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9783954903634

Von Thomas Völling, Bearbeitet von Holger Baitinger, Sabine Ladstätter und Arno Rettner. Mit einem Beitrag von Martin Miller.

Olympia in frühbyzantinischer Zeit

Siedlung – Landwirtschaftliches Gerät – Grabfunde – Spolienmauer

2018
21,0 x 29,7 cm, 176 S., 258 s/w Abb., 33 farb. Abb., 1 Beilage, 2 Faltpläne, Gebunden
78,00 €

ISBN: 9783954903634
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Probekapitel

Kurze Beschreibung

Die in dem Band vereinten Beiträge analysieren den grundlegenden Struktur- und Funktionswandel des im frühen 5. Jh. n. Chr. aufgelösten Heiligtums in eine christliche Siedlung, zu der neben einer christlichen Basilika auch ein festungsartiges Bollwerk gehörte. Der durch Landwirtschaft geprägte Charakter der Siedlung erschließt sich aus den im Band in Gänze vorgestellten Gerätschaften. Über die Ausdehnung und Entwicklung der Siedlung bis zu ihrer Aufgabe im frühen 7. Jh. geben die über 300 Gräber mit ihren Beigaben weitreichende Aufschlüsse.

Ausführliche Beschreibung

Gestützt auf die Dokumentation der Olympiagrabung von ihren Anfängen bis in die Gegenwart in Verbindung mit einer systematischen Durchsicht der Magazine und die Ergebnisse des vom Herausgeber initiierten Forschungsprojektes zur Spätgeschichte Olympias, wird in dem Band ein deutlich verändertes Bild von der Entwicklung des Platzes von der zweiten Hälfte des 3. Jhs. bis in das frühe 7  Jh. präsentiert. Verschont vom Herulereinfall des Jahres 267 und das von Theodosius I. verordnete Verbot der Kultfeiern negierend, wurde der Kultbetrieb wohl erst unter dem Eindruck des von Theodosius II. 426 erlassenen Dekrets eingestellt. Olympia existierte anschließend zwei Jahrhunderte hindurch als eine christlich geprägte Landgemeinde mit einer vielfältigen Wirtschaftsstruktur weiter. Bezeugt sind Töpferöfen, Schmiedewerkstätten und Kelteranlagen. In der Landwirtschaft eingesetzte Gerätschaften gehören zum typischen Inventar, um Wein-, Obst- und Gemüsegärten zu bewirtschaften. Neben den Spuren der Wohn- und Nutzbebauung liefern die erstmals in Gänze erfassten und dokumentierten Gräber mit ihren Beigaben wichtige Aufschlüsse über die Ausdehnung und Entwicklung der frühbyzantinischen Siedlung. Die zuletzt als Bollwerk gegen die Heruler interpretierte Spolienmauer erweist sich nun endgültig, wie bereits von der ersten Ausgräbergeneration erkannt, als eine in die Siedlung integrierte Festung der frühbyzantinischen Zeit, deren konkrete Funktion aber vorerst nicht geklärt ist. Als Folge von erdbebenbedingten Überschwemmungen wurde die Siedlung in der Mitte des 6. Jhs. an den höher gelegenen Standort der Festung und des Zeustempels verlegt, die in diesem Kontext geschleift wurden. Aufgegeben wurde die Siedlung, als slawische Einwanderer das Gebiet im 2. Viertel des 7. Jhs. in Besitz nahmen.

Rezensionen

„Thomas Völling, the main author of the volume under review, was one of the first persons to understand the importance of the Byzantine remains of Olympia. Working under the auspices of the German Archaeological Institute (DAI), which is responsible since 1875 for the excavation at Olympia, he has worked both on the publication of materials, mainly metalwork and architecture, and occasional broader syntheses on the site. (...) His untimely death at the age of thirty seven in 2000 meant that much of his most synthetic work on early Byzantine Olympia remained incomplete and unfinished. A group of scholars, friends, and colleagues took on the noble initiative to prepare, complement, and complete this important work for publication. (...)
The present volume puts the small early Byzantine settlement of Olympia at the center of a general discussion of the evolution of Roman and post-Roman society in southern Greece in the troubled sixth and seventh centuries. Also, it underlines once again the importance of systematic archaeological work both in the field and also in the record of the old excavation. The important legacy of Thomas Völling’s work endures in this fine, carefully produced volume, and fuels the growth in interest in late antique and early Byzantine Olympia and the western Peloponnese in general.“

Von: Nikos Tsivikis, Institute for Mediterranean Studies
In: BMCR (Bryn Mawr Classical Review) 2020.07.52
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„Manchmal erschwert es die Entstehungsgeschichte eines Buches dem Rezensenten, bei der Besprechung ganz unvoreingenommen vorzugehen. Das gilt auch für den vorliegenden Band: Dieser nahm seinen Ausgangspunkt in
den Forschungen Thomas Völlings, die in einer Habilitationsschrift vorgelegt werden sollten. Er verkörperte wie kein anderer die Forschung zum späten Olympia. Doch sein tragischer Tod kurz vor seinem 38. Geburtstag im Jahr 2000 verhinderte den Abschluss seiner Arbeiten zum spätantiken Olympia. (...) Der (...) Entstehungsgeschichte ist es geschuldet, dass der Band ohne Fazit endet, auch wenn einzelne Ergebnisse in die geschichtliche Übersicht im ersten Kapitel eingeflossen sind. Doch auch so wird die Lektüre mit zahlreichen Einsichten belohnt. Die Erforschung des spätantiken und frühbyzantinischen Olympia ist damit nicht abgeschlossen, aber um ein erhebliches Stück weitergebracht. Den Bearbeitern gebührt daher für ihr Engagement, die Manuskripte Thomas Völlings zum vorliegenden Band zusammenzuführen, großer Dank.“

Von: Andreas Klingenberg, Universität zu Köln
In: Plekos 23, 2021, S. 343–347 (URL: http://www.plekos.uni-muenchen.de/2021/r-voelling.pdf)

Autoreninfo

Thomas Völling (10.08.1962 – 03.08.2000) studierte Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie, Klassische Archäologie, Provinzialrömische Archäologie und Volkskunde. Sein Forschungsschwerpunkt lag auf dem Gebiet der frühbyzantinischen Geschichte Griechenlands. Völling war von 1993 bis 1999 in verschiedenen Funktionen Mitarbeiter der Grabungen in Olympia. 1996 trat er die Stelle eines Wissenschaftlichen Mitarbeiters am Lehrstuhl für Klassische Archäologie der Universität Würzburg an. Seine Forschungen zur frühbyzantinischen Geschichte Olympias waren das Thema seiner weitgediehenen Habilitationsschrift, die er krankheitsbedingt nicht vollenden konnte; Kollegen und Weggefährten arbeiteten sie für die Drucklegung aus.

Schlagworte

5. Jahrhundert (400 bis 499 n. Chr.) (47) || 500 bis 1000 nach Christus (182) || 6. Jahrhundert (500 bis 599 n. Chr.) (45) || Archäologie (538) || Archäologie einer Periode / Region (454) || Byzantinisches Reich (40) || Christi Geburt bis 500 (154) || Heruler || Historische Staaten und Reiche über Kontinentgrenzen (57) || Historische Staaten, Reiche und Regionen (231) || Kultpraxis || Kunst: Keramik, Töpferei, Glas (51) || Kunstformen (183) || Landwirtschaft (34) || Poleis (2) || Spolienmauer