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9783895003516

Bearbeitet von Klaus Zechiel-Eckes unter Mitarbeit von Max Plassmann und Ulrich Schlüter

Katalog der frühmittelalterlichen Fragmente der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

Vom beginnenden achten bis zum ausgehenden neunten Jahrhundert

2003
20,0 x 28,0 cm, 118 S., 25 farb. Abb., Gebunden
32,00 €

ISBN: 9783895003516
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Probekapitel

Kurze Beschreibung

In der Forschung wenig bis gar nicht bekannt ist die Tatsache, dass die Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf – neben ihrem wertvollen Handschriftenbestand – auch über einen großen Fundus an mittelalterlichen Handschriften-Fragmenten verfügt, vom beginnenden achten bis zum sechzehnten Jahrhundert. Es handelt sich um etwa 750 Signaturen mit insgesamt annähernd 1500 Blättern bzw. Blatteilen. Eine inhaltliche und paläographische Bestimmung existierte bisher nicht. Eine grobe Sichtung des reichhaltigen Materials ergab, daß 18 Signaturen des 8. Jahrhunderts zu verzeichnen sind, ca. 30 Signaturen des 9. Jahrhunderts, ca. 35 des 10. Jahrhunderts, ca. 40 des 11. Jahrhunderts, ca. 75 des 12. Jahrhunderts und ca. 90 des 13. Jahrhunderts. Die Addition führt demnach zu knapp 300 früh- und hochmittelalterlichen Zeugnissen, der Rest, etwa 450 Signaturen, verteilt sich auf spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Dokumente.
Das erstaunlich breite thematische Spektrum, jetzt nur auf das 8. bis 11. Jahrhundert bezogen, schließt unbekannte Klassikerüberlieferungen (u. a. Cicero, Plinius Maior, Vergil, Terenz, Lukan) genauso ein wie Kirchenväter (u. a. Augustinus, Johannes Chrysostomus, Gregor d. Gr.) und andere spätantike Autoren (u. a. Boethius, Martianus Capella, Maximus Taurinensis, Orosius, Priscianus) sowie Reste von Bibel- (Vulgata), Rechts- (Canonum collectio Quesnelliana) und hagiographischen Handschriften. Da die Existenz dieser Blätter bisher im dunkeln lag, konnten sie für text- und überlieferungsgeschichtliche Forschung noch nicht herangezogen werden.
Um diesen Zustand zu ändern, werden die Fragmente nun in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projekt erschlossen. Das erste Ergebnis dieser Arbeit liegt mit dem vorliegenden Katalog vor, der nicht nur reich bebildert eine Ausstellung begleitet, sondern auch die Fragmente des 8. und 9. Jahrhunderts erstmals vollständig wissenschaftlich beschreibt.

Rezensionen

„Vorliegende Publikation gibt im ersten Teil eine nach heutigen Kriterien ausführliche und exakte Beschreibung der Fragmente, der zweite Teil bietet hervorragende Fotos; insgesamt gesehen eine sehr begrüßenswerte und glänzende Produktion der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, der man vielen Nachfolger wünscht.“

In: Düsseldorfer Jahrbuch 77 (2007). S. 457.

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„Der Katalog selbst ist sehr gut bearbeitet, vor allem in Hinblick auf Paläographisches und auf Transkriptionen. Er gibt einen soliden Überblick und setzt sich kritisch mit Entstehungszeit und -ort, dem Äußeren und dem Inhalt der ehemaligen Handschrift, Provenienz und Literatur auseinander. Der Entstehungsbereich der Fragmente bzw. der ehemaligen Handschriften liegt vor allen Dingen im französischen und angelsächsischen Raum. Als Orte der Provenienz treten besonders die Klöster Werden an der Ruhr und Beyenburg bei Wuppertal hervor, ersteres auch als kontinentales angelsächsisches Entstehungszentrum. Es gibt nur wenige Wermutstropfen zu beklagen: Schade ist, dass es nicht von allen Handschriftenfragmenten Abbildungen gibt, gerade auch von jenen, die nicht in der Literatur auftauchen wie K 11:001 (Liber Levitici, Liber Numerorum).“

In: Mittellateinisches Jahrbuch. 40 (2005). Heft 3. S. 478-479.

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Der Fragmentebestand der ULB Düsseldorf umfaßt etwa 1500 Blatt, verteilt auf etwa 740 Signaturen. Der überwiegende Teil dieser Sammlung stammt aus Handschriften und Drucken dieser Bibliothek, außerdem wurden zahlreiche Fragmente bereits in den 1950er Jahren vom Düsseldorfer Staatsarchiv an die Bibliothek abgegeben. Von diesem umfangreichen Bestand sind
bislang nur rund 60 Signaturen (also etwa acht Prozent) in der Forschungsliteratur behandelt worden. Die Gründe dafür liegen zum einen in der Tatsache, daß diese Fragmente bisher überhaupt nicht systematisch erschlossen wurden und daher größtenteils unbekannt geblieben sind, zum anderen ist davon auszugehen, daß ein beträchtlicher Teil spätmittelalterlicher Fragmente, die oft aus liturgischen Handschriften stammen und schwer zu bestimmen sind, für die Forschung von geringem Interesse ist und einstweilen auch bleiben wird. (...)
Die Katalogisierung der Düsseldorfer Fragmente könnte in gewisser Weise die Rolle eines Pilotprojekts einnehmen, denn der gedruckte, mit 25 Farbabbildungen ungewöhnlich reich illustrierte Katalog soll durch Digitalisate aller Fragmente ergänzt werden, die im Internet zugänglich gemacht werden. Vergleichbare Medienkombinationen gibt es bisher in Deutschland noch nicht. (...)
Die 45 Beschreibungen, die den Katalogteil des Bandes ausmachen, sind in einer Weise aufgebaut, die - dem Gegenstand entsprechend - von den nach DFG-Richtlinien erstellten Handschriftenkatalogen abweicht. Auf die Angabe von Signatur, Autor (wenn bekannt) und Werktitel folgen in einer Schlagzeile die Daten zu Datierung und Lokalisierung, dann Angaben zu Beschreibstoff, Maßen, Schriftart und, soweit erkennbar, Seitengestaltung. Ausführlich wird dokumentiert, welche Textstücke auf den Fragmenten überliefert sind. Besonders wichtig sind im Anschluß daran die Ausführungen über Beziehungen zu anderen Fragmenten und Stellung in der Gesamtüberlieferung des jeweiligen Textes. Als Beispiel seien die Fragmente genannt, die aus einer northumbrischen Handschrift des 8. Jahrhunderts stammen und heute unter sechs Signaturen aufbewahrt werden (K1:B215; K2:C118; K15:009; K19:Z8/8; M.Th.u.Sch.29a(Ink.) Bd. 4, vorderer Spiegel und hinterer Spiegel). Abschließend stehen Ausführungen über die Provenienz der Bruchstücke und die Literaturangaben. Hervorzuheben ist, daß
einige Fragmente in den maßgeblichen Repertorien von Elias Avery Lowe und Bernhard Bischoff noch nicht verzeichnet sind.
Es ist zu wünschen, daß die Erschließungsleistung wie geplant rasch auf einen umfangreicheren Teil der Düsseldorfer Sammlung ausgedehnt und das Projekt als Vorbild für die Förderung entsprechender Erschließungsarbeiten in weiteren Bibliotheken dienen wird. Auf die in Aussicht gestellte Internetpräsentation und die Verknüpfung von Katalogisaten und Images darf man gespannt sein.

In: Informationsmittel (IFB). 12 (2004). Heft 1.
http://www.bsz-bw.de//SWBplus/ifb/ifb_04-1_inh.shtml

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„740 Signaturen, das sind 1.500 Blatt, Handschriften-Fragmente besitzt die im Titel genannte Bibliothek. Nicht ohne eine für die Bibliothek und deren Aufgaben werbende Absicht werden die ältesten hier beschrieben. Zugleich wird in drei einführenden Beiträgen – Vf. sind die Obengenannten – das von der Dt. Forschungsgemeinschaft unterstützte Programm vorgestellt, mit dem der noch nicht bearbeitete Fragmentenbestand erschlossen werden soll, und zwar digital in eine Datenbank eingelesen und dort leicht zugänglich. – Den Katalog der 45 frühmittelalterlichen Fragmente erfaßt Klaus ZECHIEL-ECKES (21-66, dazu 25 farbige Abb.). Anders als bei Handschriftenkatalogen gewohnt, werden die Stücke nicht nach einem im voraus formulierten Regelwerk erfaßt, sondern das Einzelstück gibt Methode und Umfang der Erfassung vor – ein pragmatisches und mit kompetentem Urteil geübtes Vorgehen. Zu den Stücken ist im ALw allerdings wenig zu bemerken, denn, auffallend, eigentliche Liturgica begegnen nicht, obwohl doch die Provenienz, soweit feststellbar, auf kirchliche Herkunft (vor allem Abtei Werden) verweist. Zwei Blätter eines Martyrologiums, vor 1000, nicht genau einzuordnen und ohne Provenienzzeichen, dann mehrere Texte aus (vermutlichen) Offiziumslesungen (Kirchenväter, Passinnes) können genannt werden. Die Bedeutung der (übrigens sehr gut aufgemachten) Publikation für mehrere mit geschichtlichen Quellen arbeitenden Wissenschaften ist mit dem für die Liturgiegeschichte bescheidenen Ergebnis in keiner Weise geschmälert.“

In: Archiv für Liturgiewissenschaft. 46 (2004). Heft 3. S. 452.

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„Die Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf verfügt neben 450 Codices auch über ca. 750 mittelalterliche Fragmente, von denen hier 45 Stück aus dem achten und neunten Jahrhunderts mit enormem Aufwand in Text und Bild erschlossen werden. So kann die Beschreibung einer Chrysostomos-Sammlung (K 1:B 215, S. 27-28) erheblich länger ausfallen, als dies bei einem vollständigen Codex der Fall wäre. Neben der reinen Entdeckerfreude und dem Umstand, daß wir mit diesem Katalog auch eine paläographische Mustersammlung in hochwertigen Farbabbildungen erhalten, kann als besonderer Zugewinn die Auffindung bislang unbekannter Bruchstücke der merowingischen Passio sancti Iusti pueri im Einband von M.Th.u.Sch. 29a (Ink.), Bd. 4 genannt werden. Das Fragment in angelsächsischer Minuskel stammt vermutlich aus York und ist der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts zuzuschreiben.“

In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters. 60 (2004). Heft 1. S. 221.

Autoreninfo

Klaus Zechiel-Eckes studierte Geschichte, Romanistik und lateinische Philologie des Mittelalters in Saarbrücken und Freiburg i. Br. 1990 Promotion mit einer überlieferungsgeschichtlich-editorischen Arbeit zur Geschichte des frühmittelalterlichen Kirchenrechts („Die Concordia canonum des Cresconius„, 2 Bde.); 1998 Habilitation in Freiburg für die Fächer Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften („Florus von Lyon als Kirchenpolitiker und Publizist. Studien zur Persönlichkeit eines karolingischen ‚Intellektuellen‘ „).Anschließend Tätigkeit als Chercheur associé au CNRS am Institut de Recherche et d’Histoire des Textes in Paris, Mitarbeiter des Deutschen Historischen Instituts in Paris, dann Lehrstuhlvertretungen in München und Zürich (Geschichte des Früh- und Hochmittelalters). Derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter des Dezernats ‚Sondersammlungen‘ der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf.

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