Titelsuche
Spätformen mittelalterlicher Buchherstellung
Bilderhandschriften aus der Werkstatt Diebold Laubers in Hagenau
2001
24,0 x 32,5 cm, 638 S., 333 s/w Abb., 70 farb. Abb., Leinen mit Schutzumschlag, Textband: 294 Seiten, Tafelband: 344 Seiten
ISBN: 9783895002151
24,0 x 32,5 cm, 638 S., 333 s/w Abb., 70 farb. Abb., Leinen mit Schutzumschlag, Textband: 294 Seiten, Tafelband: 344 Seiten
398,00 €
ISBN: 9783895002151
Kurze Beschreibung
Im Mittelpunkt steht eine Gruppe von Handschriften, die in der Werkstatt des Schreibers und Unternehmers Diebold Lauber von 1420 bis 1474 entstanden. Das Programm umfasst bekannte Werke wie Parzival oder Tristan sowie erbauliche und unterweisende Texte. Berühmt sind diese Codices vor allem wegen ihren reichen Illustrationen, die bereits seriell hergestellt wurden. Eine detaillierte Einleitung führt in die Werkstatt und ihre Handschriften ein. Der Katalog der rund 90 behandelten Codices arbeitet den weit verstreuten Bestand auf, umfangreiches Bildmaterial dokumentiert die untersuchten Zusammenhänge. Die veränderten Bildprogramme und ihre Herstellungsweise zeugen von einem tiefgreifenden gesellschaftlichen und politischen Wandel.Ausführliche Beschreibung
Diese Untersuchung leistet einen Beitrag zur Geschichte des Buches und dessen Illustrationen am Vorabend des Buchdrucks. Im Zentrum steht eine Gruppe von Handschriften, die im Umkreis des am Oberrhein von 1420 bis 1474 tätigen Schreibers und Unternehmers Diebold Lauber entstanden sind. Das Programm umfasst die wichtigsten „belletristischen“ Werke des Mittelalters, wie Parzival, Tristan, Trojanerkriege sowie erbauliche und unterweisende Texte. Bedeutungsvoll für Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte sind diese Codices vor allem wegen ihrer reichen Illustrierung. Für die Wirtschaftsgeschichte ist die Werkstatt Diebold Laubers interessant wegen der Herstellungsweise der Handschriften, die als Vorform einer industrialisierten Arbeitsweise gilt, für die Sozialgeschichte sind die Manuskripte als Beispiele sogenannter Volkshandschriften wichtig.Die Werkstatt Laubers und die dort entstandenen Handschriften, die mit ihren etwa 10.000 Bildern einen unerschöpflichen Schatz für Leben und Denken im Spätmittelalter darstellen, werden in einer ausführlichen Einleitung unter den verschiedensten Aspekten untersucht. Der Katalog der rund 90 behandelten Codices arbeitet den auf zahlreiche Bibliotheken verstreuten Bestand auf. Umfangreiches Bildmaterial, das in dieser Dichte von keiner anderen Gruppe mittelalterlicher Handschriften vorliegt, dokumentiert die untersuchten Zusammenhänge. In der Veränderung der Bildprogramme sowie auch der Herstellungsweise der Handschriften spiegelt sich nicht nur ein tiefgreifender gesellschaftlicher und politischer, sondern auch ein frömmigkeitsgeschichtlicher Wandel.
Rezensionen
„Dies ist freilich eher eine Aufgabe für die Literaturhistoriker, die in diesen beiden Bänden einumfassendes, höchst informatives und sorgfältig betreutes Grundlagenwerk über das Corpus der Lauberhss. haben: Der 1. Bd. bietet neben der penibel und kreativ aus den Hss. erarbeiteten Geschichte der verschiedenen Phasen der Lauber-Produktion in den „Anhängen“ kommentierte Abschriften der „Akten zur Tätigkeit Diebold Laubers“ sowie eine Konkordanz der hier erwähnten Texte, der 2. Bd. einen in der Fülle seiner zusammengestellten Informationen für alle weiteren Überlegungen sehr hilfreichen Katalog der illustrierten und unillustrierten Hss. und Fragmente. Ihm folgt der Abbildungsteil mit den im Text diskutierten Bildern. Dieses zweibändige Kompendium der „Spätformen mittelalterlicher Buchherstellung“ bietet jedenfalls die besten Voraussetzungen sowohl für die Überprüfung der in ihnen vertretenen Thesen zum Entstehungsprozess illustrierter Lauberhss. als auch für die überfällige Erschließung der spezifischen Text-Bild-Programme einzelner Exemplare dieses ungewöhnlichen Corpus spätmittelalterlicher Bilderhandschriften.“In: Zeitschrift für deutsche Philologie. 125 (2006) 1. S. 127-133.
---------------------------
„Für Kunsthistoriker war und ist es immer äußerst verlockend, sich mit Highlights der Kunst auseinanderzusetzen; so bleiben aber oft große Bestände der „zweiten“ Kategorie unbearbeitet. Kommt dann noch der Umstand hinzu, dass es sich um einen umfangreichen, schwer zugänglichen Komplex handelt, so lässt eine gründliche Bearbeitung oft lange - zu lange - auf sich warten. Um so erfreulicher ist es, wenn dann eine Arbeit wie die vorliegende erscheint - umfangreich im Text und opulent bebildert. Der Dank gilt hier der Autoren und dem Verlag, der - spezialisiert auf fachspezifische Arbeiten über Buchmalerei -sich diesen „Luxus“ geleistet hat.“
In: Medium Aevum Quotidinaum. 49 (2004). S. 54-56.
---------------------------
„Whereas Kautzsch knew of thirty-nine Lauber manuscripts, more than seventy have meanwhile been idetified, dating from 1427 to1470. Saurma-Jeltsch is indeed to be congratulated on overcoming the practical difficulties presented by so much material scattered over very many libraries and on producing such a masterly outcome.
Her method, in effect, is to start from scratch, leaving (amoust) no stone unturned. She investigates external evidence for the existence of Lauber, his scribes and illustrators, but of course the main evidence is provided by the manuscripts themselves: Saurma-Jeltsch analyzes paper stocks, formats, scribal hands, layout of the text, style and technique of the illustrations, and bindings. She concludes that the alleged uniformity of the Lauber products is a fiction and that in reality the picture they present is far more complex than Kautzsch supposed. (...)
Although Saurma-Jeltsch’s book is primarily concerned with codicology and illustrations, her findigs inevitably have important implications also for the assessment of the textual aspects and text/image relationships, as indeed Christopher Fasbender has recently emphasized (...). For too long the Lauber manuscripts have tended to be ignored by textual scholars on the grounds that they are „only late paper manuscripts“; Saurma-Jeltsch has demonstrated that they present many absorbing problems and raise many intriguing questions, offering ample scope for further research.“
In: Speculum. April 2004. S. 557-559.
---------------------------
„Als breit angelegtes Fundament dieser und weiterführender Diskussionspunkte liefert die Autorin ein traditionell organisiertes, gründliches und aufschlussreiches Buch, das seinem Verlag großen Aufwand und einen hohen Preis wert ist.“
In: Zeitschrift für Germanistik. Neue Folge. 2 (2004). S .403-405.
---------------------------
„This study provides much more than promised by its titel, which defines it as a monograph on the manuscripts associated with the workshop of Diebold Lauber in Hagenau. One of its contributions is to place the overplayed concept of „workshop“ in question. Since these manuscripts - the majority extensively illustrated with coloured line drawings - were first indentified as a group by Kautzsch in the late nineteenth century, they have been taken to exemplify the possibilities of book producion based on new materials (paper) and new methods of production during the period that witnessed the development of printing from moveable type. The manuscripts stand at the intersection, not only of art and economic history, but also of religious, linguistic, and literary history. Written in the vernacular and endowed with ambitious programmes of pictorial decoration, the books signal a „coming of age“ of vernacular literature. (...)
Saurma-Jeltsch examines in great detail the complex relationship between text and image in the many different texts illustrated under Lauber’s supervision. Far from conforming to early printed books, Lauber sought to set the handwritten book apart from printed products. That would Lauber have made of this sumptuous monograph, which with 337 illustrations, many of them in colur, is a monument to modern publishing? Its price will keep it from the hands of many readers. Nontheless, in a spirit that Lauber surely would have admired, Saurma-Jeltsch has made some of her findings available on the web. One cannot imagine a happier marriage of old and hew technologies.“
In: Medium Aevum. LXXII (2003). S. 362-363.