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9783752005936

Herausgeber: Rohde, Martin; Bizzarri, Hugo Oscar

La mort du roi : réalité, littérature, représentation | Der Tod des Königs: Realität, Literatur, Repräsentation

2021
17,0 x 24,0 cm, 296 S., Leinen
89,00 €

ISBN: 9783752005936
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Inhaltsverzeichnis
Probekapitel

Kurze Beschreibung

Der Tod des Königs war stets eines der bedeutsamsten Ereignisse in der Geschichte einer Herrschaft. Er gab den Anstoss zu vielfältigen symbolischen Darstellungen, zur Hervorbringung einer reichhaltigen Literatur und einer umfangreichen Ikonografie. Dieser Band vereint eine Reihe von Vorträgen, die sich mit historischen, ikonografischen und literarischen Aspekten des Lebensendes des Königs befassen: die legendäre Gestalt Alexanders des Grossen, die unterschiedlichen Geschichten um den Tod Kaiser Heinrichs VII., die Umstände des Ablebens französischer und kastilischer Könige oder die paradigmatischen Fälle Boccaccios; dreizehn Beiträge, die den Reichtum dieses Themas in der mittelalterlichen Vorstellung veranschaulichen.

Ausführliche Beschreibung

Der Tod des Königs war, auch wenn er unter natürlichen Umständen zu Stande kam, immer ein kritischer Moment in der Geschichte einer Herrschaft. Er war meist Ausgangspunkt für einen komplizierten Prozess der Machtübergabe, der eine langandauernde politische Krise einleiten konnte. Aufgrund dieser enormen Bedeutung ist eine Vielzahl an Texten rund um den Tod der Könige entstanden. Das Thema wird in Chroniken und Trauergedichten wiedergegeben, spiegelt sich aber auch in der bildenden Kunst. Dieser Band, der aus dem gleichnamigen Kolloquium hervorgeht, das 2019 an der Universität Freiburg i. Ü. stattfand und vom Mediävistischen Institut organisiert wurde, hat zum Ziel einen interdisziplinären Blick auf diesen transzendenten Moment im Leben eines Königreichs zu werfen. Der Band gliedert sich in 3 Teile. Der erste ist der Fiktionalisierung des Tod des Königs gewidmet. Catherine Gaullier-Bougassas untersucht den Tod Alexanders im ,Roman d’Alexandre‘ und in der Chronik ,Bouquechardière‘ des Jean de Courcy. Sie zeigt die Transformation des Alexanders in eine christologische Figur in diesen Werken auf. Faustina Doufikar-Aerts beleuchtet die Bedeutung der Alexanderlegende während des Mittelalters im Orient. Gilles Lecuppre hinterfragt die Berichte über Grablegungen in ,De casibus virorum illustrium‘ von Bocaccio an Hand der französischen Übersetzung von Laurent de Premierfait (1355–1360 und 1373), und weist in ihnen eine Moralisierung der Anfälligkeit von Macht nach. Der zweite Teil erörtert die Art und Weise, wie der Tod des Königs erzählt wird. Michael Bojcov entfaltet an Hand von historischen und literarischen Quellen die Vielfalt der Methoden der Konservierung eines königlichen Körpers nach seinem Tod, die von der Forschung vielfach unter dem vereinfachenden Begriff der Einbalsamierung zusammengefasst werden. Georges Martin beugt sich über einen juristischen Aspekt des Ablebens des Königs: das Recht der Nachfolge. Als Beispiel dient ihm König Ferdinand I. Amaia Arizaleta hinterfragt die Gründe für die Integration der ,Epistola de morte Friderici imperatoris‘ in die Handschrift BnF, lat. 5132. Sie bezeichnet diese Handschrift als textuelle Aufbauschrift des Kreuzzuges. Ariel Guiance konzentriert sich auf spanische Chroniken, um den literarischen Spuren der königlichen Grablegungszeremonien zu folgen. Hugo O. Bizzarri widmet sich dem Studium der Poesie zu den Bestattungen der kastillischen Könige aus dem Haus Trastámara. Diese illegitime Linie in der Nachfolge von König Alfons XI. benötigte eine Forcierung der symbolischen Rituale, wollte eine dynastische Nekropole errichten und einen Diskurs über ihre Legitimität anregen, bei dem die Poesie eine fundamentale Rolle spielte. Schliesslich beugt sich Jean-Pierre Jardin über eine spanische Chronik des 15. Jahrhunderts, die ,Crónica del despensero‘. Er bemerkt, dass der Chronist dem Bericht über den Tod eines jeden Königs einen übergeordneten Platz einräumt. Der dritte Teil enthält spezifische Studien über den Tod von einigen ausgewählten Königen. Anne-Marie Helvetius befasst sich mit Fragen über den Tod und das Begräbnis des ersten Königs der Franken, Chlodwig († 511). Nach einem detaillierten Studium der alten Quellen stellt sich heraus, dass sich der König während seiner letzten Jahre als ,neuer Konstantin‘ sah. Hans-Joachim Schmidt untersucht den Tod des Kaisers Heinrich VII. Er analysiert die Entstehung der Legende über den Giftmord an diesem Herrscher und verfolgt die literarische Entwicklung dieser Lüge. Mirko Vagnoni reflektiert über die politische Bedeutung des Grabs von Robert von Anjou. Er setzt einen Akzent auf die Platzierung des Grabmals in der Kirche, die ihm eine spezielle politische Bedeutung zukommen liess. Murielle Gaude-Ferragu spricht über den Tod des Königs Karl V. († 1380). Sie kommt zum Schluss, dass der Bericht über den Tod dieses Königs eine literarische Inszenierung ist, mit der man den modellhaften Tod eine guten Christen darstellen wollte. Am Schluss kommt noch einmal Michael Bojcov auf die letzten Tage des Kaisers Friedrich III. (1415–1493) zu sprechen. Die detaillierten Berichte darüber sind trotz allem unvollständig und widersprüchlich.

Autoreninfo

Dr. Martin Rohde
Geb. 1967 in Berlin; 1992–1999 Studium der Kunstgeschichte, Deutschen Literatur und Historischen Hilfswissenschaften in Freiburg i. Ü. und Pau (Frankreich); 1999: Lizentiat; 1997–1999 wiss. Mitarbeiter am Centre du Recherche sur le vitrail in Romont; 2000–04 Sekretär und seit Juli 2004 Geschäftsführer des Mediävistischen Instituts; 2016 Promotion. Forschungsschwerpunkte: Gotische Portalskulptur in Frankreich; Narrativik in der mittelalterlichen Kunst; Mittelalterrezeption im 19. Jahrhundert; Geschichte der Denkmalpflege.

Reihentext


Die Buchreihe „Scrinium Friburgense“ umfasst Editionen, Monographien und Kolloquiumsbände aus allen Bereichen der Mediävistik, von der Kodikologie, Paläographie und Epigraphik über die mittelalterliche Geschichte, Philosophie- und Kunstgeschichte und die lateinische, deutsche, englische, französische, italienische und spanische Literatur des Mittelalters bis zur Byzantinistik. Besonders willkommen sind Arbeiten interdisziplinären Zuschnitts.

Schlagworte

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