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Das Brixener Passionsspiel 1551 im Kontext seiner Zeit
Edition – Kommentar – Analyse
Kurze Beschreibung
Geistliche Spiele sind in den letzten Jahren wieder verstärkt in den Fokus der mediävistischen Forschung gerückt. Weniger beachtet wurden und werden in den einschlägigen Untersuchungen dabei die Spiele aus dem Tiroler Raum, obgleich für diesen eine relativ hohe Anzahl an Spieltexten tradiert ist. Mit der vorliegenden Studie liegt nun der Text des Brixener Passionsspiels 1551 erstmals in einer wissenschaftlichen Edition vor.Neben der Edition werden die zentralen Passagen des Spieltextes auch mit Blick auf andere Vertreter der Tiroler Spielgruppe hinsichtlich von Fragen wie Inszenierungsstrategien und Darstellung der Juden analysiert.
Ausführliche Beschreibung
In den letzten beiden Jahrzehnten nahm die mediävistische Forschung zum geistlichen Spiel des Mittelalters und der Frühen Neuzeit einen ungeahnten Aufschwung. Dennoch stellen für einige Spiele, insbesondere des Südtiroler Raumes, immer noch Editionen des ausgehenden 19. Jahrhunderts die einzig verfügbare Textgrundlage dar, was in der Folge auch zum Ausbleiben einschlägiger Untersuchungen zu diesem Bereich geführt hat. Im Rahmen der vorliegenden Studie wird das Brixener Passionsspiel 1551 erstmals vollständig und nach aktuellen editorischen Maßstäben ediert. Damit stehen nun Text und Melodien in einer verlässlichen Edition auch anderen mediävistischen Disziplinen, wie etwa den Musik- und Theaterwissenschaften, der Judaistik und den Geschichtswissenschaften, zur Verfügung. Nach einer ausführlichen Beschreibung der Handschrift F.B.575 wird das Brixener Passionsspiel im Kontext der Tiroler Spieletradition verortet und mit Blick auf mögliche Vorlagen bezüglich des medialen Status seiner Überlieferung untersucht. Die literarischen Inszenierungsstrategien, Aspekte der Performativität sowie das literarische und historische Umfeld stehen im Zentrum des Analyseteils, wobei in der Verknüpfung von szenisch-dramatischer und theologisch-liturgischer Deutung des Geschehens Konturen der Spielintention sichtbar werden, die neben der Unterweisung im christlichen Glauben und der Heilssicherung wohl vorrangig in der Belehrung und Erbauung des (städtischen) Publikums bestand, an dessen Mitgefühl (compassio) durch die Veranschaulichung der Passion Jesu appelliert wurde. In diesem Zusammenhang ist im Vergleich zu den meisten anderen Passionsspielen der Tiroler Spielegruppe sowohl die hohe Zahl als auch die deutlich negative Darstellung der auftretenden Juden auffällig, was möglicherweise in direktem Zusammenhang mit der Politik Maximilians I. stehen könnte.Rezensionen
„Die Studie (zugl. Univ. Bamberg, Diss., 2015) schließt eine Forschungslücke, denn das Brixener Passionspiel vom Jahr 1551 lag bisher nur in einer auch methodisch überholten Teiledition des 19. Jahrhunderts vor. Die nun erstellte handschriftennahe und auf Untersuchungen der bairischen Schreibart gegründeten Ausgabe liefert zusammen mit Quellenangaben zu den wichtigsten Szenen endlich einen verlässlichen Text. [...] Hilfreich sind die Hinweise auf Strukturähnlichkeiten und wörtliche Versparralellen in der weiteren Tiroler Passionsspieltradition [...]. Solche Parallelen sollten künftig „analog zur hessischen Spielgrupe“ in die „Anfertigung einer synoptischen Ausgabe der wichtigen Tiroler Spiele“ münden, während die vorl. Ausgabe nicht zuletzt für den „akademischen Unterricht“ (293) gedacht ist.“Von Klaus Wolf
In: Germanistik 58 (2017) Heft 3/4. S. 825 f.
Autoreninfo
Geboren 1980; Studium der Germanistik und Geschichte an der Universität Bamberg; 2008 Magister Artium und Staatsexamen; 2009-2016 wissenschaftliche Mitarbeiter am Lehrstuhl für Deutsche Philologie des Mittelalters der Universität Bamberg; seit Februar 2016 Akademischer Rat auf Zeit am Lehrstuhl für Deutsche Philologie des Mittelalters der Universität BambergReihentext
Es ist das Anliegen dieser Buchreihe, in der Dissertationen, Habilitationsschriften, sonstige monographische Darstellungen und Sammelbände erscheinen werden, die Interdisziplinarität der modernen Mittelalterforschung noch mehr hervorzuheben und zu fördern als dies bisher der Fall ist. Angenommen werden Arbeiten aus allen Gebieten der Mediävistik, sofern der Aspekt der Interdisziplinarität darin betont wird, d.h. sofern sie die Grenzen eines einzelnen Faches zu überschreiten suchen.