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9783895001598

Schmidt, Gudrun

Rabe und Krähe in der Antike

Studien zur archäologischen und literarischen Überlieferung

2002
17,0 x 24,0 cm, 228 S., 78 s/w Abb., 15 Abb. im Text, 63 s/w-Abb. auf 30 Tafeln, Gebunden
49,00 €

ISBN: 9783895001598
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Probekapitel

Kurze Beschreibung

Ziel dieser Arbeit ist es, die verschiedenen Bedeutungen von Rabe und Krähe für die Menschen der Antike zu ermitteln. Um diese Aspekte zu erschließen, werden hierbei verschiedene bildliche Darstellungen und literarische Nachrichten nach ihren Aussagen befragt und miteinander verglichen. Dabei wird die griechisch-römische Kultur von der Archaik bis in die Spätantike beleuchtet, ergänzt durch einen Exkurs zur Bedeutung bei den Kelten.
Die Untersuchung der Beziehung der Krähe und v.a. des Raben zum griechischen Apollon erweist sich als besonders aufschlußreich: Dabei werden Raben, besonders weiße Raben mit der Kolonisation in Verbindung gebracht. Viele der ermittelten Aspekte der Vögel verraten genaue Naturbeobachtung.

Ausführliche Beschreibung

Heutzutage steht der Rabe für Beredsamkeit, Klugheit und Witz. Aus der Märchenwelt kennt man ihn auch als Unheilverkünder oder als Begleiter von Hexen oder gar des Teufels. Entgegen der allgemein vorherrschenden Vorstellung, daß die Krähe das weibliche Pendant zum Raben sei, handelt es sich um zwei zwar eng miteinander verwandte, aber dennoch verschiedene Vogelarten.
Das Ziel der Arbeit ist es, die verschiedenen Bedeutungen von Rabe und Krähe für die Menschen der Antike zu ermitteln. Um diese Aspekte zu erschließen, werden in dem vorliegenden Werk verschiedene bildliche Darstellungen und literarische Nachrichten nach ihren Aussagen befragt und miteinander verglichen.
Ein antiker Mythos kann hierfür besonders aufschlußreich interpretiert werden: Der einst weiße Rabe wurde vom Gott Apollon aus Zorn in einen schwarzen verwandelt, nachdem er ihm eine schlechte Nachricht überbracht hatte. Diese Verwandlung kann religionsgeschichtlich als Ersatzopfer gedeutet werden, durch das die ‚Schuld‘ des Gottes auf den Vogel übertragen wurde.
Literarische Quellen aus byzantinischer Zeit, die aber auf antike Quellen zurückgreifen, lassen erkennen, daß Raben, v.a. weiße Raben, als Symbol für die Kolonisation verstanden wurden, die der delphische Apollon anführte. In diesen Quellen wird berichtet, daß das Erscheinen von weißen Raben die Vertreibung von Verbrechern oder jungen Leuten aus deren Heimat nach sich zieht. In der Bildkunst findet diese Bedeutung jedoch keinen Niederschlag.
Verwandlung und Vertreibung verbinden den weißen Raben mit Apollon. Als Grund für die Verwandlung des weißen Raben wird auch in anderen Kulturen Fehlverhalten des Vogels angeführt. Raben können als ein die Kolonisation begleitendes Symbol interpretiert werden. Der weiße Rabe, der in der Natur nur selten vorkommt, stellt offenbar eine Steigerung dieses Symbolgehalts dar.
Nach den Untersuchungen zum besonderen Verhältnis der Krähe und insbesondere des Raben zum griechischen Apollon folgen Überlegungen zu ihrem Verhältnis zu verschiedenen anderen Gottheiten
(Zeus, Hera, Athena, Mithras) und ihrer Rolle in Heldensagen (Heraklestaten, trojanischer Sagenkreis) sowie ihre Bedeutung in Fabel und Parodie, in der Magie sowie in der römischen Republik und bei den Kelten. Die verschiedenen Bedeutungen, die die Vögel in der antiken Vorstellungswelt einnahmen, bezeugen, wie genau die Natur damals beobachtet wurde und wie sie Eingang in Kunst und Literatur fand.
Ein detailliertes Inhaltsverzeichnis und ein in fünf Abschnitte gegliederter Index ermöglichen dem Leser den gezielten Zugang.

Rezensionen

„Cette étude de G. Schmidt nous fait traverser tout le monde antique, depuis le Ve siècle av. J.-C. jusqu’au IIIe siècle de notre ère à la suite d’un motif jusqu’alors peu étudié, et nécessitant un dépouillement bibliographique important afin de reconstituer les divers aspects et interventions du corbeau dans des cultes relativement divers.“

Christiane DELPLACE

In: LATOMUS. Volume 68, 2009 (Nr 2). S. 553-554.

Autoreninfo

Gudrun Elisabeth Schmidt
1987 bis 1998 Studium der Klassischen Archäologie mit den Nebenfächern Lateinische Philologie und Alte Geschichte an den Universitäten Augsburg und Würzburg (1993 Magister, 1998 Promotion). Von 1994 bis 1997 wissenschaftliche Hilfskraft in der Redaktion des Augustinus-Lexikons in Würzburg. Seit Juni 1999 beim Dr. Ludwig Reichert Verlag angestellt, dort von 2000 bis 2009 als Lektorin.

Schlagworte

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