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Hg. von Thomas G. Schattner, Von W. Martini und Thomas G. Schattner mit Beiträgen von Carlos Basas Fauré, Mario Gutiérrez-Rodríguez, Christian Hartl-Reiter, Heliodoro Ruipérez und Doris Schäffler
Mulva VII
Die Thermen und das Forum
2021
21,0 x 31,5 cm, 512 S., 216 farb. Abb., 431 s/w Abb., 37 Tafeln, Leinen, 2 Bände, Textband: 512 Seiten, Beilagenband: 37 Tafeln
ISBN: 9783954905089
21,0 x 31,5 cm, 512 S., 216 farb. Abb., 431 s/w Abb., 37 Tafeln, Leinen, 2 Bände, Textband: 512 Seiten, Beilagenband: 37 Tafeln
220,00 €
ISBN: 9783954905089
Kurze Beschreibung
Das hispano-römische municipium flavium muniguense/Munigua, heute Mulva (Villanueva del Río y Minas, Provinz Sevilla), ist spätestens seit dem 16. Jh. der Wissenschaft bekannt und rechnet sich damit zu den römischen Städten Hispaniens mit der längsten Forschungsgeschichte. Seit dem Jahre 1956 ist die Forschung den Gelehrten der Abteilung Madrid des Deutschen Archäologischen Instituts anvertraut, auch in diesem Rahmen gehört Munigua zu den ältesten Forschungs- und Grabungsprojekten. Nach Fragestellungen zu verschiedenen Themen wie etwa zur Topographie der Stadt, zu den Häusern, den Nekropolen oder den Wirtschaftsgrundlagen wird seit 2012 ein Programm verfolgt, das die 3D-Rekonstruktion der Stadt zum Ziele hat. Dazu ist die Aufarbeitung gerade der öffentlichen Gebäude notwendig, von denen zwei in diesem Band vorgestellt werden: die Thermen und das Forum. Diese wurde im Rahmen einer spanisch-deutschen Zusammenarbeit bewältigt, von welcher der Band Zeugnis ablegt. Gegenstand der Abhandlungen ist die Architektur der Gebäude im Hinblick auf ihre Nutzung. Dieser funktionale Aspekt ist gerade im Hinblick auf das genannte Forschungsprogramm von Bedeutung. Denn auf diese Weise erhält die räumliche Dimension der Gebäude besondere Aufmerksamkeit. Diese bezieht sich sowohl auf die Innenraumgestaltung wie ggfs. auf Durchgänge/Türen, Beleuchtung/Fenster, Zu- und Aufgänge/Stufen wie auch auf die Wirkung der Gebäude im Stadtbild. Dieses wirkt in der Rekonstruktion imposant, steht aber in einem gewissen Widerspruch zur geringen Größe der Stadt.Ausführliche Beschreibung
Das municipium flavium muniguense/Munigua (Villanueva del Río y Minas) liegt ca. 50 km nordöstlich von Sevilla/Andalusien in den ersten Ausläufern der Sierra Morena. Gegründet im 4. Jhdt.v. Chr. war der Platz bis ins islamische Mittelalter besiedelt. Seine über tausendjährige Geschichte ist von der römischen Epoche geprägt. Die archäologischen Zeugnisse verweisen bislang auf die Zeit zwischen dem 1. Jhdt. v. Chr. bis zum 4. Jhdt. n. Chr. Als Forschungsprojekt ist es seit dem Jahre 1956 von den spanischen Altertumsbehörden den Gelehrten der Abteilung Madrid des Deutschen Archäologischen Instituts übertragen, die in nahezu jährlichen Kampagnen dort bisher altertumswissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt haben. In dieser Zeit ergaben sich verschiedene Schwerpunkte. Konzentrierte sich die Forschung zu Beginn (1956 bis 1977) auf topographische Fragen, standen danach die Wohnbebauung und die Nekropolen im Vordergrund (1967‒1996). Die dritte Etappe von 1999 bis 2011 hatte die Erkundung der wirtschaftlichen Grundlagen der Stadt zum Ziele. Angesichts des erreichten fortgeschrittenen Wissensstandes von einem halben Dutzend Monographien und mehr als 100 wissenschaftlichen Artikeln konnte danach ein Projekt zur 3D-Rekonstruktion der Gebäude der Stadt ins Werk gesetzt werden. Dieser Forschung wohnt in besonderer Weise der Aspekt der Benutzbarkeit der Gebäude vor dem Hintergrund ihrer Funktion inne. In ihren Rahmen gehören die Thermen und das Forum, die in dem vorliegenden Band ausführlich behandelt werden.Auf der Grundlage von eingehenden Baubeschreibungen ergaben sich jeweils konkrete Anhaltspunkte zur Scheidung der Bauphasen und zu ihrer Datierung. Rekonstruktionen im 3D-Format runden das Bild ab. Methodisch beruht die Vorgehensweise auf der Nutzung von herkömmlicher Technik zur Bauaufnahme wie auch auf dem neuartigen Sfm-Verfahren. Für die 3D-Rekonstruktionen diente das Programm SketchUp als Grundlage. Die Bedingungen und Voraussetzungen für die Verwendung der Hilfsmittel schildern eigene Beiträge aus der Feder von Chr. Hartl-Reiter und D. Schäffler sowie von H. Ruipérez. Die Fundkeramik aus den Thermen wird von C. Basas vorgelegt.
Im Ganzen beschreibt der Band im Rahmen seiner gesteckten Thematik die Entwicklung einer einheimischen Siedlung zu einer römischen Stadt. Diese ergibt sich nicht zuletzt durch die Einbeziehung der umliegenden Gassen sowie der Statuenausstattung in den Gebäuden. Die Thermen sind das erste öffentliche Gebäude, das in Munigua errichtet wird. Dies erfolgt zur Mitte des 1. Jhdts. n. Chr. hin wohl in der Zeit des Kaiser Claudius (41‒54 n. Chr.). In der Folgezeit gibt es immer wieder Umbauten, insgesamt sind vier Phasen unterscheiden. In früh-flavischer Zeit wohl in der Zeit des Kaisers Vespasian (69‒79 n. Chr.), das heißt eine Generation später, liegt der Baubeginn des Forums. Der Zeitpunkt liegt so nahe an der Verleihung des latinischen Rechtsstatus an ganz Hispanien, von dem Plinius berichtet (nat. Hist. III 30), dass ein Zusammenhang unausweichlich erscheint. Jedoch zeigt die Untersuchung, dass das Forum nicht funktionsfähig war, da es einem Baustopp zum Opfer fiel, der bis in die neunziger Jahre des 1. Jhdts. n. Chr. dauern sollte. Erst dann, wohl in der Zeit des Kaisers Domitian (81‒96 n. Chr.), war es fertiggestellt. Die Bauinschrift (Bauerrichtung durch L. Valerius Firmus) ist erhalten und ferner die Stiftungsinschrift für das Sacellum des Dis Pater (durch L. Aelius Fronto). Sie dokumentieren nicht nur die Finanzierung der öffentlichen Bauten durch private Initiative sondern auch deren Ausgestaltung und Ausstattung, die nach und nach erfolgen konnte.
Rezensionen
„[…] Insgesamt überzeugt der Band durch klare Beschreibungen und gut präsentiertes Bildmaterial. Die Autoren Wolfram Martini und Thomas G. Schattner arbeiten kenntnisreich heraus, daß sowohl die Thermen als auch das Forum von Munigua nicht nur für Hispanien, sondern darüber hinaus für die Entwicklung der römischen Architektur der Kaiserzeit insgesamt eine wichtige bauhistorische Stellung einnehmen. So ist man gespannt auf weitere, ebenso qualitätvolle Bände der bewährten Mulva-Reihe mit der endgültigen Vorlage der anderen städtischen Bauten von ähnlich zentraler Bedeutung wie dem Podiums-Tempel und dem Terrassenheiligtum.“Von Dr. Markus Wolf
In: Göttinger Forum für Altertumswissenschaft 25 (2022), S. 1051-1054
DOI: 10.14628/gfa.2022.1.93475
Autoreninfo
Thomas G. Schattner (geb. 1955) studierte Klassische Archäologie, Kunstgeschichte und Romanistik an den Universitäten in Mainz, Bonn und Coimbra. Er wurde im Wintersemester 1986/87 bei Burkhardt Wesenberg an der Universität Mainz mit der Arbeit „Griechische Hausmodelle. Untersuchungen zur frühgriechischen Architektur“ promoviert. Anschließend kam er zur Zentrale des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) in Berlin als Referent bei der Wissenschaftsabteilung. Als Mitarbeiter von Klaus Tuchelt arbeitete er bis zum Jahr 1996 regelmäßig auf der Grabung in Didyma (Türkei). Daraus erwuchs auch das Thema seiner Habilitation im Jahre 2001 an der Universität Gießen: „Didyma, die Fundkeramik des 8. bis 4. Jahrhunderts v. Chr.“ Schattner ist außerplanmäßiger Professor für das Fach Klassische Archäologie an dieser Universität. Im Jahre 1996 wurde er zum Wissenschaftlichen Direktor der Abteilung Madrid des Deutschen Archäologischen Instituts Abteilung Madrid mit Dienstsitz in Lissabon gewählt. Nach der Schließung der Außenstelle in Lissabon im Jahr 1999 ging er an die Abteilung in Madrid. Die Grabungsleitung in dem hispano-römischen Munizipium Munigua (Villanueva del Río y Minas) hatte er seit dem Jahre 1996. Ende Januar 2021 wurde er in pensioniert.Sein wissenschaftliches Werk zeigt die weite Spanne seiner Interessen. Er ist Mitglied zahlreicher Gelehrtenvereinigungen: Ordentliches Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts, Miembro Correspondiente de la Real Academia de la Historia (Madrid), Membro Correspondente da Academia da História (Lisboa), Miembro Correspondiente de la Real Academia de Bellas Artes de Santa Isabel de Hungría (Sevilla), Miembro Correspondiente de la Real Academia de Bellas Artes y Ciencias Históricas (Toledo), Miembro Correspondiente de la Academia Andaluza de la Historia (Sevilla) sowie Miembro de Honor de la Gran Institución Duque de Alba (Ávila).
Wolfram Martini (1941‒2017) legte am Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart das Abitur ab. Er studierte in Heidelberg, Lawrence (USA), Mainz, Rom und Hamburg Klassische Archäologie, Klassische Philologie, Alte Geschichte, Ur- und Frühgeschichte und Kunstgeschichte. Im Wintersemester 1967/68 wurde er in Hamburg bei Ulf Jantzen mit der Arbeit „Die etruskische Ringsteinglyptik“ promoviert. Anschließend war er von 1968 bis 1982 Assistent in Kiel und von 1969 bis 1979 im Auftrag des Deutschen Archäologischen Instituts an der Ausgrabung eines Bautenkomplexes im antiken Stadtgebiet von Samos beteiligt. In Kiel erfolgte 1977/78 die Habilitation mit der Arbeit „Das Gymnasium von Samos I. Die hellenistische Anlage und die kaiserzeitlichen Thermen“. Von 1983 bis 1985 lehrte er als Professor an der Universität Kiel. Von 1985 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2006 war er Professor für Klassische Archäologie an der Universität Gießen. Martini war von 1985 bis 2010 Mitglied der Zentraldirektion des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin und seit 1975 korrespondierendes Mitglied des Österreichischen und des Deutschen Archäologischen Instituts.