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9783954900916

Damm-Meinhardt, Ursula

Herausgeber: Maran, Joseph

Baubefunde und Stratigraphie der Unterburg (Kampagnen 1976 bis 1983)

Die mykenische Palastzeit (SH III B2) und beginnende Nachpalastzeit (Beginn SH III C)

2015
22,5 x 31,5 cm, 320 S., 11 s/w Abb., Leinen
58,00 €

ISBN: 9783954900916
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Probekapitel

Kurze Beschreibung

Von 1976 bis 1983 wurde die Unterburg von Tiryns unter Leitung von Klaus Kilian großflächig ausgegraben. Der vorliegende Band stellt unter Berücksichtigung der jüngeren Ausgrabungen (2001–2003 und 2004/2005) die Ergebnisse ihrer Bau- und Siedlungsgeschichte während der ausgehenden mykenischen Palastzeit und beginnenden Nachpalastzeit dar. Auf die rund 50 Jahre währende Phase (1250 bis 1200 v. Chr.) expansiver, durch qualitätvolle Architektur charakterisierte Siedlungstätigkeit folgte eine in ihren Ursachen bis heute ungeklärte Zerstörung der gesamten Burganlage, die eine neue Epoche einleitete.

Ausführliche Beschreibung

Die Burganlage von Tiryns in der Argolis zählt zu den besterforschten Zentren der mykenischen Kultur. Ein besonderes Augenmerk gilt der Unterburg, die von 1976–1983 unter der Leitung von Klaus Kilian zu zwei Drittel ihrer Fläche ausgegraben wurde. Die nachgewiesene Abfolge der spätbronzezeitlichen Siedlungsphasen reicht von der älteren Palastzeit (SH III A) bis zum Ende der mykenischen Epoche (SH III C Spät). Der vorliegende 1. Teilband von TIRYNS XVII befasst sich mit dem Abschnitt der entwickelten und ausgehenden jüngeren Palastzeit (SH III B Entwickelt–Ende) bis zur frühesten Nachpalastzeit (Beginn SH III C Früh), berücksichtigt werden auch die Ergebnisse der jüngeren Ausgrabungen von 2001–2003 (Joseph Maran) und 2004/2005 (griechische Ephorie). Daran schließt sich die von Tobias Mühlenbruch in TIRYNS XVII 2 publizierte Siedlungsgeschichte der Nachpalastzeit (SH III C Früh–Spät) unmittelbar an.
Im ersten Teil dieser kritischen Auswertung und maximalen Darstellung von Kilians Ergebnissen wird die Unterburg während ihrer wohl intensivsten Ausbauphase gezeigt, deren Beginn mit der Vollendung der Festungsanlage und der letztmaligen Erneuerung des Palastes auf der Oberburg einherging. Unser heutiges Bild von Tiryns ist in besonderem Maße durch diesen Zeitabschnitt geprägt. Die eng an den Palast gebundene, durch vielfältige Architekturformen und ganz unterschiedliche Inventarausstattungen auf eine sozial abgestufte Bevölkerung weisende Unterburgsiedlung prosperierte etwa zwei Generationen lang. Noch gegen Ende dieses Siedlungsabschnitts erfolgten aufwendige Umbaumaßnahmen an der nördlichen Befestigung und mehrere Neubauten im Inneren der Unterburg. Gegen 1200 v. Chr. wurde die gesamte Burganlage jedoch zerstört. Während der Palast einem Brand zum Opfer fiel, ist in der Unterburg die im Siedlungsbefund als durchgängiger Zerstörungshorizont kenntliche Katastrophe in ihren Ursachen noch nicht befriedigend erklärt. Die vom Ausgräber favorisierte Erklärung als eine Zerstörung durch Erdbeben wird derzeit auf den Prüfstein gelegt.
Der zweite Teil der vorliegenden Arbeit befasst sich mit den unmittelbar auf die Zerstörung folgenden Siedlungsaktivitäten am Beginn von SH III C Früh. Kilians sorgfältigen feinstratigraphischen Beobachtungen ist es zu verdanken, dass hier, wie an keinem anderen Ort, eine Wiederbesiedlung der noch bestehenden Ruinen nachgewiesen werden konnte. Dabei muss offen bleiben, ob es sich um die angestammte Bevölkerung oder neu hinzugezogene Bevölkerungsteile handelte, auch eine Kombination von beidem wäre möglich. Diese Phase der „Ruinenbewohnung“ markiert den Beginn der Nachpalastzeit, die im Weiteren zu einer Neuordnung der Unterburg nach gänzlich veränderten Planungsvorstellungen führen sollte. Im Anfangsstadium orientierte sie sich jedoch noch an den Bauten der ausgehenden Palastzeit. Auffallend ist die vergleichsweise geringe Qualität der provisorisch wirkenden Wohnstätten, was auf einen vollständigen Bruch mit den bisherigen Ressourcen hindeutet. Historisch gesehen ist der Niedergang der mykenischen Paläste eine Phase des gesellschaftlichen Umbruchs – in der Unterburg von Tiryns kann die vermutlich nur kurze Übergangszeit im archäologischen Befund gefasst werden.

Rezensionen

„This volume will certainly be a standard reference for anybody interested in Mycenaean palaces, their collapse, and the transition to postpalatial Mycenaean culture. It is beautifully produced and follows the high standards of publication we expect from the Tyrins volumes. The presentation of the architectural remains from the Lower Citadel is thorough and meticulous, and the Lower Citadel is shown as vital for the palatial administration before its destruction and its conversion into desperately needed living quarters for the surviviors of the destruction.“

Von: Margaretha Kramer-Hajos, Dartmouth College
In:Bryn Mawr Classical Review, 2017. 12. 10.

Autoreninfo

1980 – 1987 Studium der Vor- und Frühgeschichte, Alten Geschichte und Geologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und der Freien Universität Berlin

1994 Promotion im Fach Vor- und Frühgeschichte in Bonn, Thema der Dissertation: Die Spätbronzezeitlichen Miniaturgefäße und hohlgeformten Stiere von Tiryns. Eine Analyse der Form und Funktion bis dato assoziiert mit der Ausgrabung in Tiryns (Griechenland), Teilnahme an verschiedenen Projekten

Forschungsschwerpunkte: Siedlungsgeschichte in der Spätbronzezeit; Religion und Kult

Schlagworte

2000 bis 1000 v. Chr. (34) || Architektur (165) || Architektur: Burgen, Festungen (11) || Architektur: Wohngebäude (28) || Archäologie (519) || Archäologie einer Periode / Region (436) || Griechenland (57) || Landschaftsarchäologie (120) || Siedlungsarchäologie (22) || Südosteuropa (40) || Tiryns (7) || mykenische Kultur (7)