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Satire und Kontext
Gesellschaftskritik in den Dramen des ägyptischen Autors Ali Salem
2013
17,0 x 24,0 cm, 272 S., Gebunden
ISBN: 9783895009396
17,0 x 24,0 cm, 272 S., Gebunden
69,00 €
ISBN: 9783895009396
Kurze Beschreibung
Die literaturwissenschaftliche Untersuchung widmet sich dem Dramenwerk des ägyptischen Autors Ali Salem (geb. 1936). Neben einer literaturgeschichtlichen Positionierung des Autors und einer Nachzeichnung der Entwicklungslinien des modernen arabischen Theaters erfolgt die umfassende Betrachtung aller in Textform vorliegenden und im ägyptischen Dialekt verfassten Stücke des zeitgenössischen Dramatikers. Zudem wird eine exemplarische Analyse des satirischen Stils der Dramentexte Ali Salems vorgenommen, wodurch gleichzeitig das gesellschaftskritische Potential der Bühnenwerke des literarisch engagierten Autors herausgearbeitet wird.Ausführliche Beschreibung
Der Dramatiker Ali Salem (geb. 1936) gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Satiriker Ägyptens. Das Hauptanliegen dieser Studie ist es, den satirischen Schreibstil dieses Autors einer detaillierten Analyse zu unterziehen. Hierzu werden exemplarisch die Texte von drei Bühnenwerken Ali Salems auf den Ebenen des Handlungsentwurfs, der Figurengestaltung und der dramatischen Sprache untersucht. Unter Einbeziehung der politischen und gesellschaftlichen Umstände im jeweiligen Entstehungskontext der Stücke werden auf diesen drei Ebenen die Mittel zur Erzeugung literarischer Satire aufgedeckt. Die zur beispielhaften Analyse ausgewählten Dramen stammen aus verschiedenen Epochen der neueren ägyptischen Geschichte und behandeln jeweils ein Problemfeld oder ein Ereignis aus dem realen Kontext, das der Autor kritisch vorführt oder mittels seiner satirischen Schreibweise ins Lächerliche zieht. Das erste der untersuchten Dramen wurde in der Regierungszeit des ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser verfasst. Ali Salem attackiert in diesem Stück auf verschlüsselte Weise die Unterdrückung der freien Meinungsäußerung durch staatliche Zensur. Das zweite behandelte Theaterstück, das während der Präsidentschaftsära Anwar as-Sadats entstand, kritisiert die liberale Wirtschaftspolitik des Nasser-Nachfolgers, von der nur einige wenige Ägypter profitierten, wohingegen ein Großteil der ägyptischen Bevölkerung verarmte. Der Autor prangert die mangelnde Bereitschaft der staatlichen Verantwortungsträger an, gegen die zunehmende Verelendung der ägyptischen Mittelschicht und die gravierenden Missstände im Land vorzugehen. Das dritte Drama, das detailliert analysiert wird, thematisiert das auf Apostasievorwürfen gründende Zwangsscheidungsurteil, das in den 1990er Jahren gegen den bekannten ägyptischen Islamwissenschaftler Nasr Hamid Abu Zaid verhängt wurde. Mit den Mitteln der literarischen Satire wird dieses Ereignis der Lächerlichkeit preisgegeben und religiöse Intoleranz gegeißelt.Um zur Analyse der satirischen Schreibweise Ali Salems zur gelangen, erörtert die Untersuchung die verschiedenen in der Forschung diskutierten Facetten des Satirebegriffs und führt zudem weitere Beispiele des arabischen Schrifttums an, die mit den Mitteln der literarischen Satire auf reale Gegebenheiten ihrer Entstehungskontexte Bezug nehmen.
Die Studie enthält neben den detaillierten Analysen der drei Theaterstücke einen chronologischen Überblick zum dramatischen Gesamtwerk Ali Salems mit Hinweisen auf die jeweiligen Realitätsbezüge und die literarischen Mittel, an denen die satirische Absicht der Texte erkennbar wird. Ein ausführlicher Exkurs widmet sich dem umstrittenen Reisebericht Ali Salems, der im Zuge seiner Israelreise Anfang der 1990er Jahre entstand.
Die Bedeutung dieser Forschungsarbeit liegt darin, dass hier erstmals in monografischer Form das Dramenwerk Ali Salems in den Blick genommen wird. Zudem stellt die Studie ein mehrschichtiges Verfahren zur Analyse von Dramentexten hinsichtlich ihres Satiregehalts vor.
Autoreninfo
Geboren 1974; Studium der Islamwissenschaft, Arabistik und Deutsch als Fremdsprache in Bayreuth und Kairo von 1998-2004; 2004/2005 DAAD-Sprachassistentin an der Universität Helwan/Ägypten; Lehraufträge an der Universität Bayreuth; 2006-2010 DAAD-Lektorin an der Universität Aleppo; Promotion an der Universität Leipzig im Fach Arabistik; Lehraufträge am Orientalischen Institut der Universität Leipzig; DaF-Dozentin bei InterDaF am Herder-Institut der Universität Leipzig (im Moment: Elternzeit)Forschungsschwerpunkt: Moderne arabische Literatur
Reihentext
Diese Reihe stellt innovative Arbeiten zu den nahöstlichen Literaturen in ihren verschiedenen Epochen und Gattungen vor. Sie versteht sich nicht ausschließlich als ein Forum für Orientwissenschaftler, sondern möchte auch Komparatisten, Literaturwissenschaftlern und einer interessierten Öffentlichkeit Einblicke in das breite Spektrum gegenwärtig produzierter und rezipierter Literatur des Nahen Ostens bieten.
Denn die Herausgeberinnen, Autorinnen und Autoren wollen den Titel der Reihe programmatisch verstanden wissen. Sie gehen von einem Begriff der Weltliteratur aus, der die orientalischen Literaturen nicht nur statisch einbegreift, sondern sie in ein Kulturregionen und Nationalsprachen übergreifendes Spannungsfeld stellt, dessen Dynamik erst im interdisziplinären Austausch erfasst werden kann. Sie gehen ferner davon aus, dass Literaturen in vielfacher Weise intertextuell geprägt sind, dass sie Lektüren verschiedenster vorausgehender Texte darstellen und daher erst in ihrem „lokalen historischen Kontext“ ihren Reiz als Ausdruck einer regional geprägten Ästhetik entfalten können. Die Reihe versucht so, einer neuen Sensibilität für mythische, archetypische, aber auch historische Subtexte in der nahöstlichen Literatur Bahn zu brechen, sie aber gleichzeitig als wichtigen Ausdruck einer globalen kulturellen Mobilität sichtbar zu machen.