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Herausgeber: Seeliger, Hans Reinhard
Bearbeitet von: Krumeich, Kirsten
Archäologie der antiken Bischofssitze I
Spätantike Bischofssitze Ägyptens
2007
17,0 x 24,0 cm, 176 S., 32 s/w Abb., Gebunden
ISBN: 9783895005015
17,0 x 24,0 cm, 176 S., 32 s/w Abb., Gebunden
49,00 €
ISBN: 9783895005015
Kurze Beschreibung
Mehr als einhundert Bischofssitze sind in Ägypten gegen Ende der Spätantike historisch bezeugt. Doch welche Bauformenwählte man für die bischöflichen Kirchen und welchen Ort nehmen sie innerhalb der Stadttopographie ein? Mit welchem Aufwand wurden die Episkopien gestaltet? Lassen sich karitative Einrichtungen der Bischöfe baulich nachweisen? In diesem Band werden diejenigen zwölf Stätten Ägyptens vorgestellt, an denen sich materielle Zeugnisse der bischöflichen Präsenz nachweisen lassen oder hypothetisch mit ihr verbunden wurden. Die Belege erstrecken sich vom Patriarchensitz Alexandreia bis zur Nilinsel Philai in der Thebais II. Einleitende Beiträge analysieren die spätantiken ägyptischen Bischofslisten und die archäologischen Befunde. Ferner sind dem ausführlichen Katalog Pläne und Abbildungen beigegeben.
Rezensionen
„The book is well structured and all possible information for each site described, including excellent plans and photographs, ahs been assembled. The detailed descriptions in the catatlogue explain why the question of the place these episcopal foundations occupiedin the urban layout is now almost impossible to answerand why it is virtually out of the question to designate specific churches or buildings as episcopal foundations.“Gertrus J. M. van Loon
In: Jahrbuch für antike und Christentum 54 (2011). S.195-197.
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„... der Band [bietet] auf engem Raum eine Fülle von Informationen, die der Leser anderweitig nur mit großer Mühe und hohem Zeitaufwand gewinnen kann. So ist ein nützliches kleines Nachschlagewerk entstanden, das sicherlich seine Benutzer finden wird.“
Josef Rist
In: Oriens Christianus. 94 (2010). S. 263-264.
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„In den letzten Jahrzehnten haben in der Forschung die spätantiken Bischofssitze und ihre Baukomplexe die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die quellenmäßig gut überlieferten Bischofssitze Ägyptens sind dabei bislang vollständig vernachlässigt worden, weshalb sie die Bearbeiter in den Mittelpunkt ihrer Arbeit gestellt haben. In der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts sind in Unterägypten 34 und in Oberägypten 16 Bischofssitze bekannt. Diese Bischofssitze scheinen sich erst im Laufe der Zeit zu einem noch dichteren Netz entwickelt zu haben, wobei am ehesten an das 5./6. Jahrhundert gedacht wird.
Hans Reinhard Seeliger stellt die historischen Bedingungen der baulichen Gestaltung der Bischofssitze Ägyptens vor, während Kirsten Krumeich die archäologischen Befunde interpretiert. Dieser Gesamtüberblick leitet einen Katalog ein, der diejenigen Bischofssitze erfasst, für die sich ein Zusammenhang zwischen den erforschten materiellen Überresten spätantiker Sakral- und Profanbauten und der in den historischen Quellen belegten bischöflichen Präsenz herstellen lässt. Ausgehend von Alexandreia - das Werk benutzt die griechischen Ortsnamen in lateinischer Umschrift - werden weitere elf Bischofssitze erfasst und mit ihren Namensvarianten, frühen historischen Zeugnissen, bischöflichen Sakralbauten und Residenzen, den epigraphischen Zeugnissen, jeweiligen Einzelheiten und der vorliegenden Literatur in sachlich eng begrenzter Auswahl vorgestellt. Dieser Katalog ist für die weitere Erforschung der Entwicklung des Christentums im Ägypten der Spätantike von grundlegender Bedeutung, obwohl er für die materiellen Zeugnisse einer bischöflichen Bautätigkeit „ernüchternd kurz“ ist, wie die Verfasserin selbst schreibt. Nicht einmal 15% der Orte, die in der historischen Überlieferung als Bischofssitze erwähnt sind, sind hier erfasst. Manche spätantike Stadt, wie z.B. Tamiathis, lässt sich heute nicht einmal mehr lokalisieren und andere sind nur rudimentär erforscht. Dabei sind die christlichen Stätten der Spätantike in manchen Fällen unbeachtet zerstört worden oder wegen der herausragenden Denkmäler der Pharaonenzeit unbeachtet geblieben. Daher lässt sich die Veränderung des Stadtbildes durch bischöfliche Baumaßnahmen im Zuge einer wie auch immer zu sehenden „Christianisierung der spätantiken Stadt“ nur teilweise nachzeichnen. Häufiger standen auch nur die Kirchen der Siedlungen im Mittelpunkt der Grabungen, während das Umfeld vernachlässigt wurde. Dabei fehlen fast immer epigraphische Zeugnisse, die die Zuschreibung ergrabener Bauten an Bischöfe sichert. Die Situation der städtischen Entwicklung in Alexandreia oder Hermoupolis megale mit Bischofskirchen inmitten der Städte darf nicht als überall gültiger Zustand angesehen werden, wie das Beispiel von Antinooupolis beweist. Die gegebenen baulichen Voraussetzungen scheinen die Standortwahl des Ortsbischofs beeinflusst zu haben. Das Spektrum der Baurnaßnahmen scheint dabei sehr weit gewesen zu sein. Eine Typologie der spätantiken Bischofskirche in Ägypten lässt sich daher nicht aufstellen. Neben der vorgegebenen baulichen Situation scheinen auch die Vorstellungen der Bischöfe und seiner Architekten sowie die zur Verfügung stehenden Gelder für die Planungen entscheidend gewesen zu sein. Der Bruch in der Hierarchie der ägyptischen Kirche durch das Konzil von Chalkedon konnte bislang z.B. durch in Nachbarschaft entstandene zwei Bauten von Bischofskirchen nicht nachgewiesen werden. Die Bischofsresidenzen sind weitgehend verloren, und auch die Räume der caritas sind nicht mehr auszumachen.
Die Bischöfe waren im 5./6. Jahrhundert verlässliche Vertreter städtischer Interessen. Eine bischöfliche Stadtherrschaft hat es dabei aber nicht gegeben, sondern sein hohes Ansehen und seine soziale Stellung haben den Bischof zum einflussreichen Wächter über alle amtlichen Belange einschließlich der Bauten gemacht. Ob man damit den profanen Mauerring jedoch neben die Kirchen als Zeichen von Präsenz und Macht der christlichen Bischöfe setzen kann, erscheint bei der bislang vorhandenen Anzahl sicherer Zeugnisse problematisch. Eine Vorbildfunktion Ägyptens bei der Christianisierung der spätantiken Stadt - wie z.B. bei der Entwicklung des Mönchwesens mit dem Klostergründer Pachomius - scheint auf dieser Grundlage nicht vorzuliegen.
Im Westen des Imperium Romanum ist es somit in diesem Bereich zu einer eigenständigen Entwicklung gekommen, auf die alle späteren Veränderungen im Bereich der christlichen Bauten aufgebaut haben.“
Immo Eberl
In: forum STadt. 4/2011. S. 435-436.
Autoreninfo
Hans Reinhard Seeliger ist Inhaber des Lehrstuhls für Alte Kirchengeschichte, Patrologie und Christliche Archäologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Er hat zahlreiche kirchenhistorische und ikonographische Publikationen vorgelegt und war über viele Jahre im Bereich der Erforschung der Malerei und Geschichte der römischen Katakomben tätig. Kirsten Krumeich hat mit der Arbeit „Spätantike Bauskulptur aus Oxyrhynchos“ (Reichert-Verlag 2003) promoviert, für die sie mit dem „Juliana-Anicia-Preis“ ausgezeichnet wurde. Sie war von 2001 bis 2006 Mitarbeiterin am Forschungsprojekt „Archäologie der antiken Bischofssitze“ (ARABS) an der Universität Tübingen und ist Assistentin am Seminar für Orientalische Archäologie und Kunstgeschichte der Martin-Luther-Universität Halle.Reihentext
Sprachen und Kulturen des Christlichen Orients
Hg. von Stephen Emmel, Cornelia Horn, Martin Krause
und Andrea B. Schmidt
Die international angelegte Reihe bietet Monographien, Handbücher, Sammelbände und Quellen zum Christlichen Orient. Dieser soll sowohl in seiner linguistischen und philologischen Breite erfasst werden (Äthiopisch, Arabisch, Armenisch, Georgisch, Koptisch, Nubisch, Syrisch) als auch in seiner kulturellen, religiösen und historischen Thematik. In ihrer zeitlichen Dimension erstreckt sich die Reihe von der frühbyzantinischen Epoche bis ins Spätmittelalter. Sie berücksichtigt vereinzelt auch gegenwartsbezogene Darstellungen über die orientalischen Gemeinschaften im Hinblick auf ihre Verwurzelung im christlich-historischen Umfeld.
Die Erforschung des Christlichen Orients erfolgt heute in verschiedenen Einzeldisziplinen, die jeweils auf bestimmte Sprachen oder geographische Regionen konzentriert sind. Neben dieser Spezialisierung besteht zugleich ein übergreifendes interdisziplinäres Interesse, die kulturellen und historischen Gemeinsamkeiten der einzelnen christlich-orientalischen Gemeinschaften in ihrer Verflochtenheit sichtbar zu machen. Die Absicht der Herausgeber ist es daher, detaillierte Fachstudien von führenden Wissenschaftlern aus ihrem jeweiligen Forschungsgebiet aufzunehmen. Zum andern wollen sie interdisziplinär angelegten Werken ein Forum bieten.
Der Christliche Osten hat für die Kulturgeschichte des europäischen Abendlandes eine wesentliche Rolle gespielt und dem Westen ein reiches Erbe vermittelt. Um diese Bedeutung zu erschließen, wendet sich die Reihe auch an Studenten und an die größere Öffentlichkeit. Mit dieser Gewichtung soll der Christliche Orient in seinen vielfältigen kulturhistorischen, künstlerischen und philologischen Aspekten gebührend ins Blickfeld gerückt werden.
Den Herausgebern steht ein internationales Beratergremium zur Seite.