Von Ines Abspacher mit Beiträgen von Sebastian Schmid
Italische und nordafrikanische Lampen des 1. bis 5. Jahrhunderts
Römische Lampen der Sammlung K. Wilhelm
2020
17,0 x 24,0 cm, 192 S., 215 s/w Abb., 75 farb. Abb., 30 Tafeln, Gebunden
ISBN: 9783954904129
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Kurze Beschreibung
Neben einigen italischen Bildlampen des 1. Jahrhunderts n. Chr. liegt der Schwerpunkt der Lampensammlung von K. Wilhelm auf 41 in Nordafrika hergestellten Lampen der mittleren und späten Kaiserzeit sowie drei singulären Gipsmatrizen zur Herstellung von Lampen mit herzförmiger Schnauze. Die 32 rottonigen, rot engobierten Lampen aus zentraltunesischen Töpfereien geben Einblick in den Variantenreichtum der Schnauzen- und Schultergestaltung während der Frühphase der rottonigen Lampenproduktion; zudem zeigen sie Verbindungen der Spiegeldekormotive mit der applikenverzierten Sigillata der zweiten Hälfte des 3. und des 4. Jahrhunderts. Mit Röntgenfluoreszenzanalysen lässt sich deren Produktion in zwei Töpfereizentren nachweisen.
Ausführliche Beschreibung
Die vorgelegten Lampen sind Bestandteil einer Sammlung römischer Feinkeramik von K. Wilhelm, deren Schwerpunkt auf nordafrikanischer Sigillata des späten 2. bis 6. Jahrhunderts liegt, die bereits 2019 als Band 8 der MBPA veröffentlicht wurde. Elf Bildlampen wurden in Italien produziert, 41 Lampen und drei Lampenmodel wurden in Nordafrika hergestellt. Sie bieten einen Überblick über Formen- und Dekorspektrum der zum Teil in großen Stückzahlen gefertigten und weiträumig verhandelten Beleuchtungskörper. Bei den früh- und mittelkaiserzeitlichen Exemplaren aus Italien handelt es sich um typische Beispiele für diese Bildlampen. Sie sind teilweise von großer künstlerischer Qualität; ihre Spiegel zieren Motive, die mit ihrer lichtspendenden Funktion in Verbindung stehen, aber auch verschiedene mythologische Szenen. Die nordafrikanischen, nicht-rottonigen Lampen des 2. und 3. Jahrhunderts sind gleichfalls als typische Exemplare anzusprechen; herausragend ist eine Volutenlampe, deren Spiegel mit einer Risalitvilla und einem zweirädrigen Wagen verziert ist. Bislang gibt es kaum konkrete Hinweise, in welchen Töpfereien in Tunesien diese Lampen gefertigt wurden. Aus solchen stammen auch drei singuläre Oberteile von Gipsmatrizen, die zur Lampenherstellung verwendet wurden. Der größte Teil der nordafrikanischen Lampen ist rottonig und rot engobiert, darunter zwei figurale Kopflampen. Große Bedeutung kommt zwölf in Zentraltunesien hergestellten rottonigen, rot engobierten (Sigillata-)Lampen zu, die zu den seltenen Vertretern der frühen Produktionsphase dieser Gattung während des 3. und der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts gehören. Sie zeigen den Variantenreichtum sowohl in der Form als auch im Dekor während einer frühen Experimentierphase in der Produktion dieser Lampen, die letztlich zu den „klassischen“ spätantiken Formen mit teilweise christlichen Spiegel- und Schulterdekormotiven führten. So wurden teilweise ältere, nicht-rottonige Lampen zum Vorbild genommen, abgeformt und abgewandelt; teilweise entwickelte man aber auch neue Formen bzw. Form- und Dekorelemente. Zur Verzierung der Spiegel verwendeten die Töpfer vom 3. bis frühen 5. Jahrhundert oftmals von der applikenverzierten Sigillatagefäßkeramik abgeformte Dekormotive. Dies zeigt bereits die Verbindungen zu den diese reliefverzierte Sigillata produzierenden Werkstätten in Zentraltunesien. Eine Bestätigung hierfür liefern die Röntgenfluoreszenzanalysen ausgewählter Lampen der Sammlung. Demnach stammt der Großteil der frühen Exemplare aus Henchir el Guellal bei Djilma, dem offensichtlich in der Frühphase der rottonigen Lampen wichtigsten Produktionszentrum in Zentraltunesien, einzelne Stücke wurden jedoch in Sidi Marzouk Tounsi hergestellt.
Autoreninfo
Ines Abspacher (*1984) studierte von 2007 bis 2011 Provinzialrömische Archäologie, Klassische Archäologie sowie Spätantike u. Byzantinische Kunstgeschichte an den Universitäten Augsburg und München. Im Sommersemester 2011 schloss sie ihr Studium an der Universität München im Fach Provinzialrömische Archäologie mit dem Magister Artium ab. Nachdem sie bereits während ihres Studiums an mehreren Grabungsprojekten im In- und Ausland (u. a. im römischen Kastell Gheriat el-Garbia, Libyen) teilnahm, ist sie nun als Mitinhaberin einer Fachfirma für archäologische Ausgrabungen hauptsächlich im Augsburger Stadtgebiet tätig. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der Untersuchung der materiellen Kultur der römischen Alpen- und Donauprovinzen.