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9783895000607

Beschrieben von Elisabeth Klemm

Die illuminierten Handschriften des 13. Jahrhunderts deutscher Herkunft in der Bayerischen Staatsbibliothek

1998
23,5 x 31,5 cm, 556 S., 16 farb. Abb., 689 s/w Abb., Leinen, 2 Bände, Textband: 320 Seiten, Tafelband: 236 Seiten
168,00 €

ISBN: 9783895000607

Kurze Beschreibung

Der vierte Band des Kataloges der illuminierten Handschriften in der Bayerischen Staatsbibliothek präsentiert den gesamten Bestand an Handschriften des 13. Jahrhunderts aus dem deutschsprachigen Raum mit Textbeschreibungen und Abbildungen des charakteristischen Buchschmucks. Die Vielfalt der Buchgattungen und die thematische Breite zeichnen die Sammlung aus.

Ausführliche Beschreibung

In Band 4 des Katalogs der illuminerten Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek ist mit 292 Katalognummern der gesamte, in der Bibliothek erhaltene Bestand an illuminierten Handschriften des 13. Jahrhunderts aus dem deutschsprachigen Raum beschrieben, unter Einschluß der Handschriften aus Österreich, der Schweiz und dem Elsaß. Der Katalog, der als Spezialkatalog neben den Gesamtkatalog der Bayerischen Staatsbibliothek tritt, faßt die Handschriften in systematisch angelegten Bänden nach ihrer räumlichen und zeitlichen Entstehung zusammen. Innerhalb der Bände – hier der Handschriften deutscher Herkunft aus dem 13. Jahrhundert – ist eine feinere geographische Einteilung vorgenommen; innerhalb der Regionen, gegebenenfalls einzelner Scriptoriumsbestände, sind die Handschriften in chronologischer Folge behandelt. Den einzelnen Katalogabschnitten sind jeweils kurze historische Einführungen vorangestellt.
Den beschreibenden Teil ergänzt ein umfangreicher Tafelband, in dem jede Handschrift mit charakteristischen Teilen ihres Buchschmucks durch mindestens eine Abbildung dokumentiert ist. Damit wird das ganze Spektrum der Überlieferung für weitere vergleichende Studien zugänglich gemacht. Künstlerisch hochstehende Malereien und Zeichnungen stehen neben Initialen unterschiedlichen Niveaus und Schmuckreichtums. Auch einfachster ornamentaler Buchschmuck, der oft für Lokalisierungsfragen aufschlußreich sein kann, findet hier seinen Platz. Die Initialen sind im Umfeld der zugehörigen Schrift in aller Regel in Originalgröße abgebildet, um den direkten Vergleich von Schrift und Buchschmuck mit anderen Handschriften zu erleichtern.
Die in der Bayerischen Staatsbibliothek erhaltenen illuminierten Handschriften des 13. Jahrhunderts zeichnen sich durch die Vielfalt der Buchgattungen und die thematische Breite ihrer Bildthemen aus. Gegenüber der vorangehenden Zeit macht sich die Zunahme weltlicher Stoffe bemerkbar. Einen besonderen Schwerpunkt des Bestandes bilden die frühen illustrierten deutschen Epenhandschriften, unter denen die Handschriften des „Tristan“ Gottfrieds von Straßburg (Cgm 51) und des „Parzival“ Wolframs von Eschenbach (Cgm 19) die kostbarsten und bedeutendsten sind. Singulär in ihrer Zeit sind hinsichtlich Inhalt und Buchschmuck auch die berühmten „Carmina burana“ (Clm 4660). Im Bereich der deutschen Buchmalerei des 13. Jahrhunderts stellen städtische Malwerkstätten einen neuen Faktor dar. Sie zeichnen unter anderem für die Mehrzahl der erhaltenen Psalterien verantwortlich, unter denen sich ausgesprochene Luxushandschriften befinden. Zwei davon tragen noch die originalen Hornplatteneinbände (Clm 2640, Clm 2641). Von professionellen Malern der Würzburger Schule stammt die Illustration des hebräischen Bibelkommentars des Rabbi Salomo ben Isaac (Cod. hebr. 5). Die Handschrift zählt zu den frühesten illustrierten hebräischen Handschriften aus dem aschkenasischen Bereich, gleichzeitig wird mit ihr die Tätigkeit christlicher Maler für jüdische Auftraggeber dokumentiert. Unter den zahlreichen Handschriften aus klösterlichen Scriptorien und Malschulen sind die der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts angehörigen Beispiele aus dem Benediktinerkloster Scheyern, vor allem die großartigen Miniaturen des Matutinalbuchs (Clm 17401) hervorzuheben, die einen eindrucksvollen Kontrast zu der bilderlosen, strengen, höchst disziplinierten Kunst des schwäbischen Zisterzienserklosters Kaisheim bilden. Größere Handschriftenbestände von mehr oder weniger ausgeprägtem Gebrauchscharakter waren 1803 bei der Säkularisation aus dem bayerisch-schwäbischen Klosterbesitz in die Münchener Hof- und Zentralbibliothek, die Vorgängerin der Bayerischen Staatsbibliothek, gekommen. Daraus erklärt sich die Dichte der im Katalog ausgebreiteten Überlieferung.
Katalog der illuminierten Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek in München

Rezensionen

„In bewährter Tradition machen seit vielen Jahrzehnten die bedeutendsten Handschriftenbibliotheken der Welt ihre kostbarsten Bestände in vorbildlich aufbereiteten und aufwendig bebilderten Katalogbänden einem breiten wissenschaftlichen Publikum zugänglich. Die entsprechenden Bände der Bayerischen Staatsbibliothek gehören dabei zu dem Besten, was geboten wird. Dies gilt auch für den vierten Münchner Katalogband von Elisabeth Klemm zu den „illuminierten Handschriften des 13. Jahrhunderts deutscher Herkunft“.
[...] lässt [man] sich auf den kunstgeschichtlichen Focus ein, entfaltet der Katalog seine volle Wirkung insbesondere dann, wenn er im Verbund mit parallelen Katalogwerken zusammengesehen wird. Dann kristallisieren sich immer wieder größere Schreib- und Malwerkstätten heraus; Schreib- und Kulturlandschaften beginnen transparent zu werden.“

In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. 125 (2003) Heft 2. S. 341-352.
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„Die Ziele, Methoden und historischen Voraussetzungen der Katalogisierung kunsthistorisch relevanter mittelalterlicher Handschriften in Deutschland müssen den Lesern dieser Zeitschrift nicht mehr erläutert werden. Dies ist an anderer Stelle bereits geschehen. Doch an die entscheidende Rolle von Elisabeth Klemm, Autorin des hier vorzustellenden Katalogs illuminierter deutscher Handschriften, sollte sehr wohl erinnert werden, denn sie hat die Entwicklung dieser Gattung kunsthistorischer Spezialkataloge in Deutschland in den letzten beiden Jahrzehnten sowohl theoretisch als auch praktisch wesentlich mitbestimmt. Ihr neues kunsthistorisches Handschriftenverzeichnis kann sich daher der Aufmerksamkeit des Fachpublikums gewiß sein.
Der vorgelegte Katalog der Autorin, ihr nunmehr dritter, beschreibt alle illuminierten Handschriften und Fragmente deutscher Herkunft des 13. Jahrhunderts, die in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt werden. Er schließt daher zeitlich unmittelbar an die beiden Vorgängerbände zu den romanischen Handschriften derselben Bibliothek an, die in den Jahren 1980 und 1988 erschienen sind. [...]
Diese Abschnitte sowie eine Vielzahl von Einzelbeschreibungen in diesem Band zeigen, wie weit und wie souverän die Autorin über das bloße Beschreiben von illuminierten Handschriften hinausgeht, indem sie die Einzelstücke, wenn möglich, in den kulturhistorischen und forschungsgeschichtlichen Kontext stellt. Sie schafft damit ein Vorbild, das in Zukunft nicht immer leicht erreichbar sein dürfte.“

In: IFB. 7 (1999) 1/4. S. 85-89.

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„Par l'importance qualitative et quantitative des manuscrits enluminés étudiés, par l’énorme travail de recherche dont les résultats sont présentés avec une clarté extrême, et complétés par des index particulièrement précis et bien concus, par la parfaite articulation entre un impressionnant volume de texte et un volume d'illustrations réalisé avec le plus grand soin, Elisabeth Klemm nous livre ici un ouvrage de tout premier ordre, à la fois outil de travail irremplacable pour le fonds munichois, et publication de référence et de comparaison pour toute l’enluminure du XIlle siède.“

In: Bulletin monumental. III (1999). S. 323-324.

Schlagworte

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