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9783895005305

Franz, Kurt

Vom Beutezug zur Territorialherrschaft

Das lange Jahrhundert des Aufstiegs von Nomaden zur Vormacht in Syrien und Mesopotamien 286 bis 420 / 889 bis 1029. Beduinische Gruppen in mittelislamischer Zeit I

2007
17.0 x 24.0 cm, 292 p., 4 maps, hardback
68,00 €

ISBN: 9783895005305
Table of Contents

Short Description

Bedouins made history founding small states in the midst of cultural areas—these peculiar incidents of the 10th century, unique to the Islamic Middle Age, have prompted the assumption that the Fertile Crescent was ‘bedouinized’. Kurt Franz presents a critical overview of the shifts of power between the nomadic and sedentary peoples of that period. He approaches the Bedouin point of view and shows how territorial-institutional and mobile-predatory strategies of expansion were juxta-posed. He argues that protection by Bedouin emirs constituted a new model of indigenous government, which could have served as a regional alternative to the rule of military slaves.

Description

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Die Herrschaft von Nomaden über Sesshafte stellt eine Ausnahmeerscheinung in der mittelalterlichen Geschichte des islamischen Orients dar und führt zu einem neuartigen Verhältnis von Staat und Stamm, Stadt und Steppe. Das deutlichste Beispiel dafür ist die Vormachtstellung beduinischer Gruppen im zerfallenden Abbasidenreich. Marksteine ihres Aufstiegs sind die frühismailitischen („qarmatischen“) Aufstände um 900, die Errichtung autonomer Emirate in Hilla, Mossul, Harran, ar-Raqqa und Aleppo seit dem späten 10. Jahrhundert sowie die Allianz von 1024/29, welche die Aufteilung Syriens in drei tribale Herrschaftsbezirke bezweckte und die weiteste Entfaltung des beduinischen Machthorizonts darstellt.
Kurt Franz gibt erstmals Antwort auf die seit langem offene Frage, ob und inwiefern Syrien und Mesopotamien zu jener Zeit einem Prozess der Beduinisierung unterlagen. Er konzentriert sich auf die beduinische Sichtweise und unterscheidet zwei Expansionsformen. So strebten einige Gruppen nach institutioneller Verstetigung durch dynastische Territorialherrschaften, andere wiederum hielten an mobiler Beutewirtschaft im Rahmen eines rudimentären tribalen Regimes fest. Die Beduinenemirate gehen dabei nicht, wie bisher angenommen, auf frühismailitische und bahrainqarmatische Aufstandsimpulse zurück. Vielmehr erwuchsen sie aus der Wiederbelebung der beduinischen Heeresfolge gegenüber sesshaften Lebensformen.
Kritisch setzt sich Franz mit den Kräfteverhältnissen von Nomaden und Sesshaften zwischen 889 und 1029 auseinander und bewertet sie neu. Er zeigt auf, wie sich die Wechselbeziehungen von Nomaden und Sesshaften von einem Randaspekt imperialer Staatlichkeit zum Angelpunkt kleinräumlicher politischer Organisation entwickelte. Aus der herkömmlichen beduinischen Schutzherrschaft (himaya) entstand ein neues Modell indigener Herrschaft, das Steppe, Stadt und Kulturland einschloss. Unter anderen Vorzeichen als der saldjuqischen Eroberung hätte es eine regionale Alternative zur Herrschaft nichtarabischer Militärs und Militärsklaven eröffnen können.
Das lange Jahrhundert des beduinischen Aufstiegs bis zur Errichtung des letzten Emirates bildet den ersten Schwerpunkt dieser auf zwei Bände angelegten Untersuchung.

Über diese Reihe:
Die Reihe Nomaden und Sesshafte widmet sich einer neuen Forschungsperspektive, die historische und gegenwärtige Prozesse zu klären versucht und diese teilweise neu bewertet. Die produktive Konfrontation zwischen nomadischen und sesshaften Lebensformen ist in vielen Zivilisationen der Welt eine prägende Kraft für die Ausbildung politischer Systeme, gesellschaftlicher Ordnungen und Vorstellungswelten. Formen, Ergebnisse und Bedeutung dieser Interaktion stehen hier erstmalig im Mittelpunkt.

Biographical Note

Kurt Franz ist Islamwissenschaftler. Seine Forschung gilt der Gesellschaftsgeschichte des arabisch-islamischen Orients im Mittelalter, sachliche Schwerpunkte bilden populäre Aufstandsbewegungen, Sklaverei und Nomadismus. Zugleich widmet er sich der Entwicklung neuer, interdisziplinär orientierter Methoden der historiographie- und geographiegeschichtlichen Quellenkritik.

Series Description


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Hg. im Auftrag des SFB von Jörg Gertel, Stefan Leder,
Jürgen Paul und Bernhard Streck

Nomadische und sesshafte Lebensformen koexistieren in weiten Teilen der Welt, insbesondere im altweltlichen Trockengürtel, seit mehreren tausend Jahren. Die Erforschung ihrer Interaktion soll in der Reihe Nomaden und Sesshafte dokumentiert werden. Erst seit vergleichsweise wenigen Jahren hat die Einsicht an Geltung gewonnen, dass Nomadismus als Teil übergreifender ökologischer, ökonomischer, politischer und kultureller Systeme in den Blick genommen zu werden verdient, weil Formen des Kontakts mit der Welt der Sesshaften historische Zivilisationen über lange Zeiträume mitgeprägt haben und noch heute, unter anderen Bedingungen, Wirkung entfalten. Austausch und Konflikt zwischen Nomaden und Sesshaften, wie auch Prozesse der Anpassung und Abgrenzung haben sich auf unterschiedliche Lebensbereiche ausgewirkt. Ökonomie und Militärwesen, politische und soziale Ordnungen, Sprache und in Kunst, Vorstellungswelten und Identitätskonstruktionen geben dies zu erkennen. Mit der Wahrnehmung der Vielfalt und Wirkmächtigkeit dieser Interaktion ist eine Forschungsperspektive angelegt, welche die Aufgaben des 2001 einrichteten Sonderforschungsbereichs "Differenz und Integration – Wechselwirkung zwischen nomadischen und sesshaften Lebensformen in Zivilisationen der Alten Welt" bestimmt.
Der interdisziplinäre Rahmen des Sonderforschungsbereichs erlaubt die Beteiligung mehrerer Disziplinen, wie Archäologie und Geschichte, Literaturwissenschaft und Ethnologie, Geographie und Agrarökonomie; ihr Zusammenwirken verspricht Erträge, die eine Vielzahl von Perspektiven und Wissensbereichen erschließen.

Keywords

10th century, c 900 to c 999 (36) || Ancient World (140) || Historical states, empires & regions (227) || History (829) || Mesopotamia (31) || Middle Eastern history (30) || Nomaden (15) || Syria (63) || c 500 CE to c 1000 CE (180)