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9783895006043

Grimm, Ghislaine

Heldendichtung im Spätmittelalter

Überlieferungsgeschichtliche Studien zu den skriptographischen, typographischen und ikonographischen Erscheinungsformen des »Rosengarten zu Worms«

2009
17,0 x 24,0 cm, 520 S., 22 s/w Abb., Leinen
68,00 €

ISBN: 9783895006043
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Probekapitel

Kurze Beschreibung

Die Studie widmet sich einem Werk der späten Heldendichtung, das sich bei mittelalterlichen Lesern über einen Zeitraum von 300 Jahren (vom späten 13. bis ins späte 16. Jahrhundert) größerer Beliebtheit erfreute. Wie die Geschichte von der hochmütigen Kriemhild, die Dietrich von Bern nebst seiner Recken zum Kampf gegen ihre Helden herausfordert, verstanden werden konnte, wird hier von der Materialität der Handschriften und Drucke her beleuchtet. Dabei wird die Wirkung der Texteinrichtung ebenso in den Blick genommen wie Aussagen, die sich anhand der engeren und weiteren Überlieferungskontexte und der Illustrationen treffen lassen. Auf diese Weise kann ein Bild von den unterschiedlichen Wahrnehmungs- und Rezeptionsmöglichkeiten entworfen werden, die von einer Lesart als Exempel bis hin zur Instrumentalisierung als Kampftraktat reichen.

Ausführliche Beschreibung

Die Studie widmet sich einem Werk der späten Heldendichtung, dessen lange Tradierungsdauer es für einen überlieferungsgeschichtlichen Ansatz prädestiniert. Obwohl überlieferungsgeschichtliche Paradigmen in der Forschung bereits seit längerer Zeit angewendet werden, existiert eine überlieferungsgeschichtliche Literaturgeschichtsschreibung, die ein Werk nicht nur in seiner Entstehungszeit verortet, sondern die weitere Tradierung und unterschiedliche Gebrauchskontexte mit einbezieht, bisher nur in Ansätzen. Welche methodischen Wege und praktischen Möglichkeiten für eine solche Betrachtung generell bestehen, versucht diese Arbeit auszuloten. Damit greift sie über den behandelten Einzeltext hinaus und will praktische Anregung zu einem modifizierten Verständnis von Literaturgeschichtsschreibung im Sinn der Überlieferungsgeschichte sein. Der Text, der dabei als paradigmatischer Forschungsgegenstand dient, ist die Geschichte um die hochmütige Kriemhild, die Dietrich von Bern nebst seiner Recken zum Kampf gegen ihre Helden herausfordert. Dieser in seinem groben Handlungsaufriss eher schlicht wirkende Text, der die Ereignisse rund um die Herausforderung selbst sowie die zwölf Reihenkämpfe schildert, erfreute sich bei mittelalterlichen Lesern über einen Zeitraum von 300 Jahren (vom späten 13. bis ins späte 16. Jahrhundert) einiger Beliebtheit, die allein aus seinem Inhalt heraus aus heutiger Perspektive schwer erklärbar erscheint. Mit Hilfe eines überlieferungsgeschichtlichen Ansatzes, der seinen Ausgangspunkt im Sinne der „material philology“ bei den Handschriften selbst sucht, lässt sich klären, was die Popularität des Textes ausmachte. Ausgehend von der Materialität der Handschriften und Drucke, von der Wirkung der Texteinrichtung sowie den Aussagen der Überlieferungskontexte und Illustrationen entwirft die Arbeit ein Bild von den unterschiedlichen Wahrnehmungs- und Rezeptionsmöglichkeiten des ‚Rosengarten’ im Laufe seiner Überlieferung. Dabei ist das gezeichnete Bild vielfältig, da sich die Rezeption des Textes in drei unterschiedlichen Medien, der Handschrift, dem Druck und der Illustration manifestiert. Im sich wandelnden Umgang, der zeigt, dass der Text sich für ganz unterschiedliche Zwecke instrumentalisieren ließ, liegt auch die Antwort auf die Frage begründet, warum der Text über eine so lange Zeit beim Publikum beliebt war. In seiner späteren Rezeption wurde er nämlich keineswegs als Vertreter der Gattung Heldendichtung verstanden, sondern als Text, der ganz unterschiedliche Deutungsmöglichkeiten zuließ. Die verschiedenen mittelalterlichen Lesarten des Textes reichen vom Exempel negativer weiblicher Machtausübung bis hin zum Kampftraktat und sind damit weitaus vielfältiger als die Literaturgeschichtsschreibung mit ihrer die Einordnung des Textes als spätmittelalterliches Heldenepos bisher deutlich machen konnte.

Rezensionen

„Respekt verdient die Verfasserin für den immensen Fleiß, den sie auf die Aufarbeitung der überlieferungsgeschichtlichen Fakten verwandt hat. Von der Einrichtung der Seiten über die Systeme der Textgliederung bis zu den Text-Bild-Relationen im cpg 359 und in den Heldenbuch-Drucken sind sie nahezu vollständig erfasst, beschrieben und kommentiert. Kurzbeschreibungen der Handschriften im Anhang bündeln die Basisinformationen (man vermisst hier die S. 45 ff. besprochene Handschrift R4, die nur in einer Abschrift von Bernhard Joseph
Docen erhalten ist). 22 sehr gute Abbildungen auf Kunstdruckpapier vermitteln die wünschenswerte Anschauung. (...) Die Forschung wird es als Kompendium kodikologischer Informationen nutzen.“

Joachim Heinzle

In: pbb. 134 (2012) 3. S. 459-461.

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„Grimms Arbeit beeindruckt durch die ungeheure Fülle des Wissens, durch die Breite der Perspektivierung und die Konsequenz, mit der sie ihren Ansatz verfolgt.“

Sonja Kerth

In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur. 140 (2011) 2. S.247-251.

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„Gegenstand der vorl. Monographie ist die Frage nach dem Zusammenhang von überlieferungsgeschichtlichem Befund und literarhistorischer Deutung, der die Verf. am Beispiel der handschriftliche und gedruckten Textzeugen des „Rosengarten zu Worms“ nachgeht. Den Ausgangspunkt dafür bilden detailreiche Beschreibungen der 21 handschriftlichen Überlieferungsträger in chronologischer Folge. Darauf aufbauend widmet sich die Verf. ausgewählten Facetten der Textüberlieferung auf formaler und inhaltlicher Ebene: dem Layout der Hss., der Typen der Vergemeinschaftung mit anderen Texten, der Drucküberlieferung sowie Aspekten der Ikonographie. Die Erzeugnisse zeigen, wie ertragreich der Frageansatz sein kann, und bestätigen insgesamt, dass Überlieferung und Interpretation sich nicht einfach miteinander verrechnen lassen. Abgeschlossen wird der Bd. durch Anhänge, die das Siglensystem der Handschriften des „Rosengarten zu Worms“ in sinnvollerweise modifizieren und eine revidierte stemmatische Gliederung der Überlieferung anbieten. Dazu kommen Kurzbeschreibungen aller Hss. sowie 22 paradigmatische Schwarz-Weiß-Abb. der Überlieferungszeugnisse.“

Norbert Kössinger

In: Germanistik. 51 (2010) 1-2. S. 247-248.

Autoreninfo

Ghislaine Grimm nahm 1993 ihr Studium der deutschen und englischen Philologie an der Universität Würzburg auf, wo sie nach Magisterprüfung und erstem Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien die Promotion anschloss. Über mehrere Jahre während ihres Studiums und während der Arbeit an der Dissertation war sie als studentische und später als wissenschaftliche Hilfskraft in der Zentralredaktion des „Verfasserlexikons“ tätig. Nach Abschluss der Promotion im Jahr 2006 absolvierte sie den Vorbereitungsdienst für das gymnasiale Lehramt und wurde 2008 an ein Gymnasium in Ingolstadt versetzt, wo sie seither als Deutsch- und Englischlehrerin arbeitet.

Reihentext


Es ist das Anliegen dieser Buchreihe, in der Dissertationen, Habilitationsschriften, sonstige monographische Darstellungen und Sammelbände erscheinen werden, die Interdisziplinarität der modernen Mittelalterforschung noch mehr hervorzuheben und zu fördern als dies bisher der Fall ist. Angenommen werden Arbeiten aus allen Gebieten der Mediävistik, sofern der Aspekt der Interdisziplinarität darin betont wird, d.h. sofern sie die Grenzen eines einzelnen Faches zu überschreiten suchen.

Schlagworte

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