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Neapolitanische Bilderbibeln des Trecento
Anjou-Buchmalerei von Robert dem Weisen bis zu Johanna I.
2007
22,5 x 31,5 cm, 1056 S., 866 s/w Abb., 866 s/w- und 45 Farbtafeln, Leinen mit Schutzumschlag, 2 Bände, Band 1: 592 Seiten Text, Band 2: 464 Seiten Tafeln
ISBN: 9783895005039
22,5 x 31,5 cm, 1056 S., 866 s/w Abb., 866 s/w- und 45 Farbtafeln, Leinen mit Schutzumschlag, 2 Bände, Band 1: 592 Seiten Text, Band 2: 464 Seiten Tafeln
248,00 €
ISBN: 9783895005039
Kurze Beschreibung
Andreas Bräm analysiert erstmals acht zwischen 1310 und 1365 in Neapel illuminierte lateinische Bibeln, die unter Robert dem Weisen (König von Neapel 1309 bis 1343) und seiner Nachfolgerin Johanna I. (Königin von Neapel 1343 bis 1382) entstanden. Neben Bildprogrammen, Stil und Ikonographie, Erzählstruktur, beteiligten Werkstätten und Buchmalern ermittelt er die Auftraggeber. Im Vordergrund stehen die Illustrationszyklen, die ein neues Licht auf dieses Feld der Kunstgeschichte werfen.Die neapolitanischen Trecento-Bibeln zählen zu den bedeutendsten illustrierten Vulgata-Bibel-Handschriften ihres Jahrhunderts, vermischen sich doch französische und byzantinische Einflüsse in ihnen. Zu den Auftraggebern gehören Robert der Weise, Johanna I.
und ihre beiden Gemahle sowie kirchliche Würdenträger. Die Ikonographie vieler Einzelszenen zeigt, wie diese speziell auf ihre Adressaten zugeschnitten wurden. So erhalten sie je nachdem eine royalistische oder sakrale Prägung. Diese kostbar und reich ausgestatteten Vulgata-Bibel-Ausgaben stehen für einen konservativen Hofgeschmack, der in anderen Regionen nicht mehr gepflegt wurde.
Ausführliche Beschreibung
Andreas Bräm analysiert erstmals acht zwischen 1310 und 1365 in Neapel illuminierte lateinische Bibeln, die unter Robert dem Weisen (König von Neapel 1309 bis 1343) und seiner Nachfolgerin Johanna I. (Königin von Neapel 1343 bis 1382) entstanden. Neben Bildprogrammen, Stil und Ikonographie, Erzählstruktur, beteiligten Werkstätten und Buchmalern ermittelt er die Auftraggeber. Im Vordergrund stehen die Illustrationszyklen, die ein neues Licht auf dieses Feld der Kunstgeschichte werfen.Folgende Vulgata-Handschriften stehen im Mittelpunkt der Untersuchung:
- Planisio-Bibel; Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. vat. lat. 3550
- Hamilton-Bibel; Berlin, Kupferstichkabinett, Ms. 78 E 3
- Alife- oder Andreas von Ungarn-Bibel; Löwen, Bibliothek der theologischen Fakultät der Universität, Ms. 1
- Bibel Roberts von Tarent; Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. vat. lat. 14430
- Turiner- oder Orsini-Bibel; Turin, Biblioteca Ex Reale, Ms. varii 175
- Wiener-Bibel; Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Codex 1191
- Holkham-Hall-Bibel; London, British Library, Ms. Add. 47672
- Brancaccio-Bibel; Catania, Biblioteche Riunite Civica e Ursino Recupero, Ms. A. 72.
Die neapolitanischen Trecentobibeln sind die bedeutendsten illustrierten Vulgata-Handschriften ihres Jahrhunderts. Ihre narrativen Bibelzyklen werden nur von den Bible moralisée-Handschriften, einem Buchtyp, der im 13. Jahrhundert im Umkreis des französischen Königshofes geschaffen wurde, übertroffen. Andreas Bräm konnte nachweisen, dass in Neapel französische Handschriften vorlagen, die jedoch nur teilweise kopiert wurden. Den Bibeln lassen sich ferner byzantinische Oktateuche an die Seite stellen, die für Einzelszenen als Vorlagen dienten. Die Apokalypse-Zyklen der Planisio- und der Wiener-Bibel gehen auf zwei im Stuttgarter Landesmuseum aufbewahrte Tafeln zurück, der Holkham-Hall-Bibel diente ein anglonormannischer Zyklus als Vorbild. Einzelne Bilder beruhen sogar auf außerbiblischen Quellen, so auf Flavius Josephus’ Antiquitates Iudaicae.
Die neapolitanischen Bibeln sind das Werk von vier Buchmalern, die weitere Bilderhandschriften hinterlassen haben: Der Maler der Holkham-Hall-Bibel, der Maler des Andalo di Negro, Christophoro Orimina und der Wiener Bibelmaler. Das Gesamtwerk der beteiligten Künstler wird ebenso untersucht wie ihr Verhältnis zu anderen neapolitanischen Trecento-Künstlern. Diese umfassende Darstellung ermöglicht weitere Einblicke in Arbeitsweise und Quellen der Illustrationsprogramme, Datierungen und damit Beginn und Ende der Tätigkeit der Vulgata-Maler. Insgesamt entsteht eine Monographie zur Buchmalerei Neapels zwischen 1330 und 1380, in der alle wesentlichen Werke abgebildet sind.
Als Auftraggeber der ersten Bibel, die heute in der vatikanischen Bibliothek aufbewahrt wird, ließ sich der Cölestinerabt Matteo de Planisio ermitteln, während die Hamilton-Bibel für Königin Johanna entstand. Die Alife-Bibel gab König Robert in Auftrag, Destinarius war der erste Gatte seiner Nachfolgerin, Andreas von Ungarn. Nach dessen Ermordung im Jahr 1345 wurde die Bilderbibel für Niccolò de Alife, Notar und Sekretär des Hofes, vollendet. Weitere Auftraggeber sind Johannas Gemahl Ludwig von Tarent und die Erzbischöfe Landolfo Brancaccio und Giovanni Gaetani Orsini.
Viele Stellen zeigen, wie die Illuminierung auf ihre Auftraggeber zugeschnitten wurde. Eine Schlüsselszene ist etwa die Besiegelung des neugeschlossenen Bundes mit Gott am Ende des Buches Josua: Während diese Episode in der Planisio-Bibel für den Abt Matteo in ein christlich-sakrales Ambiente verlegt wird, erscheint sie in der für Königin Johanna bemalten Hamilton-Bibel in einer städtisch-royalistischen Prägung. In der ersten Miniatur ist der als alter Mann dargestellte, nimbierte Führer von einer basilikalen Kleinarchitektur umgeben, in der zweiten erscheint er als mittelalterlicher König.
Rezensionen
„Monumentales Werk zur Bibelillustration in NeapelMit dem monumentalen Werk zu den neapolitanischen Bilderbibeln von Andreas Bräm liegt nun eine Arbeit vor, die in zweierlei Hinsicht ein lange erwartetes, schwer zu bearbeitendes Desiderat darstellte. Zum einen steht es um die Erforschung der italienischen Vulgaten des Duecento und Trecento und ihrer Ikonographie insgesamt schlecht - nimmt man die Manfredbibel und die Bologneser Vulgaten aus -, zum anderen wandte sich die Kunstgeschichte erst in der jüngsten Zeit wieder verstärkt der Erforschung der Kunst unter den Anjou in Neapel zu. Die Buchmalerei, die zweifellos einen Höhepunkt der mittelalterlichen Miniaturmalerei darstellt und aufgrund ihrer überbordenden Pracht über Jahrhunderte stets Bewunderung erfuhr, blieb allerdings kaum bearbeitet. (...)
Die Arbeit Andreas Bräms zeigt sich durchwegs als hervorragend recherchierte Studie, die die Aufgabe und die intendierte Fragestellungen - mit dem Schwerpunkt der Untersuchung der Bibelillustration der neapolitanischen Vulgaten - in größtmöglicher Weise wissenschaftlich fundiert aufbereitet. Das Durchblättern und intensive Studium sowohl des Text- als auch des Tafelbandes sind ein Genuss, und man entdeckt stets neue, interessante Fragestellungen, die von Bräm angesprochen, ja meist schon gelöst sind. Die Auflistungen der Ikonographie und die lückenlose Darstellung aller Bilder der Bibeln ist bisher noch in keiner Arbeit - auch nicht zu den französischen, Pariser oder Bologneser Bibeln - praktiziert worden und ergibt ein völlig neues Bild von den Traditionen, Quellen und Möglichkeiten der Bibelillustration im italienischen Trecento. Auch zeigen die oft ganzseitig abgebildeten Bibelseiten sowohl das Verhältnis der Bibelillustration zu den Drolerien, ja sehr häufig auch das Fleuronnée, das gerade in Italien bisher wenig studiert worden ist. Dass bei diesem Projekt in zwei Fällen ein Flüchtigkeitsfehler unterlaufen ist – so wird etwa die Bologneser Bibel Add. 18720 der British Library in London als süditalienisch benannt (Bildunterschrift zu Abb. 759), obwohl die Ausstattung seit Alessandro Contis Studie zur Bologneser Buchmalerei im Jahre 1981 Jacopino da Reggio zugeschrieben werden konnte 20 , und der Psalter Ms. 36-1950 des Fitzwillam Museums in Cambridge noch nach Pisa lokalisiert wird (spätestens seit dem Katalog von Andreas Fingernagel und Martin Roland ist die Handschrift der Paduaner Malerschule überzeugend nach Schlesien gegeben) - ist entschuldbar und kann den Wert dieses Opus nicht schmälern.“
Von Karl-Georg Pfändtner
In: IASLonline
http://www.iaslonline.de/index.php?vorgang_id=1526
Datum des Zugriffs: 10.02.2010
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„Diese beiden Bände bieten eine auch den zweiten und dritten Blick kaum einschätzbare Fülle von Material und Wissen über die hochma. Bibelillustration. (...) Das Bildmaterial des zweiten Bandes ist beeindruckend, aber leider mit einer zu geringen Zahl von farbigen Abbildungen (...). Insgesamt aber ein gelungener Band, der für die Erforschung der ma. Bibel auch außerhalb Italiens sehr nützlich ist.“
In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters. 65,1 (2009). S. 247.
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„The two-volume opus of Andreas Bräm on the trecento illustrated Bibles of Naples is a welcome examination of a group of spectacular manuscripts from the period when the French Angevin family controlled southern Italy under King Robert (1309-43) and Queen Giovanna I (1343-82). The Bibles’ overwhelming richness and wide dispersal had previously resulted in a lack of comprehensive publications. Bräm presents a picture of Neapolitan trecento manuscript illustration, stating that his interest lies in understanding the group versus the individual character of these Bibles. Bräm’s significant contribution to southern Italian manuscript and art-historical studies - in what he rightly states is the first systemativ examination of these Bibles - will be felt for sime time.
The book’s first volume contains Bräm’s analysis of eight Neapolitan Bibles and several related manuscripts; the second volume holds the reproductions. (...)
Although the first volume of the book will be a signifcant contribution to any study of Neapolitan Bibles, or more generally Italian manuscripts, the second volume may have the greater impact because of the striking number of illistrations that it contains. The forty-five color plates and 866 black-and-white plates - all of high quality - allow readers an unprecedented glimpse at the Neapolitan Bibles and comparanda at one time.“
In: Speculum. 84 III (2009). S. 407-409.
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„Opera in due volumi sulla produzione napoletana di Bibbie miniate nel Trecento. L’introduzione al primo volume offre un panorama storicoartistico e codicologico su tale produzione e propone una tabella sinottica riassuntiva dei codici descritti nella parte finale del volume stesso e riprodotti nelle tavole del volume secondo. I capitoli del primo volume trattano delle caratteristiche delle miniature suddivise per singoli libri biblici, dei miniatori (in particolare: il miniatore della Bibbia di Holkham-Hall, conservata nel London, BL, Add. 47672; il miniatore della raccolta astronomica di Andalo di Negro conservata a Paris, BNF, lat. 7272; Cristoforo Orimina; il miniatore della Bibbia viennese, conservata nel Wien, ÖNB, 1191), e dei committenti, appartenenti alla famiglia di Carlo II d’Angiò o alla sua corte. Le miniature della Bibbia sono confrontate con altre produzioni degli stessi miniatori. La seconda parte del primo volume raccoglie in tavole sinottiche i temi dei cicli iconografici delle Bibbie esaminate, discutendone le singole scene; l’occorrenza delle miniature nei singoli libri biblici e nei prologhi; la disposizione dei fascicoli nei mss.; la presenza delle miniature nei salteri e nei breviari napoletani. Infine offre la descrizione dei codici esaminati e riprodotti nelle tavole del volume secondo: Vat. lat. 3550; 14430; 8183; 1860; 681; Vat. Ottob. lat. 2145; Berlin, Kupferstichkabinett, 78 E 3; Leuven, Sabbebibl., Grootseminaire Mechelen 1; Torino, Bibl. Reale, Varia 175; BN, I.III.23; Wien, ÖNB, 1191; 1921; London, BL, Add. 47672; Add. 19587; Add. 12228; Royal 20.D.I; Catania, Bibl. Riunite, A. 72; Genève, Bibl. Publique et Universitaire, Comites latentes 15; Oxford, Bodl. Libr., Canon. tolare, A. 2; Avignon, BM, 138; Madrid, BN, Vit. 21-6; El Escorial, Bibl. S. Lorenzo, a.III.12; Napoli, Bibl. Girolamini, C.F. 2-5; BN, VIII.D.25; Cleveland, OH, Museum of Art, 54.145; Milano, Trivulziana, 166; Palermo, BN, IV.G.2; New York, Pierpont Morgan Libr., M. 498; Warszawa, Bibl. Narodowa, lat. Q.v.I.123; Paris, BNF, lat. 7272; 8161; fr. 4274. Chiudono il volume la bibliografia e l’albero genealogico di tre generazioni del- la famiglia di Carlo II d’Angiò. (M.Cer.)“
In: Medioevo Latino. XXX (2009). S. 480.
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„Großes Lob verdient der großzügige Bildband mit 45 Farbtafeln und allein 588 Schwarzweiß-Abbildungen aus den acht Bilderbibeln sowie weiteren 278 Schwarzweiß-Abbildungen aus den übrigen neapolitanischen Bilderhandschriften und Vergleichswerken. Die Bildunterschriften enthalten die Benennung der Handschriften, Bibliothek (bei anderen Kunstwerken Aufbewahrungsort), Signatur mit Folioangabe und einen Bildtitel.
Andreas Bräm stellt hier nicht nur erstmals die neapolitanischen Bilderbibeln des 14. Jahrhunderts mit ihrem vollständigen Bilderbestand, sondern auch die anderen Handschriften aus den beteiligten Werkstätten vor. Insofern hält das Werk sogar mehr als der Titel verspricht. Der Schwerpunkt liegt auf der vergleichenden Analyse der Illustrationsprogramme, ihr Verhältnis zum Text und zu möglichen Bildquellen sowie zur zeitgenössischen außerneapolitanischen Bibelillustration, daneben auch ihrer Abhängigkeit von der Person des Auftraggebers. Die umfangreiche Darstellung in Tabellenform erleichtert die Übersicht, wobei sich allerdings der Sinn einer vergleichenden Lagentabelle (S. 382 - 383) nicht ohne weiteres erschließt. Nicht behandelt wird der reichlich vorhandene ornamentale Schmuck, aber das gehörte auch nicht zum Vorhaben des Autors. Sehr erfreulich sind die zahlreichen Abbildungen, mit deren Hilfe der Leser die Argumentation verfolgen und nachvollziehen kann; darüber hinaus bilden sie für weitere Forschungen eine hervorragende Grundlage.“
In: Informationsmittel (IFB).
http://swbplus.bsz-bw.de/IFB_08-1_002.htm (06.05.2009).
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„The well-produced set is an invaluable contribution to the study of biblical illumination, especially due to the inclusion of much collateral material among the illustrations in volume 2.“
In: International Review of Biblical Studies. Vol. 54 (2007/2008).