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9783895006890

Schindler, Andrea

Mittelalter-Rezeption im zeitgenössischen Musiktheater

Katalog und Fallstudien

2009
17,0 x 24,0 cm, 420 S., Leinen
79,00 €

ISBN: 9783895006890
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Vorwort
Inhaltsverzeichnis

Kurze Beschreibung

Mittelalterliche Sujets spielen von Beginn an in der Geschichte des Musiktheaters eine große Rolle. Auch für den Zeitraum nach 1945 finden sich über 350 Werke, deren Handlung im Mittelalter spielt oder mittelalterliche Stoffe oder Ereignisse rezipiert. Diese Rezeptionsprodukte werden mit detaillierten Angaben zu Titel, Komponist, Librettist, Quelle, Inhalt etc. in einem Katalog erfasst. In Einzelanalysen werden vier Werke aus der jüngsten Vergangenheit in Hinblick auf die Mittelalter-Rezeption und das im Stück entstandene Mittelalterbild untersucht.

Ausführliche Beschreibung

Die Rezeption mittelalterlicher Stoffe ist im Bereich des Musiktheaters, namentlich der Oper, von Beginn an von großer Bedeutung. Mittelalterliche Literatur, Geschichte und Kunst bilden die Grundlage unzähliger Opern-Libretti, und auch in Operette und Musical spielen mittelalterliche Sujets eine bedeutende Rolle. Allein für den Zeitraum von 1945 bis 2007 können über 350 Werke benannt werden, deren Handlung im Mittelalter spielt oder einer mittelalterlichen Quelle entnommen wurde. Diese Stücke werden in der vorliegenden Studie in einem Katalog mit Titel, Bezeichnung, Daten zum Komponisten, zum Librettisten und zur Uraufführung, Besetzungsliste und Inhalt beschrieben. Die Auswertung des Katalogs erfolgt u.a. unter den Gesichtspunkten der chronologischen Verteilung, der Quellengruppe (z.B. Literatur, Geschichte) bzw. der Sujets und der primären bzw. sekundären Rezeption. Mit Hilfe dieses Katalogs besteht nun die Möglichkeit, aus den verschiedenen Disziplinen heraus – Geschichte, Kunstgeschichte, Philologien, Musikwissenschaft etc. – Einzelanalysen bzw. Gesamtauswertungen zu diesem Thema vorzunehmen oder aber auch einzelne Aspekte umfassend zu bearbeiten.
In einem ausführlichen Analyseteil werden die Stücke „Gregorius auf dem Stein“ (Theater der Klänge/Estampie; Düsseldorf 2004), „Wolkenstein. Eine Lebensballade“ (Wilfried Hiller/Felix Mitterer; Nürnberg 2004), „König Rother“ (Doreen Rother; komp. 2006) und „Der Parzival“ (Wang Fei u.a./Simon Werle; Gießen 1998) untersucht. Mit der Auswahl dieser vier Werke wird ein repräsentativer Querschnitt durch die Mittelalter-Rezeption im (deutschsprachigen) Musiktheater der jüngsten Vergangenheit vorgelegt. Während etwa „Gregorius auf dem Stein“ die Gregorius-Geschichte unter Rückgriff auf die mittelalterlichen Fassungen hauptsächlich sekundär über Thomas Manns Roman „Der Erwählte“ rezipiert, bildet in „König Rother“ der überlieferte Text im mittelalterlichen Wortlaut (gekürzt) das Libretto; mit Oswald von Wolkenstein steht in Hillers/Mitterers Oper eine historische fassbare Persönlichkeit im Mittelpunkt, mit Parzival bei Werle hingegen eine der wohl bekanntestes literarischen Figuren der mittelalterlichen Literatur.
Der Fokus der Analyse ist auf den Umgang mit den (mittelalterlichen) Quellen und auf den Stellenwert des Mittelalters innerhalb des neu entstandenen Rezeptionsproduktes gerichtet. Auch die musikalische Umsetzung wird dahingehend beleuchtet und mit der Ebene der Text-Rezeption in Beziehung gesetzt, denn im Gegensatz zu früheren Werken wird nun auch häufig musikalisch auf überliefertes Material oder aber auf mittelalterliche Kompositionstechniken zurückgegriffen.
In einer abschließenden Gesamtschau auf den Katalog und die Einzelanalysen gelingt eine Einordnung der Mittelalter-Rezeption im Musiktheater in Strömungen der Mittelalter-Rezeption um die Jahrtausendwende insgesamt.

Rezensionen

„Die Ergebnisse: Im untersuchten Zeitraum ist ein konstantes Interesse am MA. im Musiktheater zu erkennen; die Gründe, ein MA.-Thema für ein Werk zu wählen, sind höchst unterschiedlich; vergleicht man die Werke mit denen des 19. Jh., ist festzustellen, dass heute der Künstler den Quellen näher bleibt bzw. diese bewusster in die Gestaltung mit einbezieht und damit ein anderes, reflektiertes Mittelalter-Bild (re)konstruiert. Die Auswahlkriterien für die Einzelanalysen folgen teils pragmatischen, teils systematisierenden Gesichtspunkten; die Werke wurden nach ihrer Verfügbarkeit, nach ihrer Aktualität und nach der Heterogenität ihrer Thematik und Darstellungsweise ausgewählt. Damit leistet die Arbeit einen wichtigen interdisziplinären Beitrag zum großen Bereich der produktiven Mittelalter-Rezeption.“

Siegrid Schmidt

In: Germanistik. 52 (2011) Heft 3-4. S. 992.

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„Für die Rezeption des Mittelalters spielt, so die Verf., das Musiktheater eine bedeutende Rolle. Die Umsetzung der mittelalterlichen Stoffe in einer Oper erscheint der Verf. mehr dem Mittelalter zu entsprechen, als die gemeinhin übliche stille Lektüre des Textes. Auf dieser Basis erhält die Fallstudie zur Umsetzung des „Parzival“ in einem Opernprojekt der Hochschule
für Musik und Theater Rostock (1997) unmittelbare Relevanz für ein modernes Mittelalterverständnis. Analysiert wird das Libretto und die im Programmheft beigegebenen Materialien in engem Konnex zu Wolframs von Eschenbach „Parzival“ und Chrétiens de Troyes „Conte du graal“. Schindler nimmt damit die Grundidee des Dramatikers und Übersetzers Simon Werle auf, der seinen modernen „Parzival“ ausdrücklich an diese beiden mittelalterliche Werke rückbindet, gleichzeitig aber parabelhaft im Stil des absurden Theaters hochmodern erzählt.“

J.W.

In: Bibliographical Bulletin of the International Arthurian Society. LXII (2010). S. 52.

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„Die Verfasserin dieser Bamberger Dissertation schließt im Alleingang eine Forschungslücke: Denn der Bereich des modernen Musiktheaters war in Arbeiten zur Mittelalter-Rezeption noch nicht im Überblick und zusammenfassend untersucht und dargestellt worden, sondern nur hinsichtlich Einzelaspekten und vor allem in Fallstudien. Die klar aufgebaute und gut lesbare Arbeit zerfällt in zwei große Teile: einen Katalog der einschlägigen Werke seit 1945 sowie vier Fallstudien. (...)
Alle, die sich künftig mit Mittelalter-Rezeption beschäftigen, werden Schindlers Buch, vor allem den Katalogteil, als unverzichtbare Grundlage benützen müssen.“

Ulrich Müller

In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur. 139 (2010) Heft 4. S. 537-542.

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„Überaus erfreulich ist von Beginn an, dass sich Schindler nicht in der Debatte über die begriffliche Unschärfe des Terms Mittelalterrezeption verfährt, sondern diese als Stärke der Arbeit nutzt. Sie nimmt eine Zuordnung mittels einfach überprüfbarer Kriterien vor, die sowohl primäre wie sekundäre Rezeption eines mittelalterlichen Stoffs einschließen, indem sie schlicht auf inhaltlicher Ebene nach historischen Personen oder Ereignissen aus dem Mittelalter sucht. Daher werden auch jene Werke mit einbezogen, deren Handlung oder Figuren nur ihrer eigenen zeitlichen Angabe nach im Mittelalter situiert sind. (...)
Der Katalog (...) erfüllt mit seiner offenen und luziden Präsentation der Quellen alle Erwartungen. Den gründlich erarbeiten, gut 140-seitigen Katalog kennzeichnet ein sehr hohes Maß an Übersichtlichkeit und Nachvollziehbarkeit, was es leicht macht, diesen als Ausgangspunkt für weitere vertiefende Studien zu nutzen. Damit hat Schindler eine Ausgangsbasis geschaffen, die für viele Generationen bei der Annäherung an das Mittelalter-Musiktheater unentbehrlich sein wird.“

Silke Hoklas
In: Theaterforschung.
http://theaterforschung.de/rezension.php4?ID=1031
(14. September 2010)

Autoreninfo

Andrea Schindler
Studium der Germanistik, Theaterwissenschaften und Musikpädagogik an den Universitäten Erlangen und Bamberg; Magister Artium; seit 2005 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Deutsche Philologie des Mittelalters der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

Reihentext


Es ist das Anliegen dieser Buchreihe, in der Dissertationen, Habilitationsschriften, sonstige monographische Darstellungen und Sammelbände erscheinen werden, die Interdisziplinarität der modernen Mittelalterforschung noch mehr hervorzuheben und zu fördern als dies bisher der Fall ist. Angenommen werden Arbeiten aus allen Gebieten der Mediävistik, sofern der Aspekt der Interdisziplinarität darin betont wird, d.h. sofern sie die Grenzen eines einzelnen Faches zu überschreiten suchen.

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