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9783895008429

Fleischer, Robert; Schulz, Regine; Al-Salami, Mohammed Ali

Figurale Bronzen ägyptischer und griechisch-römischer Art vom Jabal al-‘Awd, Jemen (von Robert Fleischer und Regine Schulz)· Die Felsmalereien von Djarf al-Yahudi im zentraljemenitischen Hochland. Neuere Informationen zur Palastarchitektur im vorislamisc

2012
22,5 x 31,0 cm, 112 S., 59 s/w Abb., Gebunden
58,00 €

ISBN: 9783895008429
Vorwort
Inhaltsverzeichnis

Kurze Beschreibung

Der erste Beitrag veröffentlicht 17 Bronzen, die in den Ruinen einer ummauerten Siedlung auf dem Gipfel des fast 3.000 m hohen Jabal al-‘Awd, rund 50 km östlich von Ibb, zutage kamen. Erfasst sind figurale Bronzen ägyptischer beziehungsweise griechisch-römischer Art sowie offensichtlich in Südarabien hergestellte, jedoch von Werken aus dem Mittelmeerraum anhängige oder beeinflusste Bronzen.
Herrscherresidenzen bzw. Paläste sind aus vielen alten Hochkulturen bekannt. Auch aus dem antiken Südarabien gibt es Nachrichten über eine Reihe solcher Bauten, so z. B. zu einem der bekanntesten, dem Palast Gumdan in Sanaa. Die Beschreibung von Gumdan, wie sie z. B. bei al-Hamdani überliefert wird, zeigt eine starke Ähnlichkeit mit den Felsmalereien von Djarf al-Yahudi, einem basaltischen Felsüberhang ca. 50 km östlich von Sanaa. Der zweite Beitrag gibt eine Beschreibung dieser Felsmalereien und prüft deren Übereinstimmung mit al-Hamdanis Beschreibung.

Ausführliche Beschreibung

Robert Fleischer - Regine Schulz: Figurale Bronzen ägyptischer und griechisch-römischer Art vom Jabal al-‘Awd, Jemen

1996 machte ein einheimischer Bauer knapp unterhalb des Gipfels des Jabal al-‘Awd im Jemen in einer Seehöhe von fast 3000 m Höhe durch Zufall einen umfangreichen Fund von antiken Bronzen, von dem heute leider nur mehr ein kleiner Teil greifbar ist. Schon früher waren hier bei Raubgrabungen immer wieder Antiken zutage gekommen. Der neue Fund war Anlass für die 1998 begonnenen Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Station Sanaa.
Auf dem Berggipfel befand sich eine befestigte Siedlung mit Stadttoren und einem Tempel, mit gepflasterten Straßen und Häusern aus vulkanischem Stein, die in den ersten drei Jahrhunderten unserer Zeitrechnung bestand und vermutlich von einfallenden Äthiopiern zerstört wurde. Die Bronzen stammen aus einem großen Bau, der durch sein Material, importierte Kalksteinblöcke, hervorgehoben war und wohl mehrere Obergeschosse besaß, aus denen sie vermutlich herabgestürzt sind. Es könnte sich um eine versteckte Lagerung von wertvollem Material nach Art der zahlreichen Schatzfunde aus dem Römerreich handeln, deren Inventar angesichts von feindlichen Bedrohungen zusammenkam, aber auch um die Beute von eigenen Plünderungszügen durch die Stadtbewohner.
Die Zusammensetzung der Bronzen ist sehr heterogen und schließt auch zahlreiche lokal südarabische Bronzen ein, die in vorliegender Arbeit nicht berücksichtigt werden und deren Veröffentlichung von anderer Seite erfolgen wird. Das hier vorgelegte Material umfasst importierte Bronzen aus Ägypten, möglicherweise Italien und anderen Gebieten des Mittelmeerraums, aber auch lokale Produkte, die unter Einfluss von dort entstanden sind und durch bestimmte technische Eigenheiten ihre südarabische Herkunft verraten. Zwei große, miteinander weitgehend übereinstimmende Frauenstatuetten wurden im Rahmen einer größeren Serie hergestellt, nach ihren Maßdifferenzen aber nicht aus ein und derselben Form gegossen. Hier stellt sich die Frage nach dem Ort der Produktion, wobei auch wandernde Kunsthandwerker in Frage kommen, die mit ihren Gussformen reisten. Zwei Bronzen, der ägyptische Sphinx und die Athenabüste, tragen südarabische Inschriften, die sie als Weihegaben ausweisen und mit ihrer ursprünglichen Zweckbestimmung, aber auch mit ihrem Fundort nichts zu tun haben. Völlig aus dem Rahmen fällt die Gesichtsmaske eines römischen Reiterhelms, das einzige Exemplar dieser Gattung, das außerhalb der Grenzen des Römerreichs gefunden wurde.
Die Bronzen vom Jabal al-‘Awd, von denen leider nur noch ein sehr kleiner Teil zugänglich ist, stellen den größten und wichtigsten Fund seiner Art dar, der jemals auf der Arabischen Halbinsel gemacht wurde. Sie gelangten ab der Zeitenwende in den Jemen oder wurden dort hergestellt, nachdem unter Augustus die Seefahrt von Ägypten durch das Rote Meer nach Indien intensiviert worden war und sich Südarabien und der Mittelmeerraum so nahe gerückt waren wie nie zuvor.


Mohammed Ali al-Salami: Die Felsmalereien von Djarf al-Yahudi im zentraljemenitischen Hochland. Neue Informationen zur Palastarchitektur im vorislamischen Arabien

Der Artikel beschreibt die Architekturmalereien, die auf einem Felsüberhang in Djarf al-Yahudi, ungefähr 50 km östlich von Sanaa, gefunden wurden. Die Darstellung dieses großen Komplexes verschiedener Gebäude stammt aus der mittelsabäischen Zeit (1. Jahrhundert v. Chr. bis 3. Jahrhundert n. Chr.) und zeigt neben kurzen Inschriften Graffitis von Tieren und Menschen. Die Malereien sind vornehmlich in den Farben schwarz, dunkelrot und weiß abgehalten.
Die Felsmalereien können in drei Bildteile untergliedert werden. Es finden sich mehrere mehrstöckige Gebäude, wahrscheinlich Paläste. Derartige monumentale Gebäude sind uns sowohl aus vorislamischen Inschriften als auch von Beschreibungen der spätislamischen Zeit bekannt (z. B. von al-Hamdani, 10. Jahrhundert n. Chr.); durch archäologische Ausgrabungen können sie jedoch bisher nur ungenügend erschlossen werden. Die detailreichen Illustrationen beschränken sich nicht nur auf die Gebäude selbst, sondern zeigen außerdem Statuen, Pflanzen und andere dekorative Elemente und stehen somit in überraschend enger Beziehung zu den schriftlichen Quellen. Es ist durchaus möglich, dass wir in den Felsmalereien von Djarf al-Yahudi eine Darstellung des Palastes Gumdan in Sanaa vor uns haben.

Autoreninfo

Prof. Dr. Robert Fleischer
geboren 1941 in Wien; 1958 bis 1963 Studium der Klassischen Archäologie und Alten Geschichte an der Universität Wien; 1963 bis 1977 Assistent am Österreichischen Archäologischen Institut; 1964/65 österreichisches Bundesheer; 1973 Habilitation Universität Wien; 1977 bis 2006 Prof. Universität Mainz; 1989 Visiting Prof. Bryn Mawr College, USA.
Ausgrabungen und Feldforschungen in Österreich, Deutschland, Griechenland, Türkei, Jemen.
Klassische und Provinzialrömische Archäologie, speziell antike Bronzen, anatolische Kultstatuen, klassische Sarkophage, hellenistische Herrscherporträts, Felsgräber in Anatolien.

Prof. Dr. Regine Schulz
ist Direktorin des Roemer- und Pelizaeus-Museums in Hildesheim und Professorin für Ägyptologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Sie war von 2001 bis 2011 Kuratorin für Antike Kunst am Walters Art Museum und Professorin am Near Eastern Department der Johns Hopkins University in Baltimore (USA). Seit den 90er Jahren hat sich Regine Schulz auch intensiv mit Südarabien beschäftigt und 1999 eine Ausstellung mit dem Titel „Schätze aus dem Land der Königin von Saba“ in Hildesheim und 2007 „Faces of Ancient Arabia“ in Baltimore kuratiert.

Muhammad Ali al-Salami
ist derzeit Associate Professor für Altsüdarabisch an der Universität Sanaa. Er ist 2010 in Jena mit einer Arbeit über die sabäischen Inschriften aus dem Hawlan promoviert worden. Sein Arbeitsgebiet umfasst neben den altsüdarabischen Dialekten die Geschichte und Genealogie der arabischen Stämme.

Schlagworte

Arabische Halbinsel (61) || Architekturmalerei || Archäologie (519) || Archäologie einer Periode / Region (436) || Artemis, von Ephesos || Athena (2) || Bildhauerei und Plastik (35) || Bronzeguss || Djarf al-Yahudi || Gumdan || Helm || Isis || Isiskrone || Jabal al-‘Awd || Jemen (36) || Kunstformen (180) || Löwe || Malerei und Gemälde (38) || Palast (4) || Ptolemäer (3) || Satyr || Sphinx || nicht-grafische Kunst (49)