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Realms of Strangers: Readers, Language, and Trickery in Maqāmāt al-Ḥarīrī
Titel erscheint am 15.12.2024
17,0 x 24,0 cm, 206 S., Gebunden
ISBN: 9783752007930
17,0 x 24,0 cm, 206 S., Gebunden
69,00 €
ISBN: 9783752007930
Kurze Beschreibung
The Maqāmāt of Ḥarīrī features an intellectual pursuing a trickster to collect his rare words, sophisticated compositions, and curious accounts. Writing against the grain of modernist and Orientalist readings, Essakouti argues that strangeness in both language and space is the key to this forgotten classic, which makes it worth reading also today. Only a stranger (gharīb) who comes from a distant land can fulfill the audience’s obsessive desire for curiosities, wondrous accounts, and exotic vocabulary (gharīb), which always exists elsewhere.Ausführliche Beschreibung
Dieses Buch handelt über Fremdheit und Fremde in den Maqāmāt des al-Ḥarīrī, einem Werk der arabischen literarischen Fiktion aus dem 6./12. Jahrhundert. In 50 episodischen Erzählungen treffen sich ein gelehrter Literat und ein Trickster, wobei der Erstere die seltenen Worte, geistreichen Kompositionen und seltsamen Begebenheiten des Letzteren aufzeichnet. ein Fokus auf das Fremde, Rare und Seltsame (gharīb) ist ein Schlüsselelement des maqāma-Genres. Al-Ḥarīrī gibt diesem Element Nachdruck und setzt ihn auf zweierlei Art und Weise in seinen maqāmāt ein: im Wortschatz und in der Beziehung des Tricksters mit Raum. Der seltene Wortschatzes vereint Ausdrücke der Beduinen, Beschimpfungen, Gaunersprache und Jargon. Diese werden in der arabischen Lexikografiee unter der Kategorie gharīb, „seltsam“ oder „rar“ zusammengefasst. Die Beziehung der Menschlichen Erfahrung mit Raum manifestiert sich im Akt der Bewegung von einem Ort zum anderen, im Zustand der Isolation und des Exils weit weg von Heim und gewohnter Umgebung, im Handel mit Kuriositäten, in der Sammlung seltsamer Anekdoten, und darin, ein gharīb, ein Fremder zu sein.Vormoderne Leser der Ḥarīrīya erkannten und schätzten die Fremdheit bzw. die Rarität der Sprache Ḥarīrīs. Ihre Erben in der arabischen Moderne wandten sich gegen den unmoralischen Inhalt, die ornamentierte Sprache und die schablonenhafte Handlung der Ḥarīrīya. Sie zogen einen literarische vor, der europäischen Literaturen näher stand. Dieser Wandel von der frühmodernen europäischen Forschung zur arabischen Literatur beeinflusst. Im Gegensatz zur frühen orientalistischen und Modernistischen Rezeption argumentiert Essakouti, dass wir die Ḥarīrīya ästhetisch, intellektuell und literarisch besser verstehen, wenn wir sie nach ihren eigenen Kriterien schätzen und das Rezeptionsparadigma ihrer frühen Leser übernehmen.
Die Forschung hat bis vor Kurzem das Element des gharīb und insbesondere das Fremdsein im Raum in der Ḥarīrīya nur im Vorbeigehen diskutiert. Essakouti argumentiert, dass sprachliche gharāba (seltene Wörter und seltsame Ausdrücke) und materielle ghurba (ein Fremder sein) in der Ḥarīrīya voneinander abhängen und aufeinander angewiesen sind. Die Ḥarīrīya macht großzügigen Gebrauch vom Doppelsinn, und auch die gegenseitige Abhängigkeit der zwei Aspekte ist ein Doppelsinn: nur ein gharīb (Fremder) kann gharīb (fremden Wortschatz) beschaffen. Nur ein Fremder, aus einem fremden Land kommend, kann das obsessive Verlangen des Publikums nach Kuriositäten, wundersamen Berichten und exotischem Wortschatz erfüllen, die immer nur anderswo existieren.
https://www.uni-muenster.de/ALEA/team/AsmaaAssakouti.html
Autoreninfo
Dr. Asmaa Essakouti, geboren 23.6.1993, studierte arabische und vergleichende Literatur an den Universitäten Moulay Ismail und Ibn Zohr in Marokko und am Doha Institute in Qatar. Sie promovierte in Arabistik an der Freien Universität Berlin in 2023. Seit März 2024 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Islamwissenschaft und Arabistik an der Universität Münster. Sie forscht über vormoderne und moderne arabische Literatur, Narratologie, Fiktion und Humor.Reihentext
Diese Reihe stellt innovative Arbeiten zu den nahöstlichen Literaturen in ihren verschiedenen Epochen und Gattungen vor. Sie versteht sich nicht ausschließlich als ein Forum für Orientwissenschaftler, sondern möchte auch Komparatisten, Literaturwissenschaftlern und einer interessierten Öffentlichkeit Einblicke in das breite Spektrum gegenwärtig produzierter und rezipierter Literatur des Nahen Ostens bieten.
Denn die Herausgeberinnen, Autorinnen und Autoren wollen den Titel der Reihe programmatisch verstanden wissen. Sie gehen von einem Begriff der Weltliteratur aus, der die orientalischen Literaturen nicht nur statisch einbegreift, sondern sie in ein Kulturregionen und Nationalsprachen übergreifendes Spannungsfeld stellt, dessen Dynamik erst im interdisziplinären Austausch erfasst werden kann. Sie gehen ferner davon aus, dass Literaturen in vielfacher Weise intertextuell geprägt sind, dass sie Lektüren verschiedenster vorausgehender Texte darstellen und daher erst in ihrem „lokalen historischen Kontext“ ihren Reiz als Ausdruck einer regional geprägten Ästhetik entfalten können. Die Reihe versucht so, einer neuen Sensibilität für mythische, archetypische, aber auch historische Subtexte in der nahöstlichen Literatur Bahn zu brechen, sie aber gleichzeitig als wichtigen Ausdruck einer globalen kulturellen Mobilität sichtbar zu machen.