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97839549035731

Bauer-Eberhardt, Ulrike

Die illuminierten Handschriften französischer Herkunft in der Bayerischen Staatsbibliothek

Teil 1: Vom 10. bis zum 14. Jahrhundert, Anhang: Die illuminierten Handschriften englischer und spanischer Herkunft

2019
23,5 x 31,5 cm, 676 S., 495 farb. Abb., Leinen, 2 Bde im Schuber
348,00 €

ISBN: 9783954903573
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Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Probekapitel

Kurze Beschreibung

Im Zuge der kunsthistorischen Bearbeitung der illuminierten Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München – bei der bereits von der Autorin alle italienischen Handschriften beschrieben und einem chronologischen und geographischen Muster unterworfen wurden – werden nun die französischen Handschriften mit Buchschmuck systematisch erfasst. Dabei beinhaltet der erste Teil mit Text- und Tafelband alle französischen Handschriften vom 10. bis zum 14. Jh. Im Anhang wird auch der Gesamtbestand der spanischen und englischen Handschriften vorgestellt, wobei gerade letztere mit ihrer Dekoration während des sog. Channel Style um 1200 engstens in den nordfranzösischem Stilformen verwachsen und teilweise sogar nur durch andere Kriterien von jenen zu trennen sind. Ein herausragendes Beispiel englischer Buchkunst ist der berühmte, im 1. Drittel des 13. Jhs. in Oxford ausgestattete Goldene Münchener Psalter.

Ausführliche Beschreibung

Der Band der wissenschaftlichen Kataloge der Bayerischen Staatsbibliothek umfasst nicht nur die französisch illuminierten Handschriften vom 10. bis zum Ende des 14. Jhs., sondern darin beschreibt Ulrike Bauer-Eberhardt auch alle englischen und spanischen Handschriften mit Buchschmuck. Wie für die kunsthistorische Betrachtungsweise üblich wurden alle 294 Handschriften nach Stilkriterien verschiedenen Landschaften oder Städten zugeordnet und dort wiederum chronologisch sortiert. Dadurch ergab sich für bestimmte Regionen – wie für Nordfrankreich oder speziell Paris – eine repräsentative Sicht auf Buchmalerwerkstätten und sogar einzelne Künstler, die zu bestimmten Zeiten sehr aktiv waren und deren illuminierte Handschriften auch in anderen Bibliotheken weltweit verwahrt werden. Dazu zählt der um 1200 in Südengland und Nordfrankreich mit nahezu deckungsgleichen Dekorationselementen angewandte sog. Channel Style ebenso, wie anonym benannte Werkstätten – wie das Du Prat Atelier (Kat. 30), das Gautier Lebaube Atelier (Kat. 97), das Johannes Grusch Atelier (Kat. 97, Kat. 144), die Aurifaber-Werkstatt (Kat. 118, Kat. 149, Kat. 150, Kat. 156, Kat. 167, Kat. 189) oder der Jonathan Alexander Master (Kat. 204) – oder sogar einzelne Werke namentlich fassbarer Miniatoren wie Richard de Montbaston (Kat. 252, Kat. 255, Kat. 257) und der Meister Fauvel (Kat. 255). Unter den präsentierten Handschriften sind auch bekannte Werke; als herausragendes Beispiel englischer Buchkunst sei auf den berühmten, im 1. Drittel des 13. Jhs. in Oxford ausgestatteten Goldenen Münchener Psalter verwiesen.

Da die in München verwahrten Handschriften überwiegend während der Säkularisation aus den bayerischen Klöstern in die Bayerische Staatsbibliothek gelangt sind, beinhalten auch die französisch illuminierten Exemplare hauptsächlich sakrale Themen. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang die 35 in Frankreich ausgestatteten Taschenbibeln, kleinformatige Bibeln mit dünnen Blättern Jungfernpergament und feiner eleganter Buchschrift, die teilweise sehr umfangreich mit Miniaturen ausgestattet sind. Diese beweglichen und der privaten Andacht dienlichen Handschriften präsentieren die damals modernste Bibelform im Abendland, und es verwundert nicht, dass sie in den verschiedenen bayerischen Klöstern vorhanden waren.

Rezensionen

„In ihren Katalogbeschreibungen läßt Bauer-Eberhardt keine Wünsche offen. Der Schwerpunkt der Argumentation im einzelnen liegt sachgemäß im kunsthistorischen Bereich, doch bezieht die Autorin ergänzend alle kodikologischen und historischen Details – ganz im Sinne einer umfassenden Bucharchäologie – in ihre Überlegungen mit ein. Dazu zählen u.a. Beobachtungen zur Textüberlieferung, zu den Einbänden sowie zu den Besitzprovenienzen, die sie in einer sorgfältigen Zusammenschau sachkundig auswertet. Die Breite der Vergleichsbasis, aber auch die hinzugezogene Expertise in Form einschlägiger Sekundärliteratur und in Person von François Avril, dem Leiter der Bibliothèque Nationale in Paris und einem ausgewiesenen Fachmann für französische Handschriften, sind beeindruckend und erzeugen den unbedingten Eindruck wissenschaftlicher Verläßlichkeit. (...) Ein Personen-, Orts- und Sachregister (S. 345 - 354), ein Register zu Buchschmuck und Ikonographie (S. 355 - 362) sowie eine Auflistung der zu Vergleichszwecken herangezogenen Handschriften aus München und anderswo (S. 363 - 367) runden den Textband ab. Doch erst im Verbund mit dem separaten Tafelband mit 492 ausgezeichnet reproduzierten Abbildungen in Farbe entfaltet Bauer-Eberhardt alle Möglichkeiten, ihre differenzierten Verbalbeschreibungen am Objekt und in der Zusammenschau zu überprüfen sowie über den kunsthistorischen Vergleich Argumente für eine Identifizierung anderer, nicht datierter und/oder lokalisierter Codices zu finden. Für die Überlieferung spätromanischer und gotischer Handschriften aus Frankreich ist das zweibändige Verzeichnis insofern ein echter Meilenstein, der dem Vorgängerwerk der Autorin zu den Handschriften aus Italien in nichts
nachsteht.“

Von Jürgen Geiß
In: Informationsmittel für Bibliotheken, Jg. 28 (2020), Heft 2

Autoreninfo

Dr. Ulrike Bauer-Eberhardt

1955 in Regensburg geboren, Textilrestauratorin, Kunstgeschichts-Studium (promovierte 1982 bei Florentine Mütherich: „Der Liber Introductorius des Michael Scotus in der Abschrift Clm 10268 der Bayerischen Staatsbibliothek, ein astronomisch-astrologischer Codex aus Padua, 14. Jahrhundert“). Erster Arbeitsplatz: Staatliche Graphische Sammlung München, 5 Jahre lang Mitarbeiterin des Corpus für italienische Zeichnung bei Bernhard Degenhart und Annegrit Schmitt, verschiedene Lehraufträge an der Universität Augsburg, Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG („Francesco Marmitta – Leben und Werk des Malers, Miniators und Gemmenschneiders aus Parma im Vorfeld des emilianischen Manierismus“). Ab 1993 arbeitete sie als Übersetzerin und Lektorin (u.a. Hirmer Verlag), 4 Jahre lang freie Mitarbeiterin an der Bibliotheca Hertziana (Max-Planck-Gesellschaft) in Rom für Lektorat und Redaktion der „Römischen Studien“ (2000-2004). Seit 2003 an der Bayerischen Staatsbibliothek in München, um die wissenschaftlichen Kataloge der Handschriften mit italienischem und französischem Buchschmuck zu erstellen.

Ulrike Bauer-Eberhardt ist seit ihrer Dissertation vorrangig in ihrem Spezialgebiet der italienischen Buchmalerei aktiv geblieben: zahlreiche Publikationen dazu (ikonographische Themen und Stilfragen). Eigene Ausstellungen: 1984 die italienischen Fragmente der Staatlichen Graphischen Sammlung in der Neuen Pinakothek (dazu Katalog von ihr erschienen), in der Bayerischen Staatsbibliothek 2008 die Münchener Corvinen (Weltkulturerbe) oder 2010 „bella figura“ – eine Blütenlese aus den Münchener Handschriften mit italienischem Buchschmuck bis zum Jahre 1350.

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Schlagworte

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