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97839549031393

Scheding, Paul

Urbaner Ballungsraum im römischen Nordafrika

Zum Einfluss von mikroregionalen Wirtschafts- und Sozialstrukturen auf den Städtebau in der Africa Proconsularis

2019
24,0 x 32,0 cm, 297 S., 18 farb. Abb., 182 s/w Abb., 18 Pläne, Gebunden
98,00 €

ISBN: 9783954903139
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Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Probekapitel

Kurze Beschreibung

Nordafrika zählt zu den am dichtesten besiedelten Regionen des römischen Imperium. Im Hinterland des römischen Karthago bildet sich durch diese enorme Ballung an Städten zu Beginn des 3. Jhs. n. Chr. eine ganz eigene urbane Kultur heraus. Dieser Band beschäftigt sich mit der Frage, wie ökonomische, soziale und politische Strukturen Einfluss auf den urbanen Lebensraumes nahmen. In einer vernetzten Analyse aus urbaner Architektur und landwirtschaftlichen Umland kann erstmals gezeigt werden, wie mikroregionale Stadtkultur in einem antiken Ballungsraum entsteht.

Ausführliche Beschreibung

„Die Zahl der Städte so gross als ehedem die der Hütten. Überall sind Wohnungen, überall Bevölkerungen, überall Staaten, überall Leben“ schrieb Schriftsteller Tertullian um das Jahr 200 nach Christus. Seine Heimat, die Provinz Africa proconsularis, zählte zu dieser Zeit zu den am dichtesten besiedelten Gebieten des römischen Imperium. In dieser als „Kornkammer Roms“ bezeichneten Region bildete sich durch ihre Prosperität und die Ballung an Siedlungen eine ganz eigene urbane Kulturlandschaft heraus, die sich in facettenreichen Stadtbildern manifestiert. In der archäologischen Forschung spielt die Interpretation von Kunst- oder Kulturlandschaften seit langer Zeit eine bedeutende Rolle. Bisher wurden diese Begriff jedoch meist auf antike Skulptur angewendet. Der Autor bieten daher einen Perspektivenwechsel, indem der fragt, welche spezifischen mikroregionalen Kulturmerkmale sich in den Stadtbildern des Karthagischen Hinterlandes herausbildeten. Inwiefern nahmen ökonomische, soziale und politische Strukturen einer Landschaft Einfluss auf die Gestaltung des urbanen Lebensraums? Anders als bei zahlreichen Studien zum antiken Urbanismus steht nicht die Stadtentwicklung im Mittelpunkt, sondern die Zustandsbeschreibung einer dynamischen Mikroregion zu Beginn des 3. Jhs.. n. Chr. In Einzelstudien der öffentlichen Infrastruktur werden urbane Profile für fünf Städte herausgearbeitet, die ein detailliertes Bild von Urbanität entstehen lassen. Anschließend werden die öffentlichen Bauten und epigrafische Quellen von über 20 Siedlungen im Karthagischen Hinterland untersucht, um die beobachteten städtebaulichen Charakteristika auf eine breite Materialbasis zu stellen. Zusammen mit einer vernetzte Analyse aus Urbanismus, landwirtschaftlichen Strukturen und den mikroregional agierenden Eliten kann erstmals aufgezeigt werden, wie sich eine Stadtkultur in einem antiken Ballungsraum formiert. Dabei zeigt sich, dass sich die Provinz Africa diametral von der anderen Regionen unterscheidet. Ein zentrales Ergebnis ist, dass die einzelne Siedlung kein kulturelles oder wirtschaftlichen Zentrum darstellten, womit auch die innerstädtischen Bezugspunkte, wie das Forum oder die Hauptstraßen wenig Bedeutung hatten. So wurde das Stadtbild als additives Ensemble von Einzelarchitekturen verstanden, die sich ohne Bindung an diese urbanen Bezugspunkte in den Siedlungen verteilten. Mit der Darstellung von spezifischen Merkmalen eines antiken Ballungsraumes kann der vorliegende Band eine neue Perspektive aufzeigen, in der Städtebau nicht primär als individuelle Entwicklung, sondern als Gegenstand eines mikroregional konstituierten Verständnis von Urbanität analysiert wird.

Autoreninfo

Paul Scheding, Jahrgang 1983, ist Akademischer Rat für Klassische Archäologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Nach dem Studium der Klassischen Archäologie, Archäologie der römischen Provinzen sowie Alten Geschichte in Köln und Rom wurde er 2014 mit einer Arbeit über urbane Ballungsräume in Nordafrika promoviert. Die Dissertation wurde mit dem Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts ausgezeichnet. Seine Forschungsschwerpunkte sind antike Mikroregionen, Urbanismus und die archäologischen Hinterlassenschaften Tunesiens, wo er seit 2010 im Rahmen verschiedener Ausgrabungsprojekte tätig ist (darunter Simitthus, Chimtou und Meninx, Djerba).

Reihentext


Die Entwicklung der griechischen „polis“ und der römischen „urbs“ ist ein zivilisatorischer Prozess, der sich durch die Erforschung der materiellen Überreste und anderer antiker Quellen veranschaulichen lässt.
Die antike Stadt bildete durch vielfältige zweckgerichtete Einrichtungen den Lebens- und Handlungsraum für ihre Bewohner auf politischem, wirtschaftlichem, gesellschaftlichem, religiösem und kulturellem Gebiet. Neben privaten Wohngebäuden entstand eine öffentlich genutzte Funktionsarchitektur weltlichen und religiösen Charakters, durch Verkehrs- und Versorgungsnetze erschlossen, durch Verteidigungsanlagen geschützt. Das Stadtbild war geprägt von diesem Neben- und Miteinander von öffentlichem und privatem Raum, von repräsentativen Kult- und Regierungsgebäuden, aber auch kleinen Unterkünften, von großen Markt- und Handelsflächen, und darüber hinaus von Ausstattungselementen und Baudekor für alle Einrichtungen. Oft lässt sich eine enge Verschränkung von Architektur, Politik und Religion nachweisen: historische und ideologische Konstellationen schlugen sich in der Planung und Anlage von Bauvorhaben und Veränderungen am Stadtbild nieder.
Die von der Kommission zur Erforschung des antiken Städtewesens an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften unter der Leitung von Prof. Dr. Paul Zanker seit 1994 herausgegebene Reihe „Studien zur antiken Stadt“ widmet sich all diesen Belangen urbanistischer Gemeinschaften im antiken Mittelmeerraum.

Schlagworte

500 bis 1000 nach Christus (180) || Alte Geschichte (83) || Antike (97) || Architektur (165) || Archäologie (519) || Archäologie einer Periode / Region (436) || Ballungsräume || Epigraphik (15) || Geschichte der Architektur (48) || Nordafrika (245) || Städtebau (4) || Tunesien (13)