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9783895005329

Stark, Sören

Die Alttürkenzeit in Mittel- und Zentralasien

Archäologische und historische Studien

2008
Auflage: 2
17,0 x 24,0 cm, 608 S., 116 s/w Abb., 7 Karten, Gebunden
99,00 €

ISBN: 9783895005329

Kurze Beschreibung

Die vorliegende Studie untersucht Aspekte der Archäologie und Geschichte der ‚Alttürkenzeit’ in Zentralasien (ca. Mitte des 6. bis Mitte des 8. Jahrhunderts). Im Fokus der Untersuchung stehen Wechselbeziehungen zwischen den Pastoralnomaden der politischen und kulturellen Sphäre den Türk-Nomaden und der sesshaften Bevölkerung der Oasen des Mawarannahr. Die Grundlage der Analyse bilden archäologische, literarische und epigraphische Quellen, die erstmals gleichberechtigt und im direkten Vergleich zu Wort kommen.

Ausführliche Beschreibung

Zwischen der Mitte des 6. und der Mitte des 8. Jahrhunderts prägte die Großreichsbildung der Türk bzw. ihrer Teilstaaten die Kulturgeschichte der Eurasischen Landmasse über weite Strecken. Während dieser als „Alttürkenzeit“ bezeichneten Periode erlebten die wechselseitigen politischen, kommerziellen und kulturellen Verflechtungen zwischen der pastoralnomadischen Welt Zentralasiens und ihren sesshaften Nachbarn in Iran, China und in den Oasen der Turanischen Senke bzw. des Tarimbeckens eine bemerkenswerte Blüte.
Im Fokus der vorliegenden Studie stehen dabei die politischen, sozialen und kulturellen Beziehungen zwischen den Türk-Nomaden und der sesshaften Oasenbevölkerung des Mawarannahr. Die hier in unmittelbar vorislamischer Zeit existierenden Kleinfürstentümer Sogdiens und der benachbarten Mikrooasen standen in regem politischen und kulturellen Austausch mit den offenen Steppen und den dortigen politischen Entitäten der Türk bzw. der Türgeš. Zugleich sind insbesondere Sogder für diesen Zeitraum nicht nur als Fernhändler und Kolonisten mannigfach entlang der Fernhandelsrouten zwischen der Krim und Nordchina nachgewiesen, sondern spielten auch an den Ordu der Türk Qayane eine wichtige Rolle als Handwerker, Beamte, Söldner, Missionare sowie als persönliche Gefolgsleute der nomadischen Reichseliten.
Ziel der Untersuchung ist eine diffenzierende Analyse dieses Wechselspiels auf Grundlage archäologischer, literarischer und epigraphischer Quellen. Hierzu unterzieht Sören Stark zunächst auf archäologischer Ebene die charakteristischen Elemente der materiellen Kultur des alttürkischen Kulturkreises einer kritischen Diskussion. Unter Einbeziehung der verfügbaren literarischen und epigraphischen Quellen betrachtet er sodann jene politischen und sozialen Strukturen und Prozesse genauer, innerhalb derer in alttürkischer Zeit Pastoralnomaden im Kontext der Gesellschaft und Kultur des sesshaften Mawarannahr bzw. sesshafte Mittelasiaten im Bereich pastoralnomadischer Staatlichkeit eine prominente Rolle spielten. Abschließend geht er der Frage nach, inwiefern sich diese Strukturen und Prozesse im archäologischen Material der sesshaften Kultursphäre des Mawarannahr abbilden, welchen Segmenten der Sach- und Geisteskultur und welchen sozialen Gruppen sie vornehmlich zugeordnet werden können.
Zur Beantwortung dieser Fragen lässt die vorliegende Studie gleichermaßen archäologische als auch Textquellen zu Wort kommen.

Rezensionen

„Ziel der Untersuchung ist eine diffenzierende Analyse dieses Wechselspiels auf Grundlage archäologischer, literarischer und epigraphischer Quellen. Hierzu unterzieht Sören Stark zunächst auf archäologischer Ebene die charakteristischen Elemente der materiellen Kultur des alttürkischen Kulturkreises einer kritischen Diskussion. Unter Einbeziehung der verfügbaren literarischen und epigraphischen Quellen betrachtet er sodann jene politischen und sozialen Strukturen und Prozesse genauer, innerhalb derer in alttürkischer Zeit Pastoralnomaden im Kontext der Gesellschaft und Kultur des sesshaften Mawarannahr bzw. sesshafte Mittelasiaten im Bereich pastoralnomadischer Staatlichkeit eine prominente Rolle spielten. Abschließend geht er der Frage nach, inwiefern sich diese Strukturen und Prozesse im archäologischen Material der sesshaften Kultursphäre des Mawarannahr abbilden, welchen Segmenten der Sach- und Geisteskultur und welchen sozialen Gruppen sie vornehmlich
zugeordnet werden können(Zur Beantwortung dieser Fragen lässt die vorliegende Studie gleichermaßen archäologische als auch Textquellen zu Wort kommen.“

In: Kunstbuchanzeiger.de, März 2014.


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„Das vorliegende Buch zeigt sehr deutlich, wie wichtig es angesichts des Mangels an Informationen zur Alttürkenzeit
ist, sowohl schriftliche Quellen als auch archäologische Funde insgesamt in Betracht zu ziehen. Sehr erfreulich ist aber, dass dieser Bestand an Quellen und Materialien keineswegs als endgültig zu bezeichnen ist. In den letzten Jahren wurden in China viele sogdische Gräber gefunden, und das Leben der Sogder in China wurde ein beliebtes Forschungsthema. Gleichzeitig
zieht die Rolle der türkisierten Sogder sowohl in der chinesischen als auch in der alttürkischen Geschichte zunehmend
Aufmerksamkeit auf sich.“

Von Yukiyo Kasai

In: OLZ, Orientalische Literaturzeitung, 10.2015/zeitschrift, 2014, 0135, S. 421-424.

Reihentext


Hg. im Auftrag des SFB von Jörg Gertel, Stefan Leder,
Jürgen Paul und Bernhard Streck

Nomadische und sesshafte Lebensformen koexistieren in weiten Teilen der Welt, insbesondere im altweltlichen Trockengürtel, seit mehreren tausend Jahren. Die Erforschung ihrer Interaktion soll in der Reihe Nomaden und Sesshafte dokumentiert werden. Erst seit vergleichsweise wenigen Jahren hat die Einsicht an Geltung gewonnen, dass Nomadismus als Teil übergreifender ökologischer, ökonomischer, politischer und kultureller Systeme in den Blick genommen zu werden verdient, weil Formen des Kontakts mit der Welt der Sesshaften historische Zivilisationen über lange Zeiträume mitgeprägt haben und noch heute, unter anderen Bedingungen, Wirkung entfalten. Austausch und Konflikt zwischen Nomaden und Sesshaften, wie auch Prozesse der Anpassung und Abgrenzung haben sich auf unterschiedliche Lebensbereiche ausgewirkt. Ökonomie und Militärwesen, politische und soziale Ordnungen, Sprache und in Kunst, Vorstellungswelten und Identitätskonstruktionen geben dies zu erkennen. Mit der Wahrnehmung der Vielfalt und Wirkmächtigkeit dieser Interaktion ist eine Forschungsperspektive angelegt, welche die Aufgaben des 2001 einrichteten Sonderforschungsbereichs "Differenz und Integration – Wechselwirkung zwischen nomadischen und sesshaften Lebensformen in Zivilisationen der Alten Welt" bestimmt.
Der interdisziplinäre Rahmen des Sonderforschungsbereichs erlaubt die Beteiligung mehrerer Disziplinen, wie Archäologie und Geschichte, Literaturwissenschaft und Ethnologie, Geographie und Agrarökonomie; ihr Zusammenwirken verspricht Erträge, die eine Vielzahl von Perspektiven und Wissensbereichen erschließen.

Schlagworte

500 bis 1000 nach Christus (182) || 6. Jahrhundert (500 bis 599 n. Chr.) (45) || 7. Jahrhundert (600 bis 699 n. Chr.) (35) || 8. Jahrhundert (700 bis 799 n. Chr.) (26) || 9. Jahrhundert (800 bis 899 n. Chr.) (38) || Alttürkenzeit || Asiatische Geschichte (10) || Geschichte (841) || Gesellschaft und Kultur, allgemein (416) || Kultur- und Medienwissenschaften (309) || Kulturwissenschaften (291) || Nomaden (15) || Soziologie und Anthropologie (109) || Zentralasien (51)