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9783895002724

Sabel, Barbara

Toleranzdenken in mittelhochdeutscher Literatur

2003
17.0 x 24.0 cm, 360 p., cloth
49,00 €

ISBN: 9783895002724

Short Description

Was there any notion of tolerance in medieval science and literature? And if so, waht were the prinicples of this tolerance? Which literary images could express tolerance? And what kind of tolerance is this?
First the author defines the term „tolerance“ through the ages, then she examines the specific meanings of the medieval terns „patientia“ and „tolerantia“, the norms of tolerance and the „tolerance-room“, the extent to which deviations from the norms were allowed.
After a brief overview of the conventional perception on non-Christians and foreigners in the 12th to 14th centuries, the author concentrates on Wolfram von Eschenbach’s „Willehalm“ as the main subject of this work.
The analysis of 13 other Middle High German works of the 12th to 14th centuries, mostly epic poetry, as well as their French sources, helps to put Wolfram’s ideas into perspective. In addition this allows to investigate the influence of the period of origin, of genre and author-personality on the literary representation of non-Christians.

Description

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Gab es im Mittelalter überhaupt Toleranz als Gegenstand der Theologie und Literatur? Und wenn ja, welches sind die Grundlagen mittelalterlichen Toleranzdenkens? Welche dichterischen Darstellungen lassen sich mit Toleranz umschreiben und welcher Art ist diese Toleranz? Dies sind die Ausgangsfragen der vorliegenden Arbeit.
Zunächst wird ein über die Epochen hinweg anwendbarer Toleranzbegriff bestimmt, sodann die spezifische Bedeutungsbreite des mittelalterlichen Wortes tolerantia, die Toleranznorm und der „Toleranzraum“ im Mittelalter untersucht. Vor dem Hintergrund der im 12. bis 14. Jahrhundert üblichen Einordnung von Andersgläubigen und Fremden wird dann als zentrales Werk der Willehalm Wolframs von Eschenbach auf das Phänomen „Toleranzdenken“ hin analysiert.
Wolfram zeigt nicht nur konkrete Beispiele toleranten Verhaltens auf, sondern er gestaltet ein Konzept von Toleranz und Pluralität. Vor allem die Erzähltechnik des Werkes, Werte, Meinungen und Perspektiven einander entgegenzusetzen, ist ein wichtiges Mittel, ideologische Festlegungen zu erschüttern und einen Raum für toleranteres Denken zu öffnen. Der Willehalm propagiert jedoch keinen religiösen Wertepluralismus. Während ethnische und kulturelle Unterschiede sogar besonders gewürdigt werden, kann die andere Religion nur geduldet oder erlitten werden, keinesfalls gebilligt oder gar anerkannt.
Die Untersuchung von dreizehn weiteren mittelhochdeutschen Dichtungen des 12. und 13. Jahrhunderts sowie der jeweiligen französischen Vorlagen ergibt, daß Wolframs Willehalm zwar nicht das einzige Werk ist, in dem Beispiele von Duldung der fremden Religion vorkommen, daß aber der Roman des Eschenbachers doch ungewöhnlich ist, was die Kritik am Kreuzzugsdenken, die Darstellung der besonderen Achtung vor Andersgläubigen und vor allem das alle Bereiche des Werks umfassende Konzept der Vielheit angeht.
In diesem letzten Kapitel wird zudem nach dem Einfluß von Entstehungszeit, Gattung und Dichterpersönlichkeit auf die Heidendarstellung gefragt. Durch die Analyse wird deutlich, daß in mittelalterlichen epischen Werken zwar häufig auf Traditionen intoleranter oder toleranter Heidendarstellung zurückgegriffen wird, letztlich aber für die Darstellung der Beziehung zwischen Christen und Heiden die persönliche Haltung des Dichters maßgebend ist.

Biographical Note

Barbara Sabel
Studium der Germanistik, vor allem der älteren Sprache und Literatur, der Geschichte und Musikwissenschaft in Bonn, ein Studiensemester in Berlin. Vier Jahre als Lektor des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Estland, Lehraufträge an der Universität Würzburg, Lehrstuhl für ältere Philologie, zudem im Bereich Deutsch als Fremdsprache tätig (u.a. für die Technische Universität München und das Goethe-Institut München). Im Jahre 2000 Abschluss der Dissertation "Toleranzdenken in mittelhochdeutscher Literatur" an der Philosophischen Fakultät II der Universität Würzburg bei Frau Professor Trude Ehlert.
Forschungsschwerpunkt: mittelhochdeutsche Epik

Series Description

This series, which will comprise doctoral and professorial dissertations and other monographs as well as collective volumes, aims at highlighting and promoting interdisciplinarity in Medieval Studies even more than is currently the case. Works from all branches of Medieval Studies will be accepted, provided they emphasise the aspect of interdisciplinarity, i.e. they attempt to transgress the boundaries of any single subject.

Keywords

Abälard || Aspects of religion (65) || Aufklärung (3) || Central Europe (284) || European history (215) || European history: medieval period, middle ages (171) || German (72) || German, Middle High (20) || Germanic & Scandinavian languages (65) || Germany (242) || History (829) || Indo-European languages (445) || Konrad, von Würzburg (3) || Literary studies: general (120) || Literature: history & criticism (178) || Religion & beliefs (225) || Theology (32) || Willehalm (2) || Wolfram, von Eschenbach (2) || c 1000 CE to c 1500 (374) || c 500 CE to c 1000 CE (180)