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9783895007118

Bubenheimer-Erhart, Friederike

Die »ägyptische Grotte« von Vulci

Zum Beginn der Archäologie als wissenschaftliche Disziplin

2010
22,0 x 29,0 cm, 184 S., 77 s/w Abb., Broschur
29,80 €

ISBN: 9783895007118
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Probekapitel

Kurze Beschreibung

Die ägyptische Grotte, wie man das Isisgrab von Vulci zur Zeit seiner Entdeckung im 19. Jahrhundert nannte, gehört zu den bedeutendsten Gräbern der orientalisierenden Periode Etruriens. Friederike Bubenheimer-Erhart legt in diesem Band die wichtigsten Dokumente jener Zeit vor, aufgrund derer ihr erstmals eine verlässliche Rekonstruktion dieses etruskischen Grabes gelingt. Sie befasst sich dabei in einer flüssigen Sprache mit einer Fülle von Aspekten, die den Beginn der Archäologie im Sinne einer wissenschaftlichen Disziplin kennzeichnen, und erläutert die zeitgeschichtliche Relevanz ägyptischer Funde aus Etrurien.

Ausführliche Beschreibung

Etruskische Gräber, die ägyptische oder ägyptisch wirkende Funde enthielten, galten im 19. Jahrhundert als ägyptische Grotten. Im Mittelpunkt des vorliegenden Bandes steht die ägyptischste dieser Grotten, das Isisgrab von Vulci, das bei den Ausgrabungen der Fürsten von Canino im Jahre 1839 zutage kam und damals eine Sensation ersten Ranges war. Während das Grab selbst bald verloren ging, sind seine Funde bis heute ein Kronzeuge der orientalisierenden Periode Etruriens geblieben. Diese Funde, der wissenschaftlichen Welt oberflächlich bekannt, in Standardwerken zur etruskischen Kunst und Kultur auch regelmäßig erwähnt, wurden von den Ausgräbern, Lucien und Alexandrine Bonaparte, nicht publiziert. Dieser Umstand und das wechselvolle Schicksal der Funde, die durch mehrere Hände gingen, bevor sie im Jahre 1850 in das Britische Museum gelangten, hatten zur Folge, dass über dem Isisgrab von Vulci stets auch Zweifel schwebten. Um dieses Grab endlich einer gründlichen wissenschaftlichen Bearbeitung zuführen zu können, hat Friederike Bubenheimer-Erhart hier eine Fülle bislang unbekannter oder wenig beachteter Dokumente aus verschiedenen historischen Archiven zusammengetragen. Auf der Grundlage dieser Dokumente - es handelt sich dabei um Grabungsberichte, Sitzungsprotokolle, Fundnotizen, Abrechnungen und Gelehrtenbriefe - erzählt sie in spannender Weise die Geschichte dieses Grabes von seiner Entdeckung bis zum Eingang eines Großteils der Funde in das Britische Museum. Anschließend rekonstruiert sie, soweit es die Dokumente noch erlauben, das Grabinventar, dessen einstige Ausmaße das erhaltene Ensemble des Britischen Museums bei weitem überschreiten. So wird erstmals ein verlässliches Bild von diesem bedeutenden Grab geschaffen, mithin ein dringendes Desiderat der Forschung erfüllt. Darüber hinaus gewährt die Geschichte dieser ägyptischen Grotte aber auch Einblick in die Geschichte der Archäologie, wie sie im Zusammenspiel verschiedener Institutionen, Gesetze und Initiativen im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts im Kirchenstaat betrieben wurde und nachgerade zu einer wissenschaftlichen Disziplin heranreifen konnte. Die Autorin erläutert den Umgang mit archäologischen Funden, die unter wissenschaftlichen, kommerziellen und kulturpolitischen Gesichtspunkten von Interesse waren. Besonderes Augenmerk galt den ägyptischen oder für ägyptisch gehaltenen Funden, weil sie das antike Etrurien mit der ehrwürdigen, das Denken immer noch dominierenden Kultur des Nillandes verbanden. Da die mit der ägyptischen Grotte von Vulci befassten Gelehrten zum Teil führende Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft waren, bietet der Band zugleich eine faszinierende Schilderung der historischen Verhältnisse im Italien der Restaurationszeit.

Rezensionen

“In conclusione un volume che propone una cronaca interessante, frutto di uno studio accuratamente costruito, capace di fornire, anche grazie a un bell’apparato di documenti grafici, un ricco spaccato della Roma dei decenni immediatamente precedenti all’Unità d’Italia e soprattutto delle dinamiche legate alle indagini archeologiche e al commercio antiquario ad esse connesso.”

Maria Cristina Biella

In: Bonner Jahrbücher. 210/211 (2010/2011). S. 593-595.

Autoreninfo

Friederike Bubenheimer-Erhart studierte Klassische Archäologie, Ägyptologie und Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg sowie den Universitäten Regensburg, London, Basel und Wien. Sie wurde 2002 mit einer interdisziplinären Dissertation über das Isisgrab von Vulci an der Universität Heidelberg mit dem Prädikat summa cum laude promoviert. Von 2003 bis 2005 war sie wissenschaftliche Angestellte am Lehrstuhl für Klassische Archäologie der Universität Erlangen-Nürnberg und Mitarbeiterin eines Forschungsprojektes über die Königsgräber von Tamassos auf Zypern. Seit 2006 ist sie wissenschaftliche Angestellte am Institut für Ägyptologie der Universität Wien und Leiterin eines interdisziplinären Forschungsprojektes über Ägyptische Ritualgefäße und deren Rezeption in Etrurien. Seit 2007 lehrt sie außerdem Klassische Archäologie an der Universität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte reichen von der Kunst und Kultur der Etrusker über ägyptische Keramik der Dritten Zwischenzeit und der Spätzeit, Archäologie Griechenlands und Zyperns in archaischer und klassischer Zeit, Kulturkontakte und Akkulturation im Mittelmeerraum bis hin zur Geschichte der Archäologie als Wissenschaft.

Reihentext


Mit den „PALILIA“ gibt das Deutsche Archäologische Institut in Rom eine neue Schriftenreihe heraus, in der monographische Arbeiten zur archäologischen Forschung in Italien und von Italien ausgehend veröffentlicht werden.
Dabei sollen insbesondere neue Fragestellungen und innovative Forschungsmethoden, aber auch vernachlässigte Themenbereiche in der klassischen Archäologie zu Wort kommen. Neben den zentralen archäologischen Forschungsgebieten wie griechisch-römische Plastik, Ikonographie, Architektur, Stadtforschung und topographische Untersuchungen werden auch Themen der Sozial-, Wirtschafts- und Religionsgeschichte sowie Materialien der Alltagskultur einbezogen.

Schlagworte

Alte Religionen und Mythen (9) || Altägyptische Religion und Mythologie (2) || Antikes Etrurien || Archäologie (519) || Archäologie einer Periode / Region (436) || Archäologische Ausgrabungen (4) || Bonaparte, Lucien || Denkmalschutz || Geschichte der Archäologie || Geschichte der Religion (69) || Italien (79) || Italien: Antike (1000 bis 500 v. Chr.) (3) || Kirchenstaat || Lazio (8) || Mittelitalien (12) || Religion und Glaube (225) || Religion, allgemein (94) || Südeuropa (82) || Viterbo || Vulci || Ägyptische Funde