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9783895008436

Kovacs, Martin

Kaiser, Senatoren und Gelehrte

Untersuchungen zum spätantiken männlichen Privatporträt

2014
22.5 x 31.5 cm, 456 p., 660 illustrations b/w, 150 Tafeln, 1 Beilage, hardback
98,00 €

ISBN: 9783895008436
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Preface
Table of Contents
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Short Description

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Ein wichtiges Phänomen im römischen Porträt ist das „Zeitgesicht“, die Angleichung der Bürger an das Bildnis des Kaisers. Zur Zeit Konstantins des Großen wird jedoch nach 300 Jahren dieser unmittelbar erfahrbare Reflex der zuvor prägenden Prinzipatsideologie aufgegeben und insbesondere die Vertreter der Reichsaristokratie suchen fortan nach angemesseneren und vom Herrscherbild entkoppelten Formen der Bildnisrepräsentation. Gleichzeitig nutzen in Griechenland alte Eliten das Medium des Porträts als Ausdruck eines ganz besonderen Vergangenheitsdiskurses. Die Arbeit bemüht sich unter Berücksichtigung einer Vielzahl literarischer und epigraphischer Quellen um eine kulturgeschichtliche Einordnung des spätantiken Porträts, um eine Ergründung der Bedeutung der Gattung der Porträtstatue für ihre Zeitgenossen am Ende der Antike, und letztlich um eine Diskussion der Frage, weshalb sie schließlich als Repräsentationsobjekt aufgegeben wurde.

Description

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Zielsetzung dieser Arbeit ist es, die Bildnisrepräsentation der Aristokratie des spätrömischen Reiches in ihrer Bedeutung, ihren unterschiedlichen Facetten sowie in der Bandbreite und den Entwicklungen der Bildnisstilisierungen während der Spätantike zu erfassen. Zusätzlich zur mit neuen Kriterien erfolgten Analyse des bekannten Materials (...) steht die kulturgeschichtliche Bedeutung und die Transformation des Phänomens der Ehrenstatue bzw. der Stilisierungen des Porträts im Zentrum der Untersuchung. In Abgrenzung zur seit Konstantin feststellbaren distanzierten Bedeutung des kaiserlichen Bildnisses zeigt sich, dass mit der Aufgabe des seit dem frühen Prinzipats gültigen ‚Zeitgesichts‘ im frühen 4. Jh. die spätrömische Aristokratie neue, spezifisch eigene Formen der Bildnisrepräsentation suchte. Diese betonten durch ihre im Vergleich zum Kaiserbild dezidiert realistischere Erscheinung die Distanz zum Kaiser und reflektieren die Suche nach ‚angemessenen‘ Stilisierungen, welche die Werte und Normen spätrömischen Standesbewusstseins repräsentieren konnten. Die in den Privatbildnissen des 4. Jhs. ablesbare Gestaltungsvielfalt findet sich in anderen spätantiken Porträtmedien nur bedingt wieder. Es ist festzustellen, dass innerhalb eines sozialen Ambientes in verschiedenen Medien unterschiedliche Porträtauffassungen vorherrschten. Ein individualisierendes Bildnis schien mit dem Beginn der Spätantike immer mehr dem rundplastischen Porträt vorbehalten zu sein. Ehrenstatuen waren Bestandteil eines traditionellen Bilddiskurses, in dem vornehmlich die Statuen eine individualisierende Aussage besitzen sollten, da diese sich mit den Ehrenstatuen der großen Vergangenheit in einer kompetitiven Situation befanden. Als besonders signifikant erweisen sich regionale Sonderformen wie in Ephesos. Die vom Kaiserbildnis abgekoppelte Entwicklung des Privatporträts verdeutlicht, wie in einer historischen Situation der Suche nach angemessenen Alternativen unterschiedliche Gestaltungsweisen erprobt und regionale Entwicklungslinien nicht nur neu geschaffen wurden sondern sich als beständige Phänomene halten konnten. Dazu gehören auch retrospektive Porträts aus dem Umfeld von Athen und Korinth. Dargestellt sind nicht profane Amtsträger, sondern lokale Geistesgrößen, die als Philosophen sowie als Träger und Förderer paganer Kulte tätig waren. Die lokale Elite in den traditionsreichen griechischen Städten trug die eigene Geschichte und Tradition mit Stolz nach außen. Das 6. Jh. erweist sich als das Ende der rundplastischen Ehrenstatue. In einer sukzessiven Veränderung der Funktionen und Anforderungen der urbanen Strukturen ist eine synchrone Entwicklung zu beobachten, die einerseits in einer Verlagerung des urbanen Lebens von den alten öffentlichen Plätzen und Bauten der bürgerlichen Zusammenkunft in die neu errichteten Kirchen, und andererseits in eine „Überführung“ des Mediums des öffentlichen Porträts in die Kirchen, und infolge dessen in die Flächenkunst kulminierte. Mit dem nicht nur auf die Porträtstatuen beschränkten Niedergang des ‚statue habit‘ ging andererseits eine substanzielle Kontinuität des ‚portrait habit‘ einher. (...) Die Untersuchung versteht sich sowohl als Beitrag zur kulturgeschichtlichen Erforschung des römischen Porträts im Rahmen der Klassischen Archäologie wie auch als soziale und politische Analyse der materiellen Kultur der Spätantike innerhalb der Christlichen Archäologie.

Biographical Note

Martin Kovacs, geboren 1980 in Kassel, studierte von 2000 bis 2006 an den Universitäten Göttingen, Köln und erneut Göttingen Klassische Archäologie, Alte Geschichte sowie Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte. Im Februar 2011 wurde er in Göttingen über eine Arbeit zum spätantiken, männlichen Privatporträt promoviert und absolvierte danach das Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts. Seit 2012 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Archäologische Wissenschaften an der Albert Ludwigs-Universität in Freiburg und forscht im Rahmen des von der DFG geförderten Sonderforschungsbereichs 948 „Helden, Heroisierungen und Heroismen“ zum Alexanderporträt sowie zur Imitatio Alexandri vom Hellenismus bis zur Spätantike.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen einerseits im griechisch-römischen Porträt, seiner kulturgeschichtlichen Bedeutung und medialen Qualität, andererseits generell in der antiken Skulptur und in den Bildwissenschaften. Im Blick stehen dabei insbesondere sowohl Transformationsphänomene als auch Traditionslinien zwischen Hellenismus und Spätantike und deren materielle Ausprägungen.

Series Description


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Diese Schriftenreihe widmet sich speziell den Forschungen zur Christlichen Archäologie und Kunstgeschichte in spätantiker und frühchristlicher Zeit. Sie umfasst die gesamte Epoche der Spätantike bis zum frühen Mittelalter, im Bereich des byzantinischen Reiches auch darüber hinaus.
Die Reihe ist überkonfessionell und ohne Bindung an bestehende Institutionen, arbeitet jedoch mit der „Arbeitsgemeinschaft Christliche Archäologie zur Erforschung spätantiker, frühmittelalterlicher und byzantinischer Kultur“ zusammen. Sie konzentriert sich vor allem auf die Kunstdenkmäler und versteht sich daher nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu schon bestehenden Reihen, die in der Regel nicht nur die materielle Hinterlassenschaft der alten Kirche, sondern stets auch literarische, theologische und philologische Themen behandeln.

Einer klareren Zuordnung und einer größeren Bandbreite der verschiedenen Disziplinen wegen wurden zwei Unterreihen eingerichtet:
Die Reihe A „Grundlagen und Monumente“ setzt sich schwerpunktmäßig mit einzelnen Denkmälern bzw. Denkmalgruppen im Sinne einer korpusartigen Erfassung der Denkmäler auseinander.
In der Reihe B „Studien und Perspektiven“ werden einerseits Vorträge der Tagungen der „Arbeitsgemeinschaft Christliche Archäologie“ publiziert, andererseits bietet sie ein Forum für Untersuchungen zu den verschiedensten Fragen aus dem Gebiet der spätantiken/byzantinischen Archäologie und Kunstgeschichte.

Keywords

4th century, c 300 to c 399 (45) || 5th century, c 400 to c 499 (47) || 6th century, c 500 to c 599 (45) || Agorius Praetextatus, Marcus Vettius || Alte Geschichte (83) || Anastasius || Ancient (Classical) Greek (36) || Ancient Rome (65) || Ancient World (140) || Antike Kulturgeschichte || Antike Skulptur || Aphrodisias (9) || Archaeology (518) || Archaeology by period / region (435) || Athen (17) || Bildhauerei (6) || Bildwissenschaften || Byzantinische Kunst (7) || Chiragan || Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte || Cultural & media studies (302) || Cultural studies (284) || Egypt (241) || Elfeinbeindiptychen || English (6) || Ephesos (2) || Epigraphik (15) || Fine arts: art forms (180) || Fine arts: treatments & subjects (399) || France (26) || French (7) || German (72) || Greece (57) || Historical states, empires & regions (227) || History of art (238) || Human figures depicted in art (10) || Intellektuelle (2) || Israel (48) || Istanbul (4) || Italian (202) || Italy (79) || Iustinianus I., Imperium Byzantinum, Imperator (2) || Klassische Archäologie (46) || Klassische Philologie (12) || Konstantin I., Römisches Reich, Kaiser || Konstantinopel (9) || Korinth (2) || Latin (41) || Lebanon (28) || Libyen (9) || Marinos || Material culture (57) || Menander Rhetor || Neuplatoniker || Non-graphic art forms (49) || Papyrologie || Philosophy (41) || Platon (2) || Plutarchos || Portraits & self-portraiture in art (5) || Proklos || Provinzialrömische Archäologie (14) || Rome (29) || Römische Kaiserzeit (9) || Römische Kunst (3) || Sculpture (35) || Sidonius, Gaius Sollius Apollinaris || Silberschätze || Social classes (8) || Social groups (55) || Society & culture: general (407) || Sophistik || Spätantike (60) || Spätantike Kleinkunst || Spätantike Literatur || Spätantike Panegyrik || Symmachus, Quintus Aurelius || Theodosius I., Römisches Reich, Kaiser || Theodosius II., Byzantinisches Reich, Kaiser || Theology (32) || Topographie || Tunisia (13) || Turkey (227) || Turkish (25) || Valens, Römisches Reich, Kaiser || Valentinian I., Römisches Reich, Kaiser || Valentinian II., Römisches Reich, Kaiser || Valentinian III., Römisches Reich, Kaiser || antike Numismatik (2) || c 1 CE to c 500 CE (152) || c 500 CE to c 1000 CE (180) || griechisches Porträt (3) || römische Kaiser (4) || römische Senatoren || römisches Porträt (2) || spätantikes Kaisertum || spätrömische Senatsaristokratie