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Herausgeber: Wetzel, René; Wuidar, Laurence; Gedigk, Katharina
Pinieri, Mirko; Brusa, Julia; Gisselbaek, Robert
Mystique, langage, image : montrer l’invisible Mystik, Sprache, Bild: Die Visualisierung des Unsichtbaren
2022
17,0 x 24,0 cm, 364 S., 4 s/w Abb., 44 farb. Abb., Leinen
ISBN: 9783752006018
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17,0 x 24,0 cm, 364 S., 4 s/w Abb., 44 farb. Abb., Leinen
129,00 €
ISBN: 9783752006018
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Kurze Beschreibung
Die Erfahrung der Transzendenz, besonders, wenn sie die unmittelbare Begegnung mit Gott betrifft, übersteigt jede menschliche Ausdrucksmöglichkeit. Nur der bildliche Ausdruck vermag wenigstens annähernd das für das menschliche Auge und die menschliche Vorstellung Unsichtbare sichtbar, das mit menschlichen Worten nicht zu Äußernde in Worte gefasst, das sich dem Menschen Entziehende für andere verfügbar und das Unfassbare fassbar gemacht werden.Historisch greifbar werden Bemühungen dieser Art in einer Fülle dokumentarischer, literarischer und künstlerischer Zeugnisse, welche in Wort, Schrift und Bild, in Visions- oder Auditionsberichten genauso wie in theologisch-philosophischen Traktaten, in prächtigen figürlichen Altarbildern ebenso wie in abstrakten Diagrammen die Annäherung an die Transzendenz erproben.
Mit einer ganzen Palette solcher Ausdrucksformen befasst sich der Band, der interdisziplinär, mit Beiträgen aus der Kunst- und Literaturgeschichte sowie der Musik- und Geschichtswissenschaft, Einblicke in die Strategien und Ausdruckformen einer Kommunikation des Transzendenten im Mittelalter und der Frühen Neuzeit bietet.
Ausführliche Beschreibung
Wie lässt sich das Unsichtbare darstellen? Zu allen Zeiten hat die Mystik zu dieser Frage ihre ganz eigenen Antworten gefunden. Diejenigen, die das Andere – die Gottheit, den Seelengrund – erfahren und erlebt haben, suchen nach einem Ausdruck für das, was sie während der alles sprengenden, Leib und Seele verwandelnden Erfahrung gesehen, gefühlt und gehört haben.Die mystische Erfahrung kann dabei über Visionen oder ekstatische Zustände vermittelt werden, über eine Entrückung des Geistes in ein schwer beschreibbares Jenseits. Gott äußert sich dort jenseits der Sprache der Heiligen Schrift oder des Buchs der Natur. Er spricht nicht in Worten mit Silben und Vokalen, sondern in Worten, die man sehen kann, wie Gregor der Große schreibt. Er spricht in Zeichen und Visionen. Was Gott während der mystischen Vision zeigt und hören lässt, muss anschließend übersetzt werden, um wiederzugeben, was war, was erlebt wurde. Der Visionsbericht wirft die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen einer Übersetzung innerer Bilder in Worte auf und damit überhaupt die Frage nach der Möglichkeit sprachlicher Objektivierung einer subjektiven Erfahrung. Es ist gewiss kein Zufall, wenn man in diesen Berichten eine Vielzahl sprachlicher Bilder findet, oder lyrische Formen, canciones (Johannes vom Kreuz), genutzt werden, die zum Ort sprachlicher Kreativität werden, mit Ausdrücken und Sätzen, die sich außerhalb der gängigen, ‚normalen‘ Bedeutung bewegen und gerade dadurch im Idealfall die mystische Erkenntnis in sich bergen. Der mystische Bericht wird manchmal auch in eine andere ‚Sprache‘ übersetzt, die diesmal bildlich im eigentlichen Sinn des Wortes zu verstehen ist: Es sind dann Diagramme, Zeichnungen, gemalte Bilder oder Wandmalereien, welche die mystische Erfahrung wiederzugeben versuchen.
Der Sammelband geht diesen Aspekten von Beziehungen zwischen mystischer Erfahrung, Sprache und Bild nach, um anhand konkreter Beispiele vom Mittelalter bis zum 17. Jahrhundert zu entschlüsseln, wie Autoren und Künstler versucht haben, das Unsichtbare durch das sprachliche Bild im Bericht, durch das poetische Bild in der Lyrik und durch das materielle Bild in der Zeichnung, dem Gemälde oder der Skulptur vor Augen zu stellen.
Autoreninfo
René Wetzel, *19591992 Dr. phil. Universität Freiburg (Schweiz), mit einer Dissertation zur handschriftlichen Überlieferung des ‘Tristan’ Gottfrieds von Straßburg ; 1986-1993 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fondation Martin Bodmer, Bibliotheca Bodmeriana, Cologny-Genève; 2000 Habilitation mit einer Schrift zu den Wandmalereien von Schloß Runkelstein und dem Bozner Geschlecht der Vintler; seit 2001 Ordinarius für deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters an der Universität Genf; geschäftsführender Direktor des germanistischen Departements von 2003-2006 und von 2016-2021. Forschungsschwerpunkte: Geistliche Literatur des 14./15. Jahrhunderts, besonders Mystik; Medialität; Text-Bild-Beziehungen; Mündlichkeit, Bildlichkeit, Schriftlichkeit; Historische Semantik; Editionsphilologie
https://www.unige.ch/lettres/alman/de/enseignants/medieval/wetzel/
Laurence Wuidar, *1978
2007 Dr. phil. (Musikologie), Université Libre de Bruxelles; 2007 Frances A. Yates Fellowship, Warburg Institute, London; 2008 Master Archivio Segreto Vaticano; 2008 Preis der l'Académie Royale de Belgique (Classe des Beaux-Arts); 2008-2012 chargée de recherche FNRS (Belgien); 2010 Burgen Scholars, Preis der Academia Europaea; 2014-2017/2017-2020 FNS Université de Genève. Lehrt seit 2011 Geschichte der mittelalterlichen Philosophie am Studio Filosofico Dominicano von Bologna. Forschungsschwerpunkte: Musik und Philosophie, Theologie, Medizingeschichte, Astrologie, Magie, Dämonologie, Mystik von der Patristik bis ins 18. Jahrhundert https://www.studiofilosofico.it/docenti_elenco.php
Katharina Petra Gedigk, *1990
2009-2012 BA in Kunstgeschichte und Germanistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen; 2012-2015 MA in Deutscher Literatur an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen; 2015-2021 Assistentin für deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters an der Universität Genf; 2021 Dr. phil. Universität Genf, mit einer Dissertation zu exemplarischen Spiegeln in höfischer Literatur des 12. bis 14. Jahrhunderts; seit 2022 Oberassistentin für deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters an der Universität Genf. Forschungsschwerpunkte: höfische Literatur 12.-14. Jh., Text-Bild-Beziehungen, historische Narratologie https://www.unige.ch/lettres/alman/de/enseignants/medieval/katharina-wimmer/
Reihentext
Die Buchreihe „Scrinium Friburgense“ umfasst Editionen, Monographien und Kolloquiumsbände aus allen Bereichen der Mediävistik, von der Kodikologie, Paläographie und Epigraphik über die mittelalterliche Geschichte, Philosophie- und Kunstgeschichte und die lateinische, deutsche, englische, französische, italienische und spanische Literatur des Mittelalters bis zur Byzantinistik. Besonders willkommen sind Arbeiten interdisziplinären Zuschnitts.