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9783895009204

Herausgeber: Franz, Kurt; Holzwarth, Wolfgang

Nomad Military Power in Iran and Adjacent Areas in the Islamic Period

2015
17,0 x 24,0 cm, 396 S., 12 farb. Abb., 5 s/w Abb., Gebunden
98,00 €

ISBN: 9783895009204
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Probekapitel

Kurze Beschreibung

Die Beiträge zu diesem Sammelband beleuchten die politische und militärische Rolle und Bedeutung nomadischer Gruppen in Iran und angrenzenden Regionen an historischen Fallbeispielen, die vom 10. bis ins 19. Jahrhundert reichen. Zum Teil handelt es sich um eindringliche historische Momentaufnahmen, zum Teil um Langzeitstudien, die sich über mehrere Jahrhunderte erstrecken. Gemeinsam ist ihnen das Anliegen, die Wechselbeziehung und Machtbalance zwischen sesshaften und nomadischen und Gruppen unter wechselnden Umständen zu ergründen.

Ausführliche Beschreibung

Der Einfluss nomadischer Gruppen auf den Gang der Geschichte war in Zentralasien, im iranischen Hochland und im Nahen Osten stärker als in anderen Teilen der Welt. Das mongolische Weltreich, das sich von Bagdad bis zum Chinesischen Meer erstreckte, ist nur ein Beispiel für erfolgreiche militärische und politische Unternehmungen nomadischer Eroberer. Die Macht nomadischer Gruppen in der langen Epoche von der Ausbreitung des Islams bis zur europäischen kolonialen Intervention, die den Aufstieg und Fall verschiedener turko-mongolischer Reiche zu beobachten erlaubt, ist das zentrale Thema dieses Sammelbandes.
Dabei richtet sich das Interesse insbesondere auf die Entstehungsbedingungen nomadischer Macht im Kontext der Wechselbeziehungen zwischen nomadischen und sesshaften Lebensformen, welche im Mittelpunkt des Sonderforschungsbereichs „Differenz und Integration“ (SFB 586) standen, aus dem dieser Band hervorgeht. Iran und die daran angrenzenden Gebiete zeichneten sich in historischer Zeit durch eine räumlich dichte Gemengelage mobiler und sesshafter Gruppen und politischer Verbände aus und eignen sich darum besonders zur Untersuchung.
Gefragt wird nach den Umständen, Verlaufsformen und Folgen politischer und militärischer Bündnisse zwischen nomadischen und sesshaften Herrschern oder Gruppen. Ließ sich nomadische Militärmacht in die Strategien sesshafter Herrscher einbinden? Welche eigenen Ziele verfolgten die nomadischen Bündnispartner unter diesen Umständen und zu welchen auch unerwarteten Resultaten führte ihre Teilhabe?
Thematisiert werden zudem die Transformationen in Staaten, die aus nomadischen Eroberungen hervorgingen. Welche Rollen wiesen die Beherrscher „post-nomadischer“ sesshafter Staaten den Nachkommen der nomadischen Eroberer im Staats- und Militärwesen zu? Welche Rollen beanspruchten diese Gruppen selbst? Inwiefern wirkten nomadische Traditionen in diesen Staaten nach?
Neben ereignis- und strukturgeschichtlichen Phänomen werden auch zeitgenössische konzeptionelle Entwürfe nomadischer Macht sowie die visuelle Repräsentation nomadischer Kriegskunst in der persischen Miniaturmalerei behandelt.
Indem der Sammelband einen historisch gewichtigen und bislang nicht zusammenhängend untersuchten Aspekt der Entwicklung Irans und umliegender Länder beleuchtet, richtet er sich sowohl an Spezialisten der Geschichte der islamischen Welt, zumal der Iran- und Mittelasienwissenschaften, als auch allgemein an Historiker, die sich mit mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Militärgeschichte in überregional vergleichender Perspektive auseinandersetzen wollen.

Autoreninfo

Dr. Wolfgang Holzwarth, geb. 1952, ist ein historisch arbeitender Ethnologe, dessen Forschungsinteressen sich auf die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Süd- und Mittelasiens seit der frühen Neuzeit konzentrieren. Nach dem Studium der Ethnologie und Iranistik an der Freien Universität Berlin war er unter anderem wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Iranistik der Universität Bamberg. Seit 2001 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Orientalischen Institut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, wo er derzeit zur Geschichte und Kultur Süd-Tadschikistans seit dem späten 19. Jahrhundert forscht.

Prof. Dr. Kurt Franz, Jahrgang 1966, lehrt Islamwissenschaft und arbeitet zur politischen, Sozial- und Wissenschaftsgeschichte des Vorderen Orients von 600 bis 1600. Sein besonderes Interesse gilt populären Aufstandsbewegungen, Sklaverei, Nomadismus und der Räumlichkeit historischer Prozesse. Dem Studium der Islamwissenschaft, Soziologie, Politikwissenschaft und Geschichte in Göttingen folgte die Promotion in Hamburg. Nach Stationen am Sonderforschungsbereich 586, Universität Halle, als Wissenschaftlicher Referent des Orient-Institut Beiruts und einer Lehrstuhlvertretung in Hamburg ist er seit 2015 Professor für Islamwissenschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Hier widmet er sich gegenwärtig besonders der historischen Geographie und Kartographie der islamischen Länder als Beitrag zu den Digital Humanities.

Reihentext


Hg. im Auftrag des SFB von Jörg Gertel, Stefan Leder,
Jürgen Paul und Bernhard Streck

Nomadische und sesshafte Lebensformen koexistieren in weiten Teilen der Welt, insbesondere im altweltlichen Trockengürtel, seit mehreren tausend Jahren. Die Erforschung ihrer Interaktion soll in der Reihe Nomaden und Sesshafte dokumentiert werden. Erst seit vergleichsweise wenigen Jahren hat die Einsicht an Geltung gewonnen, dass Nomadismus als Teil übergreifender ökologischer, ökonomischer, politischer und kultureller Systeme in den Blick genommen zu werden verdient, weil Formen des Kontakts mit der Welt der Sesshaften historische Zivilisationen über lange Zeiträume mitgeprägt haben und noch heute, unter anderen Bedingungen, Wirkung entfalten. Austausch und Konflikt zwischen Nomaden und Sesshaften, wie auch Prozesse der Anpassung und Abgrenzung haben sich auf unterschiedliche Lebensbereiche ausgewirkt. Ökonomie und Militärwesen, politische und soziale Ordnungen, Sprache und in Kunst, Vorstellungswelten und Identitätskonstruktionen geben dies zu erkennen. Mit der Wahrnehmung der Vielfalt und Wirkmächtigkeit dieser Interaktion ist eine Forschungsperspektive angelegt, welche die Aufgaben des 2001 einrichteten Sonderforschungsbereichs "Differenz und Integration – Wechselwirkung zwischen nomadischen und sesshaften Lebensformen in Zivilisationen der Alten Welt" bestimmt.
Der interdisziplinäre Rahmen des Sonderforschungsbereichs erlaubt die Beteiligung mehrerer Disziplinen, wie Archäologie und Geschichte, Literaturwissenschaft und Ethnologie, Geographie und Agrarökonomie; ihr Zusammenwirken verspricht Erträge, die eine Vielzahl von Perspektiven und Wissensbereichen erschließen.

Schlagworte

19. Jahrhundert (1800 bis 1899 n. Chr.) (66) || Anthropologie (79) || Asien (20) || Geschichte (829) || Geschichte: Andere Regionen (3) || Geschichte: Ereignisse und Themen (288) || Islam (49) || Naher Osten (11) || Nomaden (15) || Politik und Staat (67) || Politikwissenschaft (21) || Sozial- und Kulturanthropologie, Ethnographie (77) || Sozial- und Kulturgeschichte (50) || Soziologie und Anthropologie (108) || Vergleichende Politikwissenschaften (7) || Zentralasien (51)