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9783895002885

Orthmann, Eva

Stamm und Macht

Die arabischen Stämme im 2. und 3. Jahrhundert der Hidschra

2002
17,0 x 24,0 cm, 558 S., 3 s/w Abb., Gebunden
52,00 €

ISBN: 9783895002885

Kurze Beschreibung

Der erste Band dieser Reihe analysiert erstmals systematisch Stammeskonflikte aus dem 2. und 3. Jahrhundert der Hidschra. Dabei wird deutlich, dass der Wechsel von der Umaiyaden zu den ’Abbasiden für die Stämme ein weniger einschneidendes Ereignis war als bisher angenommen.
Unter Hinzuziehung ethnologischer Forschungsergebnisse wird das Verhalten einzelner Clans und Stammesführer analysiert und insbesondere Eigeninteressen kleiner Stammeseinheiten beleuchtet. Zunehmend kommen hierdurch Zweifel an der praktischen Bedeutung übergeordneter Stammeskonföderationen auf. Die Studie stellt daher gängige Erklärungsmuster, die von einer polaren Spraltung der Stämme in Qais und Yaman ausgehen, auch für die Umaiyadenzeit in Frage.

Ausführliche Beschreibung

Zu Beginn des Jahres 177 / 793 ereignete sich in Damaskus eine denkwürdige Begebenheit: ein Stammesführer aus dem Hauran, begab sich in Begleitung bewaffneter Anhänger vor den Palast des Gouverneurs, forderte die Absetzung des Polizeichefs und übernahm wenig später die Macht in der Stadt. Kämpfe zwischen Stadt und Umland brachen aus, Stämme schlossen sich zu übergeordneten Verbänden zusammen, aus der weiteren Umgebung rückten Verbündete heran. Erst, als die Abbasidische Regierung Truppen nach Syrien entsandte, konnte die Situation wieder unter Kontrolle gebracht werden.
Herausragend durch ihre Intensität und die Zahl involvierter Gruppierungen, stellen diese Kämpfe keinen Einzelfall dar, sondern stehen exemplarisch für eine ganze Reihe von Auseinandersetzungen, die sich in der Abbasidenzeit zwischen verschiedenen Stämmen oder zwischen Stämmen und der Regierung ereigneten. Die Abbasiden erbten damit ein Problem, das bereits ihre Vorgänger belastet hatte.
Die vorliegende Studie nimmt erstmals Stammeskonflikte aus dem 2. und 3. Jahrhundert der Hidschra systematisch in den Blick. Dabei wird deutlich, dass der Wechsel von den Umaiyaden zu den Abbasiden für die Stämme ein weniger einschneidendes Ereignis dargestellt hat, als bisher vermutet. Unter Hinzuziehung ethnologischer Forschungsergebnisse wird das Verhalten einzelner Clans und Stammesführer analysiert, und insbesondere nach den Eigeninteressen kleiner Stammeseinheiten gefragt. Zunehmend kommen hierdurch Zweifel an der praktischen Bedeutung übergeordneter Stammeskonföderationen auf. Die Studie stellt daher gängige Erklärungsmuster, die von einer polaren Spaltung der Stämme in Qais und Yaman ausgehen, auch für die Umaiyadenzeit in Frage.

Rezensionen

„Orthmanns Buch ist im Allgemeinen genau gearbeitet, in der Einbeziehung von Ergebnissen und Einsichten aus anderen Zweigen der Wissenschaft umfassend und in der eigenen Arbeit durch Indices, Katalog und Verweise gut einsetzbar. (...)
Zusammenfassend kann man durchaus von einem gelungenen, anregenden Buch sprechen, das eine Grundlage für zahlreiche weitere Forschungen abgeben könnte und dem auch SozialanthropologInnen einiges abgewinnen können.“

Johann Heiss

In: Zeitschrift für Ethnologie. 133 (2008). S. 184-185.

Reihentext


Hg. im Auftrag des SFB von Jörg Gertel, Stefan Leder,
Jürgen Paul und Bernhard Streck

Nomadische und sesshafte Lebensformen koexistieren in weiten Teilen der Welt, insbesondere im altweltlichen Trockengürtel, seit mehreren tausend Jahren. Die Erforschung ihrer Interaktion soll in der Reihe Nomaden und Sesshafte dokumentiert werden. Erst seit vergleichsweise wenigen Jahren hat die Einsicht an Geltung gewonnen, dass Nomadismus als Teil übergreifender ökologischer, ökonomischer, politischer und kultureller Systeme in den Blick genommen zu werden verdient, weil Formen des Kontakts mit der Welt der Sesshaften historische Zivilisationen über lange Zeiträume mitgeprägt haben und noch heute, unter anderen Bedingungen, Wirkung entfalten. Austausch und Konflikt zwischen Nomaden und Sesshaften, wie auch Prozesse der Anpassung und Abgrenzung haben sich auf unterschiedliche Lebensbereiche ausgewirkt. Ökonomie und Militärwesen, politische und soziale Ordnungen, Sprache und in Kunst, Vorstellungswelten und Identitätskonstruktionen geben dies zu erkennen. Mit der Wahrnehmung der Vielfalt und Wirkmächtigkeit dieser Interaktion ist eine Forschungsperspektive angelegt, welche die Aufgaben des 2001 einrichteten Sonderforschungsbereichs "Differenz und Integration – Wechselwirkung zwischen nomadischen und sesshaften Lebensformen in Zivilisationen der Alten Welt" bestimmt.
Der interdisziplinäre Rahmen des Sonderforschungsbereichs erlaubt die Beteiligung mehrerer Disziplinen, wie Archäologie und Geschichte, Literaturwissenschaft und Ethnologie, Geographie und Agrarökonomie; ihr Zusammenwirken verspricht Erträge, die eine Vielzahl von Perspektiven und Wissensbereichen erschließen.

Schlagworte

500 bis 1000 nach Christus (180) || 8. Jahrhundert (700 bis 799 n. Chr.) (26) || Arabien (16) || Bewaffnete Konflikte || Friedens- und Konfliktforschung (5) || Geschichte (829) || Geschichte des Nahen und Mittleren Ostens (30) || Interdisziplinäre Studien (44) || Mittelalter (287) || Mittelalterliche Geschichte (14) || Politik und Staat (67) || Politischer Aktivismus (4) || Stamm (Ethnol.) || Syrien (63)