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9783895004353

Herausgegeben von Irmgard Siebert und Max Plassmann. Mit Beiträgen von Arne Effenberger, Max Plassmann und Fabian Rijkers

Cristoforo Buondelmonti. Liber insularum (ULBD Ms. G 13)

Faksimile und Kommentar

2005
300,0 x 430,0 cm, 168 S., 32 s/w Abb., 61 farb. Abb., Leinen
158,00 €

ISBN: 9783895004353
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Probekapitel

Kurze Beschreibung

Im Auftrag des Florentiner Gelehrten Niccolò Niccoli und des Kardinals Giordano Orsini besuchte der Florentiner Christoforo Buondelmonti im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts auf seinen Reisen die ägäischen Inseln, Kreta und drang bis ins Marmarameer vor. Er erforschte die griechische Inselwelt und hielt in Briefen an Orsini seine Beobachtungen, Erfahrungen und Erlebnisse fest. Seine Erkenntnisse legte er in zwei Schriften nieder, die in verschiedenen Fassungen verbreitet sind: im „Liber insularum archipelagi“ („Buch der Inseln des Archipels“) sowie in der „Descriptio insulae Cretae“ („Beschreibung der Insel Kreta“). Sie sind unter anderem in einer spätmittelalterlichen Sammelhandschrift der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf (Ms. G 13) überliefert.
Die Düsseldorfer Fassung des „Liber insularum“ verdankt ihre besondere Bedeutung den Illustrationen: die Karten der beschriebenen Inseln verzeichnen zusätzlich wichtige Bauwerke. Eine zentrale Stellung nimmt die ganzseitige Ansicht von Konstantinopel ein, die völlig neue Aufschlüsse zu Topographie und Baugeschichte der Stadt im späten 15. Jahrhundert gibt. Der Text selbst beschreibt detailreich die kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse der bereisten Orte. Im Vordergrund steht jedoch – wie könnte es im Zeitalter des Renaissance-Humanismus anders sein? – die Suche nach Überresten der antiken Kultur.
Die Edition von Karl Bayer enthält eine Übertragung ins Deutsche, eine Übersichtskarte, Kommentarnotizen und umfangreiche Register.

Ausführliche Beschreibung

Der Florentiner Cristoforo Buondelmonti (ca. 1380/85 bis 1431) besuchte während des ersten Drittels des 15. Jahrhunderts auf mehreren Reisen die ägäische Inselwelt, Kreta, die ionische Westküste und Konstantinopel. Seine dabei gewonnenen geographischen Erkenntnisse legte er in zwei Schriften nieder, nämlich in der Descriptio insulae Cretae (1417) und im Liber insularum archipelagi (1420), die beide in der Folge in verschiedenen Fassungen eine weite Verbreitung fanden. Sie sind unter anderem in der unter der Signatur Ms. G 13 in der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf verwahrten spätmittelalterlichen Sammelhandschrift überliefert, die geographische, historiographische und astronomisch-astrologische Texte vereint.
Die besondere Bedeutung dieser Düsseldorfer Fassung des Liber insularum liegt in der Illustration des Textes. Denn die zahlreichen Abschriften wurden zumeist unabhängig von den begleitenden Illustrationen gefertigt, so dass Text und Bild nicht immer korrespondieren und auch von unterschiedlicher Qualität sein können. Der Wert der Düsseldorfer Fassung liegt eindeutig nicht beim Text, der zum Teil verderbt und verstümmelt ist, sondern bei den Illustrationen, nämlich den Karten von den einzelnen beschriebenen griechischen Inseln mitsamt Einzeichnung wichtiger Bauwerke. Von überragender Bedeutung ist dabei
eine ganzseitige Ansicht von Konstantinopel, die völlig neue Aufschlüsse zu Topographie und Baugeschichte der Stadt im späten 15. Jahrhundert gibt und deren Quellenwert weit über den begleitenden Text hinausweist. Aus diesem Grunde wird die Düsseldorfer Fassung als Faksimile präsentiert, um sie der Wissenschaft leichter zugänglich zu machen.
Exemplarisch für die Forschungsperspektiven, die sich durch das Faksimile ergeben, hat Prof. Dr. Arne Effenberger (Museum für Byzantinische Kunst Berlin) diese Stadtansicht bearbeitet. Sein kunsthistorischer Kommentar führt eindringlich den Quellenwert des Faksimiles bzw. des zugrunde liegenden Originals vor Augen, ohne zu beabsichtigen, es abschließend auszuwerten.
Dr. Max Plassmann und Fabian Rijkers, M.A., von der Universitäts- und Landesbibliothek haben schließlich einen Beitrag zur unklaren Überlieferungsgeschichte der Handschrift beigesteuert.

Rezensionen

„Der hervorragend gedruckte und ausgestattete großformatige Band wird von einer separat erschienenen Transkription des Exemplars ULBD G 13, Übersetzung und Kommentar begleitet, die Karl Bayer 2007 erstellt hat. Somit wird diese Quelle ganz allgemein zugänglich und dient als Grundlage für weitere Forschungen, die nun nicht allein auf Düsseldorf beschränkt bleiben müssen. Vielmehr kann sie auch andernorts vergleichend genutzt werden, um womöglich aus dem dortigen Kontext heraus neue Erkenntnisse zu gewinnen. Das Faksimile legt zusätzlich Zeugnis von der Bedeutung der Düsseldorfer Handschriftensammlung ab und lenkt den Blick auf ihren reichen Bestand.“

Hanns Michael Crass

In: Düsseldorfer Jahrbuch. 80 (2010). S. 484-486.

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„Die Faksimileausgabe umfasst die ff. 28r bis 58r der hs. Düsseldorf, UB, G 13, einer Sammelhandschrift (Papier, Italien, 15. Jahrhundert), die geographische, historiographische und astronomisch-astrologische Texte enthält. Der Band enthält die Beiträge von M. Plassmann - F. Rijkers (ULBD Ms. G 13: Überlegungen zu Herkunft und Geschichte), die Herkunft und Geschichte des Codex untersuchen, und A. Effenberger (Die Illustrationen - Topographische Untersuchungen: Konstantinopel/Istanbul und ägäische Örtlichkeiten), die [sich] Buondelmontis Liber insularum und den Illustrationen widmet [...]. Besonders eingehend wird die Darstellung Konstantinopels (f. 54r) analysiert, knapper der Bosporus und die ägäischen Inseln. 32 Abbildungen bieten Vergleichsmaterial aus dem 15. und 16. Jahrhundert zu den Zeichnungen in der Handschrift. Erwähnt seien die Buondelmonti-Handschriften Paris, BNF, n.a. lat. 2383 und Venezia, Marciana, lat. XIV. 45. Buondelmontis hier mit überlieferte Beschreibung der Insel Kreta (Descriptio insulae Cretae, ff. 86r-94v) bleibt im vorliegenden Band unberücksichtigt.“

In: Medioevo Latino. XXVIII (2007). S. 150.

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„Cristoforo Buondelmonti nasce a Firenze intorno al 1380-1385 e viaggia nel mar Egeo a partire dal 1414. Questo pellegrinaggio fra le isole porterà il toscano alla redazione di due manoscritti: la Descriptio insulae Cretae ed il Liber insularum archipelagi. La prima versione della Descriptio è realizzata per l'umanista Niccolò Niccoli nel 1417, quella del Liber, di gran lunga più importante, per il cardinale Giordano Orsim nel 1420. Da quella data questo secondo codice di Buondelmonti conosce svariate trascrizioni, anche privo delle carte geografiche che ne hanno aumentato esponenzialmente la fama: ad oggi sonn note circa 60 riedizioni secondo l'autorevole analisi compiuta da Claudia Barsanti nel 2001 sulla « Rivista dell'Istituto nazionale d'archeologia e storia dell'arte ».
Quasi tutte le copie di questa opera del Buondelmonti contengono una veduta di Costantinopoli, certamente la principale immagine della città in epoca bizantina. Per questo motivo, alla metà del Quattrocento, sarà inserita all’interno della Geografia di Tolomeo nelle redazioni fiorentine miniate da Pietro del Massaio.
11 manoscritto buondelmontiano di Düsseldorf è di grande interesse perché contiene, al fol. 54r, la veduta di Costantinopoli: pur rispettando l'impostazione complessiva della città sul Bosforo già visibile nelle altre copie del manoscritto, l'immagine registra con attenzione le prineipali trasformazioni urbane operate dai sultani ottomani dopo la presa del 1453. È l'unico caso ad oggi noto di questo tipo, perché una seconda versione dell'Isolario, già in collezione Phillips, rappresenta si la città dopo la conquista turca, ma l'immagine è derivate dalla veduta a stampa di Giovanni Andrea Vavassore (1520/1530).
Coerentemente con queste premesse nel volume — che contiene la riproduzione in facsimile del codice — ampio spazio è dedicato all'analisi della rappresentazione della città turca, nel commento affidato alla scrupolosa lettura di Anne Effenberger.
Una menzione particolare merita la sobria veste editoriale del libro, pubblicato dalla Reichert Verlag di Wiesbaden, che si distingue per la qualità delle riproduzioni e la esatta grammatura della earta utilizzate.“

In: Scriptorium. 2006, 2. S. 161-162.

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„Die Studie richtet sich deshalb auf die individuelle Bestimmung der Bauten und Örtlichkeiten der Düsseldorfer Vedute (f. 54r). Genaue Erklärungen zu jedem Detail, darunter die Beschriftung, die Symbolerklärung sowie insbesondere die Identifizierung der abgebildeten Gebäude, erlauben, über ein geschicktes methodisches Vorgehen die Charakteristika herauszuarbeiten. Ansatzpunkte bilden der Vergleich mit anderen Plänen und Zeichnungen, die Abgleichung mit Reiseberichten und anderen Schriften sowie eine intensive Auseinandersetzung mit der Forschung. Behandelt werden erstens Konstantinopel/Istanbul, zweitens dessen Umfeld mit Pera, dem Goldenen Horn, Bosporus und Schwarzmeerküste sowie drittens – in vier Etappen mit vielen Brüchen – die Inseln, Städte und Klöster in der Ägäis, die nicht in der angegebenen Reihenfolge bereist worden sein können. Besondere Sorgfalt verwandte der Zeichner auf die, Ausgestaltung der Insel Chios. Letztlich ergeben sich konkrete Anhaltspunkte für das Entstehungsumfeld, speziell den Auftraggeber des Düsseldorfer Exemplars, der aufgrund einer Kennzeichnung des Bocchiardi-Besitzes im Stadtplan unter den Söhnen der 1453 aus Konstantinopel vertriebenen, über Chios geflohenen und später in Genua ansässigen Kaufmanns- und Diplomatenfamilie zu vermuten ist. Ein Anhang mit verschiedenen Konkordanzen, Literaturverzeichnis und 32 Abbildungen ergänzt die beeindruckende, sorgfältig recherchierte und für die zukünftige Forschung grundlegende Publikation.“

In: Das Mittelalter. 10 (2005) Heft 1. S: 173-174.

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„Der Florentiner Geistliche Cristoforo Buondelmonti lebte seit 1414 auf Rhodos, um die griechische Sprache zu erlernen und seinen humanistischen Neigungen nachgehen zu können. Auf mehreren Reisen erwarb er genaue Kenntnisse der griechischen Inseln, ihrer Geschichte und Geographie. Der Liber insularum archipelagi, den er seinem Förderer, dem Kardinal Giordano Orsini, zusandte, stellt eine eigenwillige Mischung aus antiken Reminiszenzen, topographischen Beschreibungen und aktueller Information dar. Außerdem wird jedes Kapitel durch eine Kartenskizze illustriert, die auf den Vf. selbst zurückgeht. Eine kritische Edition fehlt, die Ausgabe von Ludwig von Sinner (1824) stellt nur einen Notbehelf dar. Das hängt auch damit zusammen, daß der Liber insularum archipelagi in drei Fassungen und ca. 70 Hss. überliefert ist, die sowohl im Textbestand als auch im Kartenbild kräftig voneinander abweichen. Erfolg und Bedeutung des Werkes sprechen daraus, die Gattung der „Inselbücher" (isolari) wurde durch B. geschaffen. Das großformatige Faksimile kann die fehlende Edition nicht ersetzen, es stellt aber erstmals die komplette Folge der Karten zur Verfügung und macht das Verhältnis von Text und Kartenbild ersichtlich. Eine umfangreiche Einleitung datiert die Düsseldorfer Sammelhs. in das letzte Viertel des 15. Jh., macht ihre Herkunft aus Oberitalien wahrscheinlich und unterzieht die Illustrationen einer eindringenden Analyse. Vor allem die Istanbul-Vedute zeigt, wie ein Kartenbild Zug um Zug ergänzt, verändert und erweitert werden konnte: Hielten sich die älteren Darstellungen noch sparsam zurück oder gaben nur den byzantinischen Bauwerken Raum, so trug der Illustrator der Düsseldorfer Hs. der Situation nach 1453 Rechnung und fügte noch die neu entstandenen osmanischen Monumente (Paläste, Festungsanlagen, Moscheen, Grabmäler usw.) in das Bild der Stadt ein. Auf deren Identifikation und Beschreibung wurde im Kommentar zu den Karten viel Sorgfalt verwendet.“

In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters. Band 62,1. S. 308-309.

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