischen Bedingungen, welche die Beziehungen von Nomaden und Sesshaften im heutigen Syrien rahmen. So entsteht ein vielschichtiges Bild der institutionellen und persönlichen Verflechtung von Steppe, Dorf und Stadt.

Ausführliche Beschreibung

Die syrische Steppe steht seit 50 Jahren im Mittelpunkt einer Debatte um Überweidung, Umweltschutz und ländliche Entwicklung. Staatliche und internationale Institutionen erklären dabei die mobilen Viehzüchter, die in der Steppe leben und wirtschaften, zu Verursachern einer fortschreitenden Bodendegradation. In einer konzentrierten Aktion sollen 60 Prozent der Steppe durch Weideschutzreservate aufgeforstet werden. Dies hat weit reichende Folgen für die syrischen Pastoralnomaden. Große Flächen der Steppe werden für sie zu no-go-areas. Sie müssen diese Gebiete umfahren, dürfen dort nicht zelten und verlieren die Kontrolle über die Entscheidung, wann sie die nachgewachsenen Ressourcen abweiden. Der wachsende Druck auf die wenigen freibleibenden Steppengebiete führt zu Konflikten und ökonomischen Krisen.
Andreea Bretan verfolgt die Geschichte der Projekte und geht den Diskursen nach, die die Steppe als „Interventionsraum“ legitimieren. Welche Auswirkungen haben die teilweise widersprüchlichen Eingriffe auf den Alltag und das Lebensumfeld syrischer Pastoralnomaden? Die Studie stellt die Bandbreite, aber auch Beschränkungen der flexiblen Anpassung mobiler Viehzüchter dar. Abgerundet wird der Band durch eine Erörterung der ökonomischen und politischen Bedingungen, welche die Beziehungen von Nomaden und Sesshaften im heutigen Syrien rahmen. So entsteht ein vielschichtiges Bild der institutionellen und persönlichen Verflechtung von Steppe, Dorf und Stadt.

Rezensionen

Bretan ist mit ihrem Buch ein hochinformatives Werk gelungen, das sich vor allem durch das Aufzeigen von Strukturen und Dynamiken auszeichnet. Bezüglich des eingehend von der Autorin dargestellt Gebrauchs von „Badû“ als Fremdbezeichnung gegenüber „’Arab“ als Selbstbezeichnung kontextuell in mehrfacher Bedeutung verwendet wird unter anderem um heute Unterscheidungsmerkmale gegenüber sesshaften „’Arab“ hervorzuheben. (...) dass dieses Buch eine reichhaltige Quelle für Forschende und an „Entwicklungshilfeprojekten“ interessierte Personen ist.“

Claudia Kickinger

In: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes (2013), Band 102 S. 380-383.

Reihentext


Hg. im Auftrag des SFB von Jörg Gertel, Stefan Leder,
Jürgen Paul und Bernhard Streck

Nomadische und sesshafte Lebensformen koexistieren in weiten Teilen der Welt, insbesondere im altweltlichen Trockengürtel, seit mehreren tausend Jahren. Die Erforschung ihrer Interaktion soll in der Reihe Nomaden und Sesshafte dokumentiert werden. Erst seit vergleichsweise wenigen Jahren hat die Einsicht an Geltung gewonnen, dass Nomadismus als Teil übergreifender ökologischer, ökonomischer, politischer und kultureller Systeme in den Blick genommen zu werden verdient, weil Formen des Kontakts mit der Welt der Sesshaften historische Zivilisationen über lange Zeiträume mitgeprägt haben und noch heute, unter anderen Bedingungen, Wirkung entfalten. Austausch und Konflikt zwischen Nomaden und Sesshaften, wie auch Prozesse der Anpassung und Abgrenzung haben sich auf unterschiedliche Lebensbereiche ausgewirkt. Ökonomie und Militärwesen, politische und soziale Ordnungen, Sprache und in Kunst, Vorstellungswelten und Identitätskonstruktionen geben dies zu erkennen. Mit der Wahrnehmung der Vielfalt und Wirkmächtigkeit dieser Interaktion ist eine Forschungsperspektive angelegt, welche die Aufgaben des 2001 einrichteten Sonderforschungsbereichs "Differenz und Integration – Wechselwirkung zwischen nomadischen und sesshaften Lebensformen in Zivilisationen der Alten Welt" bestimmt.
Der interdisziplinäre Rahmen des Sonderforschungsbereichs erlaubt die Beteiligung mehrerer Disziplinen, wie Archäologie und Geschichte, Literaturwissenschaft und Ethnologie, Geographie und Agrarökonomie; ihr Zusammenwirken verspricht Erträge, die eine Vielzahl von Perspektiven und Wissensbereichen erschließen.

Schlagworte

Außereuropäische Geschichte (14) || Geographie (512) || Geschichte (829) || Landwirtschaft (34) || Nomaden (15) || Physische Geographie und Topographie (12) || Politikwissenschaft (21) || Steppe || Steppen und Weidelandschaften || Syrien (63) || Tierhaltung, Viehhaltung (5) || Türkei (227) || Umweltmanagement (3) || Umweltschutz (5) || Umweltwissenschaften (11) || Umweltökonomie || Volkswirtschaftslehre (21) || Vorderer Orient. allgemein (14) || Ökonomie einzelner Branchen (5)