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9783895003738

Uerpmann, Hans-Peter; Uerpmann, Margarethe

Mitarbeit: Schöler, Stefan

Stone Age Sites and their Natural Environment

The Capital Area of Northern Oman. Part III

2003
20,0 x 28,0 cm, 280 S., 169 s/w Abb., Broschur
88,00 €

ISBN: 9783895003738

Kurze Beschreibung

Der vorliegende Band ist die erste umfassende Vorlage und Interpretation von archäologischen Funden und Befunden aus Siedlungsplätzen der späten Steinzeit im Küstengebiet des Nördlichen Oman. Die für dieses Gebiet bis heute charakteristische intensive Nutzung des Meeres hat sich bereits damals herausgebildet. Erst Spuren menschlicher Anwesenheit sind um 9000 BC zu erkennen. Im 5. Jahrtausend entstehen jungsteinzeitliche Küstensiedlungen, die in Form einer „akeramischen Bronzezeit“ bis ins 3. Jahrtausend überdauern. Der Band leuchtet die archäologischen und naturwissenschaftlichen Aspekte dieser Entwicklung aus.

Ausführliche Beschreibung

Das Werk behandelt Archäologie und Umwelt im Norden des Sultanats Oman für den Zeitraum vom Ende der letzten Eiszeit bis zum Beginn der Bronzezeit. Es stützt sich dabei auf die Tübinger Ausgrabungen und Geländeforschungen zwischen 1970 und 1988, deren Ergebnisse hier abschließend vorgelegt werden, und stellt sie in den Zusammenhang der neuen Erkenntnisse, die in der Zwischenzeit für diesen Zeitraum in Südost-Arabien gewonnen sind. Besonders wichtig ist der Nachweis einer vorneolithischen Besiedlung ab etwa 9000 BC. Die Neolithisierung erfolgte spätestens am Übergang vom 6. zum 5. vorchristlichen Jahrtausend durch die Einwanderung von nomadischen Rinder-, Schaf- und Ziegenhirten, die Verbindungen zum Fruchtbaren Halbmond gehabt haben müssen. Bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. entwickelte diese Bevölkerung eine spezifische Wirtschaftsform, die sich stark auf die Einbeziehung von marinen Ressourcen stützte. Zusammen mit der Haustierhaltung und der Nutzung sonstiger ökologischer Nischen erlaubte die Fischerei trotz der insgesamt marginalen Umweltverhältnisse eine zunehmende Sesshaftigkeit.
Breiter Raum wird der Darstellung der Funde und Befunde aus jungsteinzeitlichen und akeramisch-bronzezeitlichen Siedlungsplätzen in der Gegend um die omanische Hauptstadt Musqat gewidmet. Vergleichend werden Siedlungen des Gebiets um Quriyar behandelt. Eine ausführlich kommentierte 14C-Chronologie liefert die zeitliche Einordnung der Fundstellen. Topographische und stratigraphische Angaben erlauben die Einordnung der zahlreichen Feuerstein- und sonstigen Steinartefakte sowie der Schmuck- und Gebrauchsgegenstände aus Perlmutt und anderen Muschelschalen, die sowohl tabellarisch wie in vielen Zeichnungen dokumentiert werden. Ein gesonderter Beitrag von Stephan Schöler stellt mineralogische und geochemische Untersuchungen an Schmuckobjekten des 4. Jahrtausends v. Chr. vor und beurteilt die mögliche Herkunft der Rohmaterialien.
Der andere Schwerpunkt der Arbeit ist die Auswertung der anthropogenen Tierreste sowohl aus den Tübinger Grabungen wie auch aus den Grabungen eines italienischen Teams an den Fundstellen des Ra’s al-Hamra bei Musqat. Tausende von Fisch- und Schildkrötenknochen geben detaillierte Hinweise auf den hochspezialisierten Nahrungserwerb einer Menschengruppe am damaligen Rand der menschlichen Ökumene. Abschließend werden die Ergebnisse in den Rahmen der Klimaentwicklung gestellt und mit denen anderer Fundstellen verglichen. Es ergibt sich das faszinierende Bild einer eigenständigen Entwicklung in einem Teilraum der Arabischen Halbinsel, der einerseits durch das wüstenhafte Hinterland isoliert war, andererseits aber durch maritime Kontakte die frühe Kulturentwicklung des Raumes zwischen Mesopotamien und dem Industal seit der späten Steinzeit mit bestimmt hat.

Reihentext


Europa auf dem Weg nach Asien - mit dieser Umkehrung eines bekannten Slogans kann man die heutige Situation beschreiben. Als starke Wirtschaftsmacht und durch sein großes politisches Gewicht ist der Vordere Orient ins Zentrum des Interesses der westlichen Welt gerückt. Unübersehbar ist der Wandel, der sich in allen seinen Ländern vollzieht: Industrialisierung und Urbarmachung bracher Landflächen, Bewässerungsprojekte und Touristikpläne prägen sein neues Gesicht. Neue Wirtschaftsformen werden erprobt, das Alte wird teilweise rigoros beseitigt, im Zuge eines neu erwachten Nationalismus aber auch gepflegt und eigenständig weiterentwickelt.
In dieser Situation haben sich vor gut drei Jahrzehnten in Tübingen Wissenschaftler verschiedenster Fachrichtungen zusammengetan, um einem immer stärker werdenden Informationsbedürfnis abzuhelfen. Konzentrierteste und vielseitigste Informationsquelle ist die Karte - so entstand der Gedanke, einen Atlas des Vorderen Orients zu konzipieren und seine Blätter aufgrund neuester Forschungsergebnisse und nach modernen kartographischen Gesichtspunkten zu gestalten. Sämtliche Karten des „Tübinger Atlas des Vorderen Orients“ sind inzwischen lieferbar.
Vorderer Orient: Das ist hier der Gesamtbereich der Länder von der Türkei über Iran bis nach Afghanistan, Irak und die Golfstaaten, Jemen und Saudi-Arabien, Syrien, Libanon, Israel und Jordanien, Ägypten und der Sudan, in Einzelfällen auch nach Äthiopien und einigen Staaten des Maghreb.
Der Atlas ist in zwei Teile gegliedert: Teil A ist der Geographie im weitesten Sinn gewidmet und enthält in zehn Kapiteln Karten zu Orohydrographie, Geologie und Geomorphologie, zu Klima, Vegetation und Tierwelt ebenso wie Blätter über Bevölkerung, Siedlung, Wirtschaft und Verkehr. Teil B ist der historischen Entwicklung des Gesamtraums gewidmet, wobei bewusst der Rahmen vom Paläolithikum bis zur Gegenwart sehr weit gespannt ist. Auch hier ist eine Gliederung in zehn Kapitel vorgenommen worden, die aber nicht thematisch, sondern chronologisch aufeinander folgen, die die großen Zäsuren der Geschichte des Vorderen Orients soweit möglich nachzeichnen. Die Vielfalt der Thematik und die gerade auf diesem Sektor prekäre Forschungslage erfordern eine differenzierte Darstellung.
Wichtige Themen aus der gegenwärtigen wissenschaftlichen Diskussion werden dabei aufgegriffen und entsprechend dem neuesten Forschungsstand auf den Blättern verzeichnet. Je nach Thema sind dabei in die Karten die eigenen Forschungsergebnisse eingeflossen wie auch die Ergebnisse der internationalen wissenschaftlichen Arbeit kompilatorisch berücksichtigt. Es versteht sich von selbst, dass für Spezialthemen, für die sich besonders kompetente Wissenschaftler des Auslandes - auch der Länder des Vorderen Orients selbst - zur Verfügung stellten, deren Sachkompetenz genutzt wurde. Auch von diesen Kollegen sind Originalarbeiten im Atlas vertreten.
Thematische Vielfalt ist dabei selbstverständlich: Probleme der Neolithisierung werden ebenso dargestellt wie einzelne charakteristische Erscheinungen der Domestikation der Haustiere, die ägyptische Expansion nach Nubien und den Sudan, die Verbreitung der altassyrischen Handelskolonien in Anatolien und die Topographie des Großreiches Davids. Die Präsenz von Griechen und Römern im Vorderen Orient findet ihren Niederschlag in zahlreichen Karten, auf denen nicht nur der Zug Alexanders des Großen in all seiner Ausdehnung und Verästelung gezeigt werden kann, sondern auch die Auseinandersetzung zwischen Griechen und Persern, Römern und Parthern, Römern und Sasaniden. Breiten Raum nehmen natürlich die Karten ein, die die islamische Eroberung zum Gegenstand haben, die danach die wechselvolle Geschichte der Reiche und Dynastie unter islamischer Vorherrschaft in Ägypten, Syrien, Mesopotamien, Kleinasien und Iran/Afghanistan darstellen. Hier wird der Bogen von der Situation beim Tode des Propheten Mohammed bis in die Gegenwart geschlagen.
Bei der Darstellung einer Region, die das Ursprungsgebiet von Christentum und Islam, von Judentum und Parsismus ist und die noch heute mit einer Vielzahl von Bekenntnissen ein geistiges Spannungsgebiet sondergleichen bleibt, darf die Religionsgeschichte auf den Karten nicht fehlen. So gibt es Karten zur Ausbreitung des byzantinischen Reiches, der Kirchen und Bistümer in Kleinasien ebenso wie eine Übersichtskarte über die islamischen Rechtsschulen und die jüdische Diaspora. Kulte hellenistischer Staaten sind ebenso repräsentiert wie die wechselnden Besitzverhältnisse im Heiligen Land in der Zeit der Kreuzzüge. Auf Ausgewogenheit der Darstellung wird in jeder Hinsicht Wert gelegt.
Der Atlas informiert also auf einen Blick in großen Zügen, bei genauem Studium der Legende und der vielfältigen Kartensymbole auch im Detail über den hoch interessanten Kulturraum Vorderasien.
Parallel zum Atlas erscheinen zwei Reihen Beihefte in loser Folge und mit der Zielsetzung:
- Bereitstellung von Belegmaterial,
- Detailuntersuchungen zu Spezialproblemen,
- detaillierte Diskussion von in den Karten nur komprimiert gebotenen Sachverhalten und
- Vorlage von Materialien aus Forschungsreisen.

Die Beihefte stellen eine Ergänzung zu den Einzelkarten dar. Darin enthaltene Spezialkarten (in Schwarz-Weiß) erläutern hier oft noch Einzelfragen.

Format: Papierformat 72 x 50 cm. Innenformat (Kartenbild) 68 x 46 cm.
Der Atlas erscheint zweisprachig in Deutsch und Englisch.

Schlagworte

Arabische Halbinsel (61) || Archäologie (519) || Archäologie einer Periode / Region (436) || Geographie (512) || Geographie Vorderer Orient (2) || Geographische Nachschlagewerke (435) || Geschichte (829) || Landschaftsarchäologie (120) || Oman (10) || Steinzeit (29) || Vor- und Frühgeschichte (36) || Vorderasiatische Archäologie (6) || Vorderer Orient. allgemein (14)