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9783895003158

Fleischer, Andrea

Zisterzienserabt und Skriptorium

Salem unter Eberhard I. von Rohrdorf (1191 bis 1240)

2004
17,0 x 24,0 cm, 324 S., 95 s/w Abb., 276 Seiten Text und 48 s/w-Tafeln mit 95 s/w-Abb., Leinen
68,00 €

ISBN: 9783895003158

Kurze Beschreibung

In einer ausführlichen paläographischen und kunsthistorischen Untersuchung werden hier die Handschriften gesichert und ausführlich beschrieben, die im Kloster Salem unter Abt Eberhard von Rohrdorf entstanden sind. Mehr als 40 Manuskripte spiegeln das kulturelle Interesse der Zisterzienser im 13. Jahrhundert, aber auch den Einfluss des bedeutenden Abtes wider, der sogar eine klostereigene literarische Produktion förderte. Die Handschriften zeigen, in welchem Kommunikations- und Beziehungsgeflecht das Kloster sowohl innerhalb der Kulturlandschaft des Bodenseeraums als auch im Zisterzienserorden stand.

Ausführliche Beschreibung

Im Zentrum dieser Arbeit steht das Zisterzienserkloster Salem, das 1134 gegründet wurde und durch seine Nähe zum Bodensee in eine Kulturlandschaft eingebunden ist. Zu nennen sind die Klöster Reichenau, St. Gallen, Weißenau, Weingarten, die Konstanzer Dombibliothek und auch das weiter entfernt gelegene Zwiefalten.
Unter dem fünften Abt von Salem, Eberhard I. aus der einflussreichen Familie der Grafen von Rohrdorf bei Meßkirch, erlebte das Zisterzienserkloster eine wirtschaftliche Prosperität, die auch dem Skriptorium einen ersten Höhepunkt beschied.
In einer ausführlichen paläographischen Untersuchung wird die Salemer Schreibschule dieser Zeit rekonstruiert, und in einem kunsthistorischen Teil werden die verschiedenen Initialstile der Werkstatt untersucht.
Auf diesen Grundlagen basieren die nachfolgenden Fragestellungen, inwieweit die Ausstattung der Salemer Handschriften mit den rigiden Statuten des Zisterzienserordens konform ist und den ästhetischen Vorstellungen des bedeutendsten Zisterziensers Bernhard von Clairvaux entsprechen. Dabei wird das Skriptorium sowohl im Vergleich mit seinem zisterziensischen Schwesterkloster Kaisheim betrachtet als auch im Spannungsfeld seiner Eingebundenheit in
eine bereits bestehende Klosterlandschaft – hervorzuheben sei das Kloster Weingarten unter Abt Berthold und Zwiefalten mit Reinhard von Munderkingen. Im Folgenden wird die Wissenschaftspflege der Zisterzienser behandelt sowie zusammengestellt, welche Texte in der Salemer Klosterbibliothek zu Beginn des XIII. Jahrhunderts abgeschrieben und gesammelt wurden. Schließlich erfährt die eigene literarische Produktion eine besondere Würdigung. Aus der Feder eines gewissen Johannes Gallus sind Gedichte auf Diethelm von Krenkingen, dem Abt von der Reichenau und Bischof von Konstanz, der in Salem seine letzte Ruhestätte fand, ebenso überliefert wie ein Epitaphgedicht auf zwei bislang unbekannte Grafen, die als Mitglieder der Familie des Eberhard von Rohrdorf identifiziert werden konnten und als Laien in Salem ebenfalls eine Grabliege erhielten.
Einen besonderen Höhepunkt bilden aber die Verse des Johannes Gallus über den Staufer Philipp von Schwaben, der 1208 in Bamberg hinterrücks ermordet wurde. Diese werden mit anderen zeitgenössischen Gedichten über den Königsmord zu Bamberg verglichen. Ferner wird eine Vision über ein Eucharistiewunder – auf Abt Eberhards Veranlassung in Salem niedergeschrieben – in dieser Arbeit nach der Urfassung ediert.
Mit der Zusammenstellung der Texte, die in Salem gesammelt wurden, und der Würdigung der eigenen literarischen Produktion gelang es, das bislang gültige Bild zu revidieren, dass Eberhard von Rohrdorf ein nüchterner Zisterzienser gewesen wäre, der sich um kulturelle Angelegenheiten wenig Verdienste erworben hätte. Vielmehr förderte und kultivierte der Zisterzienserabt die Hagiographie und die Visions- und Mirakelliteratur sowie die Memoria an Menschen, die mit Salem verbunden waren, in hohem Maße.

Autoreninfo

Andrea Fleischer
Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Mittellatein an den Universitäten Heidelberg und Köln. Seit der Promotion freie Tätigkeit als Mitarbeiterin bei Ausstellungen und Publizistin mit den Schwerpunkten Zisterzienserforschung und Buchkunst.

Reihentext


Es ist das Anliegen dieser Buchreihe, in der Dissertationen, Habilitationsschriften, sonstige monographische Darstellungen und Sammelbände erscheinen werden, die Interdisziplinarität der modernen Mittelalterforschung noch mehr hervorzuheben und zu fördern als dies bisher der Fall ist. Angenommen werden Arbeiten aus allen Gebieten der Mediävistik, sofern der Aspekt der Interdisziplinarität darin betont wird, d.h. sofern sie die Grenzen eines einzelnen Faches zu überschreiten suchen.

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