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Die Überlieferungsgeschichte der aristotelischen Schrift »De generatione et corruptione«
2001
17,0 x 24,0 cm, 448 S., 48 s/w Abb., Leinen
ISBN: 9783895002120
17,0 x 24,0 cm, 448 S., 48 s/w Abb., Leinen
82,00 €
ISBN: 9783895002120
Kurze Beschreibung
In seiner Schrift „De generatione et corruptione“ entwickelt Aristoteles seine Antworten auf die Aporien, die sich aus dem Begriff des Werdens ergeben. Dabei geht es ihm ebenso darum, das gesamte Bedeutungsspektrum des griechischen Verbes „genesthai“ zu klären und zu ordnen, wie darum, auf rein physikalischer Ebene allgemeine Betrachtungen zur Einführung in die physiologischen Studien des biologischen Corpus anzustellen.Die philosophische Überlieferung hat erkannt, dass es in Aristoteles Schrift um die Machbarkeit und den Platz einer physikalischen Untersuchung des Lebendigen ging und – unter monotheistischen Vorzeichen – um das Verhältnis Gottes zu seinen Geschöpfen. Seit jeher übte dieser Text eine Faszination auf Denker aus, die zu verstehen versucht haben, warum und wie die Welt der reinen Potenz und Materie unter bestimmten, sehr spezifischen Bedingungen in die Individualisierung der aktualisierten Form münden kann.
Der Autor zeigt unter anderem, dass die wichtigste unter den drei arabischen Übersetzungen sehr wahrscheinlich auf das byzantinische Exemplar der physikalischen Traktate zurückgeht und dass süditalienische Ärzte es nicht versäumt haben, sich unverzüglich die vielfältigen, von Burgundio von Pisa zusammen mit seiner Version übersetzten Randnotizen zunutze zu machen. Er liefert mit seiner Überlieferungsgeschichte also nicht nur das für eine wirklich textkritische Ausgabe unerlässliche Stemma, sondern führt uns ebenso die Vielgestaltigkeit der Geschichte der Philosophie vor Augen, die sich ebenso mit der Theologie wie mit den Naturwissenschaften befasst.
Ausführliche Beschreibung
In seiner Schrift „De generatione et corruptione“ entwickelt Aristoteles seine Antworten auf die Aporien, die sich aus dem Begriff des Werdens ergeben. Dabei geht es ihm ebenso darum, analytisch – und dies im angelsächsischen Sinne des Wortes – das gesamte Bedeutungsspektrum des griechischen Verbes „genesthai“ zu klären und zu ordnen, wie darum, auf rein physikalischer Ebene allgemeine Betrachtungen zur Einführung in die physiologischen Studien des biologischen Corpus anzustellen.Die philosophische Überlieferung hat, mehr oder minder bewusst, immer erkannt, dass es in Aristoteles Schrift um die Machbarkeit und den Platz einer physikalischen Untersuchung des Lebendigen ging und – unter monotheistischen Vorzeichen – um das Verhältnis Gottes zu seinen Geschöpfen. Man denke nur an den Ps.-Okellos in hellenistischer Zeit, ferner an die galenische Tradition und an die bahnbrechenden physikalischen Intuitionen des Alexander von Aphrodisias. Man denke auch an die große Anziehungskraft, die dieser Text auf die arabischen Philosophen und später auf die Physiker-Ärzte Süditaliens ausgeübt hat. Und man denke schließlich an die fast siebzig byzantinischen Manuskripte, die uns den Text des Traktats in der Originalsprache überliefert haben. All das zeugt von der Faszination, die dieser Text auf Denker ausgeübt hat, die zu verstehen versucht haben, warum und wie die Welt der reinen Potenz und Materie unter bestimmten, sehr spezifischen Bedingungen in die Individualisierung der aktualisierten Form münden kann.
Auch die Gegner waren sich der Bedeutung des Textes bewusst. So hat Philoponus den Traktat nicht ausdrücklich verworfen, wenn er auch in seinem De Aeternitate mundi contra Aristotelem und seinem De Aeternitate munde contra Proclum die These von der Ewigkeit der Welt und dem Fortbestand der Arten ablehnt, der ja, wie wir gerade gesehen haben, in dem Traktat eine grundlegende Bedeutung zukommt. Eine systematische Widerlegung von De generatione et corruptione wird erstmals von einem der größten islamischen Theologen zu Anfang des 10. Jahrhunderts geführt.
Der Autor zeigt unter anderem, dass die wichtigste unter den drei arabischen Übersetzungen sehr wahrscheinlich auf das byzantinische Exemplar der physikalischen Traktate zurückgeht, dass die süditalienischen Ärzte es nicht versäumt haben, sich unverzüglich die vielfältigen, von Burgundio von Pisa zusammen mit seiner Version übersetzten Randnotizen zunutze zu machen, – dass übrigens die beiden Manuskripte, die mit Süditalien in Verbindung gebracht werden können, jeweils medizinische Texte enthalten –, dass zahlreiche byzantinische Gelehrte es sich haben angelegen sein lassen, den Text durch oft interessante, zuweilen brillante Konjekturen zu verbessern.
Der Autor liefert mit seiner Überlieferungsgeschichte also nicht nur das für eine wirklich textkritische Ausgabe unerläßliche Stemma. Er führt uns ebenso die Vielgestaltigkeit der Geschichte der Philosophie vor Augen, die sich ebenso mit der Theologie wie mit den Naturwissenschaften befaßt. Nur die Überlieferungsgeschichte kann uns vor historischen Trugbildern bewahren, d. h. vor der pseudo-philosophischen Rekonstruierung riesiger Phantasiefresken.