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9783895000478

Bearbeitet von: Werner, Wilfried

Die mittelalterlichen nichtliturgischen Handschriften des Zisterzienserklosters Salem

2000
20,5 x 28,5 cm, 506 S., 8 farb. Abb., Broschur
102,00 €

ISBN: 9783895000478

Kurze Beschreibung

Der Katalog beschreibt 144 Handschriften der Signaturengruppe Codices Salemitani aus der Zeit von 800 bis 1501. Neben 112 Bänden überwiegend theologischen Inhalts sind Werke zum Recht, zur Poesie/ Rhetorik, Geschichte und Medizin verzeichnet. Deutsche Texte bestimmen den Inhalt von 16 Handschriften: hinzu kommt ein niederländisches Gebets- und Andachtsbuch. Je 15 Kodizes stammen aus Frankreich oder Italien. Zahlreiche Handschriften zeichnen sich durch bemerkenswerten Buchschmuck aus.

Ausführliche Beschreibung

Die Gruppe der „Codices Salemitani“ umfaßt insgesamt nahezu 450 Handschriften aus einem Entstehungszeitraum von etwa 1000 Jahren (800-1800). Mit ihren überwiegend lateinischen Texten füllen sie wenigstens ansatzweise die Lücke, die in Heidelberg durch Überführung der Codices Palatini Latini nach Rom (1623) entstanden war. In Heidelberg befinden sie sich seit 1826, erworben aus dem Besitz der Markgrafen von Baden, an die das Kloster Salem (am Bodensee) mitsamt seiner umfangreichen Bibliothek im Zuge der Säkularisierung gelangte. Zum Bestand der hier beschriebenen 144 mittelalterlichen Kodizes gehören auch zehn Bände aus der zur gleichen Zeit aufgehobenen Benediktiner-Abtei Petershausen vor Konstanz. Die Handschriften mit Salemer Besitzeintrag sind zu einem nicht unerheblichen Teil in dem 1134 gegründeten Zisterzienserkloster selbst entstanden, das bereits gegen Ende des 12. Jahrhunderts über ein leistungsfähiges Skriptorium verfügte. Andere sind in Tochterklöstern oder in befreundeten Abteien nicht nur des Zisterzienserordens geschrieben, weitere gelangten durch studierende Mönche an den Heimatkonvent. Fünfzehn Stücke sind mit Sicherheit oder hoher Wahrscheinlichkeit französischer, ebenso viele italienischer Provenienz.
Nach der thematischen Zusammensetzung nehmen erwartungsgemäß die theologischen Handschriften im weitesten Sinne (Bibeln und Schriften zur Bibel, scholastische Werke, Gebetbücher, Hagiographie, Predigten, Moralia, Benediktinerregel) mit 112 Bänden bzw. Faszikeln den größten Raum ein. Die übrigen 32 Stücke verteilen sich auf Recht, Poesie/ Rhetorik, Geschichte und Medizin. Der einzige medizinische Kodex ist die Haupthandschrift des „Hohenbergschen Regimen Sanitatis“ in deutscher Sprache („Ordnung der Gesundheit“). Sechzehn weitere Bände enthalten ausschließlich oder überwiegend deutsche Texte zur Mystik, zur Katechetik, zur Hagiographie, zur Geschichte und zum Recht. Auch eine deutsche Fassung der Benediktinerregel sowie mehrere Gebetbücher in deutscher oder niederländischer Sprache sind hier zu nennen. Bemerkenswert ist die Vielfalt deutschsprachiger Texte in lateinischer Umgebung.
Nicht nur die recht zahlreichen illuminierten Handschriften aus Frankreich oder die unter französischem Einfluß entstandenen Werke haben längst das Interesse der Kunsthistoriker gefunden, sondern es wird auch eine Reihe der in Salem geschriebenen und ausgestatteten Kodizes in ihrer künstlerischen und kunsthistorischen Bedeutung mehr und mehr gewürdigt. Genannt seien die noch dem späten 12. Jahrhundert angehörenden Bände mit den Psalmenerklärungen des Augustinus und die großformatigen Bibelbände aus der Zeit um 1230, an deren Initialschmuck die Entwicklung des Oktopusmotivs - nach einer abstrakt-ornamental bestimmten Vorstufe - über die vegetabile zur zoomorphen Phase verfolgt werden kann. Die in ihrem Bildprogramm völlig selbständige, in den Schritten ihrer Entstehung und deren jeweiliger zeitlicher und lokaler Fixierung noch nicht hinreichend erforschte Handschrift mit Hildegards von Bingen „Scivias“ ist eines der Hauptwerke des Salemer Bestandes. Sorgfältige Fleuronnée-Initialen in Kodizes aus dem beginnenden 14. Jahrhundert beweisen das über einen längeren Zeitraum bewahrte Niveau der Salemer Schreibschule. Deren letztes hier behandeltes Werk ist die kalligraphische Kopie der „Custodia principum“ von Hand des Salemer Mönchs und späteren Abts Anselm Schwab von 1501. Die Schrift - vielleicht an die der Vorlage angelehnt – nimmt Stilelemente der italienischen Rotunda auf. Die farbigen Abbildungen im Katalog beziehen sich unter anderem auf die wichtigsten der hier angesprochenen Befunde.

Rezensionen

„Die persönlichen Vorbemerkungen des Bearbeiters dokumentieren die lange Entstehungsgeschichte eines wirklich lang ersehnten Buches und geben zugleich eine Erklärung für den spröden Titel. Unter dem Decknamen Katalog verbirgt sich ein gutes Stück von der Arbeit eines Gelehrtenlebens und ein Werk, welches sich nahe an die Grenze der Realisierbarkeit gewagt hat. In den Vorbemerkungen stehen drei Kreuze, eins bei Ludwig SCHUBA, dessen Andenken die Arbeit gewidmet ist und der vielleicht einen Katalog der liturgischen Handschriften erstellt hätte. [...]
Während die Katalogisierung der Salemer Handschriften ein dringendes Desiderat war und für die liturgischen Handschriften bleibt, ist W.s Behandlung der Einbandfragmente innovativ. Die ausgewählten beschriebenen Fragmente stammen nach meiner groben Zählung von 20 urkundlichen Dokumenten und 55 Handschriften und erweitern das Bild von der Bücherwelt des Bodenseeraums. Immerhin sind sieben Fragmente dabei, die sicher vor der Klostergründung in der Mitte des 12. Jh.s entstanden sind, davon drei aus dem 9. Jh. Unter diesen finden sich Parallelstücke in den Reichenauer Fragmenten der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe.“

In: Mittellateinisches Jahrbuch. 39 (2004) Heft 3. S. 464-466.

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„Mit dem vorliegenden Katalog wird ein weiterer bedeutender Bestand abendländischer mittelalterlicher Hss. der Universitätsbibliothek Heidelberg vorbildlich erschlossen.“

In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur. 132 (2003) Heft 4. S. 505-506.

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„Die wenigen aus dem umfangreichen Band entnommenen Hinweise zeigen, welch reiche Quellen hier erschlossen werden, und auch, welche konzentrierte und kundige Arbeit von W. Werner vorausgegangen ist, ehe dieser Band zum Abschluß gebracht wurde. Die Benutzer werden es ihm auf lange Zeit hin danken.“

In: Archiv für Liturgiewissenschaft. 43/44 (2001/2002). Nr. 2920.

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