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9783954900336

Beste, Heinz-J.; Mertens, Dieter; Ortisi, Salvatore

Die Mauern von Syrakus

Das Kastell Euryalos und die Befestigung der Epipolai

2016
24,5 x 34,0 cm, 328 S., 367 s/w Abb., 7 farb. Abb., 9 Karten, 9 Pläne, Leinen
98,00 €

ISBN: 9783954900336
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Probekapitel

Kurze Beschreibung

Die traumatischen Erfahrungen der Syrakusaner aus dem Belagerungskrieg 414/413 v. Chr. durch die Athenerstreitmacht führten bei einer neuerlichen Bedrohung der Stadt durch Karthago dazu, das im Norden über dem Stadtgebiet gelegene Hochplateau Epipolai mit einer Mauer zu schützen. So entstand die größte Verteidigungsanlage der ganzen griechischen Welt mit einer Länge von ca. 21 km und einem großen Kastell, dem sog. Kastell Euryalos, an seiner Westspitze. Die Verteidigungsanlage wurde von den nachfolgenden syrakusanischen Strategen, Tyrannen und hellenistischen Königen (Dionysios II, Timoleonte, Agathokles, Hierion II) bis zum Ende des 3. Jhs. v. Chr. immer weiter und monumentaler ausgebaut. Dabei dienten die sog. Langen Mauern weniger der unmittelbaren Befestigung der Stadt, sondern hatten die Charakteristika und Aufgaben einer sog. Landschaftsfestung, um im Kriegsfalle die Landbevölkerung sicher und wohl geordnet unterzubringen.
Die Untersuchungen der Autoren haben durch die neue Identifizierung einer Reihe von Toren und auf diese zuführenden Landstraßen ein anschauliches Bild davon ergeben, wie systematisch die Anlage mit dem Umland in Verbindung stand. Gleichzeitig konnten sichere Hinweise auf die Einrichtung von Lagern gleich hinter den Mauern gewonnen werden, in denen die Bevölkerung im Notfall untergebracht und versorgt werden konnte.

Ausführliche Beschreibung

Nach dem dramatischen Ringen 414/413 v. Chr. mit den Athenern, welche Syrakus lange Zeit von der im Norden über der Stadt gelegenen Hochfläche Epipolai aus belagert hielten, beschloss der Tyrann Dionysios I. angesichts der erneuten Bedrohung durch die Karthager 402 v.Chr., das Plateau mit einer Mauer zu schützen. So entstand als wichtigster Teil seiner aufwendigen Aufrüstungsmaßnahmen die größte Verteidigungsanlage der gesamten griechischen Welt mit einer Länge von ca. 21 km und einer großen Schutzburg, dem sog. Kastell Euryalos, an seiner Westspitze. Die Anlage wurde von den nachfolgenden syrakusanischen Strategen, Tyrannen und hellenistischen Königen (Dionysios II, Timoleon, Agathokles, Hieron II) bis zum Ende des 3. Jhs. v. Chr. immer weiter und monumentaler ausgebaut. Die sog. Langen Mauern dienten dabei weniger der unmittelbaren Befestigung der Stadt, sondern fungierten vielmehr als sog. Landschaftsfestung, um im Kriegsfalle die Landbevölkerung sicher unterzubringen.
Die erstmalige Untersuchung dieses gewaltigen Mauerzuges, dessen Bau noch vom augustuszeitlichen Historiker Diodorus Siculus eindrücklich beschrieben wird, erbrachte neben der Neuentdeckung wesentlicher Bestandteile – Tore, Türme, ein eigenes Lagerkastell, Straßenverbindungen mit dem Umland – Einblicke in die rasche Wandlung der Verteidigungskonzepte der Zeit nach der Erfindung des Katapults eben durch Dionysios‘ Techniker. Dies gilt besonders für das Kastell Euryalos, dessen Entwicklung hin zur komplexesten Burganlage der Klassischen Antike beispielhaft ist für die uns auch durch die antike Technik-Literatur der Poliorketiker vollzogenen Gedanken. Der große Archimedes hat dazu nach den neuen Erkenntnissen aber nur noch die – letztlich erfolglose – Bestückung mit Maschinen eingebracht.
Die Untersuchung erfolgte auf der Grundlage eines völlig neuen Planes der gesamten Stadt im M 1 : 2.000, in dem neben den Mauerzügen alle heute noch sichtbaren archäologischen Reste eingetragen sind. So beginnt die Arbeit auch mit einer umfangreichen zusammenfassenden Studie zur Stadtgeschichte insgesamt, soweit sie sich in ihren Mauern spiegelt. Darin spielt die Rezeptionsgeschichte des antiken Syrakus seit der Renaissance, in der die weitläufigen Mauern der Epipolai als die Stadtmauern der berühmten antiken Großstadt missverstanden wurden, eine bis heute wirkende Rolle.

Rezensionen

„Die vorliegende Arbeit bildet die Endpublikation der langjährigen Untersuchungen von Heinz-Jürgen Beste und Dieter Mertens zu den Mauern von Syrakus. [...] [E]rstmals werden auch das [durch das Deutsche Archäologische Institut Rom in Kooperation mit der Soprintendenza di Siracusa] neu erstellte Planmaterial umfangreich veröffentlicht, das Festungswerk ausführlich beschrieben und bauforscherisch untersucht, die Ergebnisse von begrenzten archäologischen Sondagen vorgelegt sowie die mit dem Bauwerk verbundenen kulturhistorischen und militärtechnischen Aspekte intensiv diskutiert. [...] Diese Entwicklungen [dieses einmaligen Festungswerkes, an dem sich zwei Jahrhunderte der militärtechnischen Entwicklung ablesen kassen], ihre Hintergründe und Auswirkungen in der vorgelegten Gründlichkeit herausgearbeitet zu haben, ist das große Verdienst der Verf., womit die Arbeit nicht nur für die Stadtgeschichte von Syrakus, sondern für die Fortifikationsforschung allgemein von allergrößter Bedeutung ist. [Die Arbeit] bietet einerseits nicht nur für die angestrebte Unterschutzstellung der Mauerreste geeignete Grundlagen, sondern stellt auch ein Standardwerk für die Untersuchung von Fortikfikationen dar, von denen noch viel zu wenige archäologisch oder historisch gut begründete Datierungen bieten und zudem so sorgfältig dokumentiert sind. Damit wird das Buch einen wichtigen Platz in der Literatur der archäologischen Bauforschung sowohl in Bezug auf Sizilien als auch auf antike Befestigungsanlagen einnehmen.“

Von: Britta Jansen
In: Göttinger Forum für Altertumswissenschaft 21 (2018) 1007-1015, http://gfa.gbv.de/dr,gfa,021,2018,r,02.pdf
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„Heinz-Jürgen Beste und Dieter Mertens zählen
zu jenen Vertretern der klassischen Bauforschung,
deren lebenslanges Bemühen um
die Verbindung von Architektur, Archäologie
und Historischer Landeskunde nachhaltig die
Altertumswissenschaften prägen und deren
Arbeiten untrennbar mit der Architektur und den
Städten der Westgriechen verbunden sind. Mit der
Vorlage der ›Mauern von Syrakus‹ – mit der im
Untertitel vorgenommenen Einschränkung auf das
Kastell Euryalos und die Befestigung der Epipolai
– liegt nunmehr das Ergebnis einer jahrzehntelangen
Beschäftigung mit den Befestigungsanlagen
von Syrakus vor.
Dass in diesem langen Zeitraum die Bauanalyse
sowie archäologische Grabungen kontinuierlich
durchgeführt werden konnten, ist nicht
zuletzt auf die unermüdliche und vorbildliche
Zusammenarbeit der Autoren mit den Altertumsbehörden
Siziliens und zahlreichen anderen
Partnern zurückzuführen. (...)
Die überaus methodische, gründliche und über
Jahrzehnte hin entwickelte Sicht auf die Mauern
von Syrakus hat nicht nur für die Erforschung sizilischer
Befestigungsanlagen nachhaltigen Wert,
sondern wird für jeden, der sich mit klassischhellenistischen
Stadtmauern beschäftigt, ein Referenzwerk
sein.

Von: Alexander Sokolicek
In: Bonner Jahrbuch 218 (2018), S. 381-384

Autoreninfo

Prof. Dr.-Ing. Dieter Mertens
geb. 1941, promoviert und habilitiert für die Lehre der Baugeschichte und Stadtbaugeschichte an der TUMünchen, seit 1970 am Deutschen Archäologischen Institut in Rom, zuletzt (bis zur Pensionierung 2006) als Erster Direktor, Forschungen zur griechischen Architektur und Urbanistik, vor allem in Unteritalien und Sizilien, sowie zur Rezeptionsgeschichte der antiken Baukunst.

Dr.-Ing. Heinz-Jürgen Beste
geboren 1957 in Westfalen, Studium der Architektur und Kunstgeschichte in Dortmund und Berlin, wo er 1986 das Studium mit dem Diplom-Ingenieur abschloss. Promotion zum Dr.-Ing. 1997 an der Architekturfakultät der TU München mit einer Arbeit über das Kastell Euryalos von Syrakus.
1989-1990 Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts. 1988-1995 Assistent am Institut für Baugeschichte der TU München und Mitarbeit an Forschungsprojekten des Deutschen Archäologischen Instituts Rom in Paestum, Syrakus und Selinunt. Seit 1996 am Deutschen Archäologischen Institut in Rom tätig als Referent mit dem Schwerpunkt römische Architektur und Topographie. Aktuelle Forschungsobjekte sind: Domus Aurea, Colosseum, Olymieion in Agrigent sowie die Amphitheater in Capua und Ancona.

Reihentext


Seit 1973 erscheinen in der renommierten Reihe „Sonderschriften des Deutschen Archäologischen Instituts Rom“ Monographien zu bedeutenden Forschungen in Italien und Nordafrika. In Vorbereitung sind Studien zu herausragenden Bauten der griechisch-römischen Antike wie dem Poseidontempel in Paestum, den Befestigungen des antiken Syrakus oder dem Kolosseum in Rom.

Schlagworte

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