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9783895002052

Hamm, Joachim

Servilia bella

Bilder vom deutschen Bauernkrieg in neulateinischen Dichtungen des 16. Jahrhunderts

2001
17,0 x 24,0 cm, 384 S., Leinen
45,00 €

ISBN: 9783895002052

Kurze Beschreibung

Der deutsche Bauernkrieg von 1525 hat in der geschichtswissenschaftlichen Forschung zur Frühen Neuzeit größte Aufmerksamkeit gefunden. Nur am Rande hingegen wurde registriert, dass er auch in der Dichtung des deutschen Humanismus thematisiert wurde. Im Mittelpunkt der vorliegenden Studie stehen insgesamt 18 bisher wenig beachtete neulateinische Dichtungen des 16. Jahrhunderts, die auf den Aufstand des „Gemeinen Mannes“ näher eingehen und dabei eine bemerkenswerte Vielfalt der literarischen Gestaltungsformen und Deutungsansätze erkennen lassen. Die Autoren zeichnen literarische „Bilder vom Bauernkrieg“, die nicht nur das historische Geschehen, sondern auch dessen Bewusstwerdung, Bewertung und Instrumentalisierung in der Zeit nach 1525 widerspiegeln. Prägend erweist sich darüber hinaus die sprachliche und formale Anlehnung an die als vorbildlich empfundenen Modelle der antiken Literatur. Das Spektrum reicht von historisch-panegyrischen Dichtungen (Epos, Kasuallyrik) über hexametrische Konfessionspolemiken bis zu spezifisch humanistischen carmina, welche die Mittel elegischer, bukolischer und dramatischer Dichtung nutzen, um zu den aktuellen Ereignissen Stellung zu nehmen.

Ausführliche Beschreibung

Der deutsche Bauernkrieg von 1525 hat in der geschichtswissenschaftlichen Forschung zur Frühen Neuzeit größte Aufmerksamkeit gefunden. Nur am Rande hingegen wurde registriert, daß er auch in der Dichtung des deutschen Humanismus ein Thema war. Im Mittelpunkt der vorliegenden Studie stehen insgesamt 18 bisher wenig beachtete neulateinische Dichtungen des 16. Jahrhunderts, die auf den Aufstand des „Gemeinen Mannes“ näher eingehen und dabei eine bemerkenswerte Vielfalt der literarischen Gestaltungsformen und Deutungsansätze erkennen lassen. Durch die Transposition des Zeitgeschehens auf die poetische Ebene des humanistischen carmen abstrahieren die Dichter von den historischen Begebenheiten und eröffnen sich damit Freiräume, um die literarische Gestaltung und die (je nach politisch-konfessioneller Perspektive unterschiedliche) Deutung und Einordnung der Ereignisse in den Vordergrund treten zu lassen: Die Autoren zeichnen literarische „Bilder vom Bauernkrieg“, die nicht nur das historische Geschehen, sondern auch dessen Bewußtwerdung, Bewertung und Instrumentalisierung in der Zeit nach 1525 widerspiegeln. Prägend erweist sich darüber hinaus die sprachliche und formale Anlehnung an die als vorbildlich empfundenen Modelle der antiken Literatur. Das Spektrum reicht von historisch-panegyrischen Dichtungen (Epos, Kasuallyrik) über hexametrische Konfessionspolemiken bis zu spezifisch humanistischen carmina, welche die Mittel elegischer, bukolischer und dramatischer Dichtung nutzen, um zu den aktuellen Ereignissen in teilweise kritischer Distanz Stellung zu nehmen. Die Untersuchung der Einzelschriften, die in den übergeordneten Kontext der politischen, konfessionellen und humanistischen Debatte über den Bauernkrieg nach 1525 eingeordnet werden, ergibt ein facettenreiches Gesamtbild, das zur interdisziplinären Erforschung des historischen Phänomens beitragen und zugleich auf die thematische wie formale Vielfalt neulateinischer Dichtung im 16. Jahrhundert verweisen will.

Rezensionen

„Hamm observes with justice that the Peasants’ War in one respect hardly offered itself as a suitable vehicle for classicizing literature, since its events were not calculated to glorify the princes as military commanders. Yet those neo-Latin writers who saw the war as the work of Satan, or of Pluto, who used the common man to subvert „ordo“ or to unleash the Furies upon the world, were certainly rehashing an ancient topos. Some humanis critiques - for instance, the deformity of the age as the consequence of a contempt for education - had, of course, been a commonplace even before the Peasants’ War. Hamm deserves warm applause for analysing the variety of neo-Latin humanist responses with such insight and contextualization.“

In: German History. 22 (2004) 4. S. 644-645.

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„Joachim Hamms gediegene Würzburger Dissertation behandelt in ihrem Kern die 18 von ihm selbst erstmals zu einem Corpus zusammengestellten Dichtungen, die den sog. Bauernkrieg in unmittelbarer zeitlicher Nähe darstellen. Diese reichen quer durch alle poetischen Gattungen. Sein Ziel ist es, die „Bilder“, die in den Dichtungen von diesem Ereignis wiedergegeben, geschaffen und weitertransportiert werden, je für sich und dann auch als Beziehungsgeflecht im Ganzen zu beschreiben, zu deuten und aus verschiedenen Perspektiven in ihren historischen, literarischen und ideologischen Kontext zu stellen. (...)
Hamms Untersuchung ist klar, gründlich und umsichtig. Seine präzisen Fragestellungen führen zu einem genauen und differenzierten „Bild“ vom Bauernkrieg in den neulateinischen Dichtungen des 16. Jahrhunderts. Die von ihm behandelten lateinischen Texte sind nicht nur literaturgeschichtlich aufgearbeitet (Biographie des Autors, Einordnung des Werkes, literarische und historische Quellen etc.), sondern auch in wichtigen Passagen zitiert. Zudem sind alle zitierten lateinischen Passagen durchweg von ihm selbst übersetzt. Über größere Werke geben instruktive Inhaltsparaphrasen in Petit Auskunft. Das Buch wird sich somit in Zukunft nicht nur als maßgebliche systematische Analyse zum Thema erweisen, sondern als Kompendium und Nachschlagewerk für allem, die sich über die behandelten Werke Informationen verschaffen wollen.“

In: Archiv für Reformationsgeschichte (Beiheft Literaturbericht). 2003. S. 68-70.

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„Toutefois, à sa facon, modestement, ce livre contribue à enrichir notre connaissance de cette période névralgique.“

In: Bulletin d’Information de la Mission Historique Francaise en Allemagne. Dez. 2002. S. 341.





Reihentext


Es ist das Anliegen dieser Buchreihe, in der Dissertationen, Habilitationsschriften, sonstige monographische Darstellungen und Sammelbände erscheinen werden, die Interdisziplinarität der modernen Mittelalterforschung noch mehr hervorzuheben und zu fördern als dies bisher der Fall ist. Angenommen werden Arbeiten aus allen Gebieten der Mediävistik, sofern der Aspekt der Interdisziplinarität darin betont wird, d.h. sofern sie die Grenzen eines einzelnen Faches zu überschreiten suchen.

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